Langjährige Beziehungen leben von ihren Höhen und Tiefen – und das nicht nur in Sachen Streit, sondern auch in Sachen Sex. Mal gibt es Phasen, da kann man die Finger nicht voneinander lassen, testet Neues aus und kehrt zurück zu den spontanen Sexabenteuern vom Anfang. Mal herrscht aber auch einfach Flaute im Bett.
Und dann gibt es die Situation, in der ein Partner will, der andere aber nicht so richtig Bock hat. Nichtsdestotrotz kommt es in diesen Situationen häufig zum Sex: dem sogenannten Maintenance Sex, auch Pflichtsex genannt. Manche Sextherapeut:innen meinen, dass diese Pflichthandlung die Beziehung retten kann. Wir sind uns da nicht ganz so sicher. Zwei Meinungen für und gegen den Pflichtsex.
Diese Meinungen erwarten dich zum Thema „Pflichtsex“
Pflichtsex: Muss das sein?
Die Pflicht, Sex zu haben. Wie unsexy ist das denn? Und überhaupt grenzt der Begriff an Nötigung, immerhin sollte Sex eine freiwillige Angelegenheit sein! Und doch entscheiden sich viele Langzeitpaare dafür, ihr Sexleben nach Kalender zu führen – haben mit Kindern manchmal gar keine andere Wahl. Für viele ist Pflichtsex eine Art Kompromiss, den sie eingehen, um sich in die Beziehung einzubringen und die Beziehung zu halten.
Immerhin gehört Sex für die meisten dazu und sexuelle Unlust lässt bei vielen direkt die Frage aufschrillen, ob die Beziehung jetzt überhaupt noch Bestand haben kann. Auf der anderen Seite stehen zum Glück Studien, die zeigen, dass mehr als einmal Sex pro Woche auch nicht glücklicher macht…
Wie zufrieden sind die Deutschen eigentlich in Sachen Sex?
Die Dating-Plattform ElitePartner hat sich dieser Frage angenommen und 10.000 Internetnutzer:innen befragt, wie häufig sie miteinander schlafen und wie zufrieden sie mit ihrem Liebesleben sind. Das ernüchternde Ergebnis: Ganze 57 % geben an, mit ihrem Sexleben unzufrieden zu sein – allerdings nicht nur aufgrund der Häufigkeit, sondern auch wegen der Qualität des Liebesspiels.
Auch interessant ist die Erkenntnis, dass Paare mit einmal Sex pro Woche deutlich häufiger Sex haben als Singles. Nur ein Drittel der Single-Frauen hat der Umfrage zufolge mehr als einmal pro Monat Sex. Single-Männer haben allerdings deutlich häufiger Sex. Weitere Erkenntnisse in Sachen sexuelle Zufriedenheit findest du hier.
Ein Für und Wider des Maintenance Sex
Beim Thema Pflichtsex scheiden sich die Geister und auch redaktionsintern lässt sich darüber diskutieren. Wir haben zwei Frauen so Wort kommen lassen, die gute Argumente für und wider den Maintenance Sex haben…
Mona, 27: „Sex ist wie Pizza: Welche zu haben ist immer besser als keine zu haben. Auch wenn man gerade lieber ein Eis hätte.“
Beziehungen sind scheißanstrengend. Niemand stolziert so einfach durch jahrlange glückliche Zweisamkeit hindurch, ohne zwischendurch sein Sexleben von Grundauf in Frage zu stellen.
Ein paar Minuten Vorspiel,zwei, drei Stellungen abarbeiten und dann den Kopf wieder Richtung Netflix drehen. Langeweile schleicht sich ein. Das ist ganz normal und eine Baustelle, die wir an anderer Stelle behandeln. Richtig guten Sex stelle ich mir beispielsweise vor wie in diesem Artikel beschrieben.
Das Wort Pflichtsex klingt schon so abturnent, dass man es einfach hassen muss. Die Formulierung ist schon schlecht gewählt. Denn jetzt denk doch mal nach: Jede Art von Penetration hat das Potenzial dich zum Stöhnen, zum Augenverdrehen oder sogar zum Orgasmus zu bringen. Vorausgesetzt du lässt dich auf das Spiel ein.
Ich lasse mich unheimlich gerne zu Sex überzeugen. Das bedeutet aber auch, dass ein unmotiviertes Grunzen und Unterhose-Ausziehen bei Weitem nicht reicht, um da unten die Wasserwerke einzuschalten. Da gehört ein wenig mehr dazu. Wenn er dazu nicht bereit ist, sich ein wenig anzustrengen, Finger und Zunge arbeiten zu lassen, dann ist sein Verlangen wohl auch nicht sonderlich groß.
Andersherum ist es doch genauso: Ich erwarte nicht von ihm, dass er sofort rattig wird, wenn ich seine Hand zwischen meine Beine stecke. Er hat zwar das Recht auf keinen Bock, aber ich habe gleichzeitig das Recht ihn doch noch überzeugen zu wollen. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln.
Lisa, 27: „Das ist Bullshit und obendrein mental ungesund sich so unter Druck zu setzen!“
Versteht mich nicht falsch, auch ich hatte schon Sex, ohne so hundertprozentig Bock darauf zu haben. Das hatte verschiedene Gründe: Entweder wollte ich meinen Partner nicht enttäuschen oder aber, ich wusste, dass ich vielleicht nur einen kleinen Schubs brauche, um selbst in Stimmung zu kommen. Und in den meisten Fällen war es dann tatsächlich so, dass ich nach etwas Vorspiel Feuer und Flamme war und aus Pflicht pures Verlangen wurde.
Aber halt nicht immer. Und dann liegt man da, möchte nichts vorspielen, hat aber auch nur so halb Bock und möchte das Ganze dem Partner zuliebe nicht abbrechen. Eine wirklich unangenehme Situation, die schlicht nicht sein muss.
Daher bin ich gegen Pflichtsex. Weder mein Partner noch ich sollen das Gefühl haben, wir müssten Sex miteinander haben, weil sonst die Beziehung darunter leidet. Das ist Bullshit und obendrein mental ungesund sich so unter Druck zu setzen.
Mein Plädoyer: Wem etwas fehlt in seiner Beziehung, sexuell oder emotional, der soll sich zunächst mal zusammensetzen und in Ruhe mit seinem Partner darüber sprechen. Und bitte: Plant euer Sexleben nicht, fasst lieber einen guten Moment ab, in dem ihr wirklich Lust habt, überrascht euren Partner nackt oder lasst euch ab und an auf die Verführungsversuche eures Partners ein.
Wenn ihr während des Vorspiels so gar nicht in Fahrt kommt, brecht das Vorhaben ab. Es ist keine Schande mal länger keinen Sex zu haben, so lange ihr euch anders Nähe und Liebe gebt!
Fazit: Jede Beziehung geht anders mit Pflichtsex um
Niemand kann sagen wie der goldene Weg beim Sex innerhalb einer Beziehung ist. Die einen brauchen mehr Sex, die anderen weniger. Die einen probieren sich durch ihre gesamte Wohnung, andere leben ihre Zweisamkeit mit ihrer ganz persönlichen Sex-Bucketlist aus.
Statistisch ist aber erwiesen, dass ein ausgeglichenes Sexleben unfassbar wichtig für eine glückliche Beziehung ist. Dabei geht es nicht nur darum, in jeder freien Sekunde aufeinander herumzurobben, sondern sich innig mit den Berdürfnissen des Anderen auseinanderzusetzen.
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