Einmal Filmluft schnuppern, ist der Traum vieler Leute, völlig egal, wie alt sie sind. Meiner war es auch und deshalb habe ich mich als Teenager bei mehreren Agenturen gemeldet und habe es so sogar in einen Avengers– Film geschafft. Ja, ich war nur ein kleiner Pixel am Bildrand. Aber aufregend war es trotzdem.
Wenn du auch mal neben Tony Stark und Co. stehen willst, dann Öhrchen gespitzt: Ich verrate dir, wie du Komparse werden kannst in den ganz großen Filmen.
Komparse werden: 12 Tipps, die dich vor die Kamera bringen
Komparse werden ist nicht wirklich schwer. Meistens sind es wenige Klicks und ein paar Bilder. Danach gebucht zu werden, ist der schwierigere Part.
1. Finde heraus, wo das Hollywood deiner Region liegt
Überall in Deutschland werden Filme gedreht, in den Großstädten natürlich mehr als auf dem Land. Aber manchmal sind auch kleine Städte wie Chemnitz groß gefragt. Informiere dich, wo bei dir in der Gegend viel gedreht wird, vielleicht kannst du dich dort bei einer kleinen Agentur melden.
2. Finde Agenturen
In jeder Region gibt es Komparsenagenturen, die für ihr Bundesland oder ihre Stadt dann von den Produktionen angefragt werden und euch vermitteln. Du wirst niemals direkt vom Film angestellt, sondern immer in einer Vermittleragentur.
Natürlich gibt es auch deutschlandweite Agenturen. Eine der Größten, ist beispielweise Filmgesichter. Hier kannst du dich online registrieren und wirst über Castings und Drehtermine in deiner Stadt informiert und angefragt.
Lass die Finger von Agenturen, die ein Abomodell haben. Eine Aufnahmegebühr ist normal für das Erstellen der Sedcard und Fotos. Aber seriöse Agenturen vermitteln dich, ohne dir dafür auch noch Geld aus der Tasche zu ziehen.
3. Schieße ordentliche Bilder von dir
Bei einigen Agenturen kannst du vorbei schauen und die Bilder vor Ort machen lassen, wenn du dort ein Komparse werden möchtest. Solltest du weit weg wohnen, dann geht meistens auch ein Upload von Bildern. Diese sollten IMMER unretuschiert sein, gut beleuchtet, ungeschminkt und vor einem weißen Hintergrund.
Außerdem solltest du sie aktualisieren, wenn du deine Frisur änderst, oder deine Haare gewachsen sind. Oft werden Komparsen anhand von bestimmten physischen Merkmalen ausgesucht, auch diese kannst du auf den Bildern festhalten, Tattoos etwa.
Schön bringt übrigens nicht immer viel. Manchmal sind Typen gefragt, also scheu dich nicht, deine Besonderheiten zu zeigen.
4. Gib Talente an
Du kannst jonglieren oder Einradfahren. Das muss in deine Sedcard, denn manchmal werden genau solche Talente gesucht. Auch Sprachen, Dialekte und Tanzstile können dir einen Komparsenjob einbringen.
5. Als Pärchen anmelden
Sehr oft werden auch Pärchen gesucht, um eine Knutschszene im Hintergrund zu spielen. Das gibt nicht nur mehr Geld als die einfache Komparsengage, sondern macht auch doppelt Spaß. Hast du einen Partner, der Bock darauf hat, dann meldet euch gemeinsam an und vermerkt in euren Profilen, dass ihr ein Paar seid.
Genauso kannst du dich mit deiner Familie anmelden oder mit Haustieren und Autos. Auch das wird manchmal gesucht.
6. Lese Zeitung & Social Media
Folge verschiedenen Agenturen online und verpasse so kein Casting. Wenn deine Eltern noch Zeitung lesen, dann lasse sie Ausschau halten nach Anzeigen. Wird ein großer Film in deiner Gegend geschossen, dann wird auch oft über Zeitungsannoncen gesucht.
7. Historische Filme?
Du willst in historischen Filmen mitspielen? Ja, die Kostüme sind schon ziemlich klasse. Dafür musst du aber auch einige Voraussetzungen mitbringen: Keine auffällig gefärbten Haare, keine Extensions, künstlichen Nägel, Tattoos oder Piercings (Ohrringe sind okay). Außerdem brauchst du mindestens schulterlange Haare als Frau und musst auch bereit sein, sie dir von der Kostümabteilung schneiden zu lassen.
8. Stand In & Lichtdoubles
Hast du zufällig die Größe und Maße eines Schauspielers, dann kann es sein, dass du als Lichtdouble infrage kommst. Du wirst dann nicht wirklich im Film zu sehen sein, sondern vor den Szenen an den angegebenen Stellen stehen, damit die Lichttechnik die Szene einrichten kann ohne, dass der Schauspieler antanzen muss.
Manchmal kannst du auch kleine Szenen bekommen, bei dem man den Star nicht erkennt. Wenn er zum Beispiel nur von hinten gefilmt wird oder im Auto vorbei fährt. Dafür kannst du dich nicht extra bewerben, sondern wirst ausgesucht von der Regie.
9. Wieviel Geld gibt es?
Statisten bekommen den Mindestlohn und werden meistens für einen kompletten Tag gebucht. Das heißt 10 Stunden. Ihr bekommt als 95 € Tagessatz. Wenn ihr eher gehen dürft, weil eure Szenen fertig sind, dann bekommt ihr trotzdem das gesamte Geld. Wenn ihr länger bleiben müsste, dann gibt es meist 10 € pro weitere Stunde. Dazu gibt es Nachtzuschläge ab 22 Uhr.
Wenn ihr eine kleine Sprechrolle habt, dann erhöht sich die Gage meistens auf 200 – 400 €, wer Haut zeigt, weil er in Unterwäsche zu sehen ist oder zum Beispiel rumknutscht mit jemandem, bekommt ebenfalls mehr Geld. Zeigt man sich nackig, kann man auch mal 800 € am Tag kassieren.
Manchmal werden Komparse auch über mehrere Wochen gebucht, dann kann es auch sein, dass du eine höhere Gage bekommst und sogar eine Unterkunft gestellt bekommst.
10. Castings & Fittings
Selten kommt es vor, dass es ein extra Casting gibt, denn meistens werden Komparsen nach ihren Fotos gecastet. Handelt es sich um eine kleine Sprechrolle oder eine besondere Rolle, die Emotionen zeigen muss, dann gibt es meistens ein Casting im Vorfeld mit dem Regieassistenten.
Das Wichtigste beim Casting ist eine verständliche Aussprache und Authentizität. Lass die Theaterskills also Zuhause. Weniger ist meistens mehr.
Bei Filmen aus der jetzigen Zeit werdet ihr meistens gebeten, eure eigenen Sachen mitzubringen. Sucht euch immer gedeckte Farben ohne Logos und Muster aus ( die fallen zu sehr auf und ihr könnt weniger oft durch das Bild laufen!). Für historische Filme gibt es immer ein Kostümfitting einige Tage davor. Auch dafür bekommt ihr eine Aufwandsentschädigung.
11. Hollywoodfilme in Deutschland
Wenn du bei einem Hollywoodfilm dabei sein willst, dann geht das meistens über eine große Agentur, denn an diese wenden sich die ausländischen Produktionen eher als die lokale städtische Agentur. Melde dich also bei diesen an.
Und jetzt kommt der tricky Part: Hollywoodfilme werden sich niemals als solche outen. Sie werden einen völlig verkorksten Decknamen wählen, die dir vermutlich nichts sagen. So lief es bei mir bei dem Avengerfilm: Erst als ich Captain America gesehen habe, wusste ich, was gedreht wird. Dass ich bei Atomic Blonde durchs Bild laufe, war mir erst ein Jahr später bewusst.
Wenn du ans Set kommst und deine erste Aufgabe ist es, eine Verschwiegenheitsklausel zu unterzeichnen, dann bist du ziemlich sicher bei einer teuren ausländischen Produktion, denn bei deutschen Filmen ist das meistens nicht der Fall.
12. Doch lieber zu GZSZ?
Auch Serien suchen laufend nach Komparsen. Hierfür werden aber nicht immer Agenturen angestellt, sondern die Sender haben meistens ihre eigene Komparsenkartei. Für GZSZ ist das zum Beispiel die Ufa Talentbase.
Fazit: Zeig, was dich ausmacht!
Und sei flexibel. Wer pünktlich ist und nicht negativ auffällt, der wird gern wieder gebucht und von der Agentur vermittelt. Vielleicht merkst du aber auch, dass das Komparsenleben nichts für dich ist. Ich verspreche dir aber, dass es sich zumindest einmal lohnt und das schon allein, um die anderen Komparsen kennenzulernen. Das ist nämlich auch noch mal eine Hausnummer für sich.
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