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our weekly heroine Valentina Vapaux: „Ich bin kein Objekt und nichts und niemand kann mich zu einem Objekt machen.“

Valentina Vapaux ist Autorin und Social-Media Creator. Mit uns hat sie über die Themen Reizüberfluss, Sexualität und warum es wichtig ist, sich in der Selbstfindungsphase keinen Druck zu machen, gesprochen.

valentina Vapaux
© Pressebild

Valentina Vapaux ist Autorin, Social-Media Creator und studiert nebenbei Politik- und Literaturwissenschaften. 2021 veröffentliche sie ihr erstes Buch „Generation Z: Zwischen Selbstverwirklichung, Insta-Einsamkeit und der Hoffnung auf eine bessere Welt“. In diesem spricht sie über die Möglichkeiten und Probleme, sowie die Gefühle einer ganzen Generation. 

Bei wmn küren wir jede Woche eine inspirierende Frau zu our weekly heroine. Diese Frauen empowern uns und reißen uns mit ihren starken Aussagen mit. Im Interview spricht sie mit uns unter anderem über die Tabuisierung weiblicher Sexualität und ob Labels in der Selbstfindungsphase wichtig sind.

Valentina Vapaux kurz & knapp

  • Valentina ist eine junge Journalistin, die in Berlin lebt
  • Neben ihrem Job als Social Media Creator beschäftigt sie sich viel mit Literatur, schreibt Essays und Gedichte
  • Sie befasst sich viel mit gesellschaftskritischen Themen wie Sexualität, Reizüberfluss, aber auch Sexismus und teilt in ihrem Buch ihre eigenen Erfahrungen
  • Valentina möchte ihren Leser:innen das Gefühl geben, dass sie nicht mit ihren Gedanken und Problemen allein sind und besonders dazu anregen, Dinge zu hinterfragen.
our weekly heroine Valentina Vapaux: „Ich bin kein Objekt und nichts und niemand kann mich zu einem Objekt machen.“

our weekly heroine Valentina Vapaux: „Ich bin kein Objekt und nichts und niemand kann mich zu einem Objekt machen.“

Valentina Vapaux ist Autorin und Social-Media Creator. Mit uns hat sie über die Themen Reizüberfluss, Sexualität und warum es wichtig ist, sich in der Selbstfindungsphase keinen Druck zu machen, gesprochen.

Valentina Vapaux im Interview: „Ich finde es wichtig zu kritisieren, was diese Apps und Social-Media als Ganzes mit unserem Verhältnis zu Beziehungen und Freundschaften gemacht haben.“

wmn: In deinem Buch gibt es ein Kapitel zum Thema Sex & Liebe, indem du über Dating-Apps sprichst und über deinen eigenen Erfahrungen. Denkst du, Beziehungen wären einfacher einzugehen, wenn es die Möglichkeit des Online-Datings nicht geben würde?

Valentina Vapaux: Ich würde nicht grundlegend sagen, dass Beziehungen in unserer Generation schlechter oder schwieriger einzugehen sind, nur wegen dieser Apps. Ich finde es wichtig zu kritisieren, was diese Apps, aber auch Social-Media als Ganzes mit unserem Verhältnis zu Beziehungen und Freundschaften machen. Wenn man eine Zeit lang viel auf Tinder swipt, verändert sich meiner Erfahrung nach der Anspruch und die Kommunikation zwischen Menschen. Das kann dazu führen, dass man sich selbst verändert.

Das habe ich bei mir ganz stark gemerkt. Man nimmt die Leute weniger als Menschen wahr, sondern teilt die so sehr in Kategorien ein. Es kommen weniger zwischenmenschliche Beziehungen. Man sollte die Apps nicht verteufeln und sagen „oh mein Gott, das ist jetzt das größte Übel“, sondern einen Umgang damit finden.

„Die Apps an sich sind kein Problem, sondern das System, in dem sie existieren, ist problematisch“

wmn: Also ist es positiv, dass es diese Apps gibt, aber es kommt auf einen selber an, wie man damit umgeht?

Valentina Vapaux: Die Apps an sich sind kein Problem, sondern das System, in dem sie existieren. Denn es ist schwierig für junge Menschen, die gerade heranwachsen und erst lernen, was es bedeutet, Liebesbeziehungen und Freundschaften zu führen.

wmn: Du sprichst in deinem Buch über einen Reizüberfluss, diesbezüglich hast du geschrieben „Von überall kommen Leute und sagen dir, du hast so viele Möglichkeiten – mach was daraus. Und du sitzt da und denkst dir, sind alle Möglichkeiten nicht schlicht zu viele?“

Wie gehst du persönlich damit um?

Valentina Vapaux: Es war so und es ist auch teilweise immer noch so, dass diese unendlich vielen Möglichkeiten – also tausende Studiengänge, Millionen YouTube Videos, tausend Orte – mich überfordern.

Im Endeffekt kann ich mich dann für gar nichts entscheiden. Es ist kein schönes Gefühl, sich für eine Sache zu entscheiden und gleichzeitig gegen unendlich viele Möglichkeiten sausen zu lassen.

Es ist wichtig, zwei, drei Schritte zurückzugehen und sich zu überlegen: „Was will ich wirklich und was sind meine Werte?“ Wenn man seine Persönlichkeit stärkt und herausfindet, was man möchte, dann ist es einfacher, abzusagen oder zuzusagen.

Valentina vapaux
Valentina Vapaux ist der Meinung, dass es besonders ist, sich nicht selbst unter Druck zu setzen. Foto: Valentina Vapaux

„Wenn wir im Thema Gleichberechtigung zwei Schritte nach vorne gehen, gehen wir als Gesellschaft auch immer wieder einen Schritt zurück“

wmn: In deinem Buch erzählst du davon, dass du in der Schule aufgrund deiner sexuellen Selbstbestimmung auf Differenzen gestoßen bist. Warum fiel es dir trotzdem leicht, damit umzugehen?

Valentina Vapaux: Mein persönlicher Wertekompass hat mir dabei geholfen. Meine Freiheit, meine Selbstbestimmung und das Ausleben meiner Persönlichkeit sind existenziell für mich. Damals habe ich das auch als etwas Auffälligeres wahrgenommen, als ich das jetzt tun würde. Einfach, wie ich mich angezogen habe, dass ich keinen BH getragen habe, solche Sachen.

Das hat mir Selbstbewusstsein gegeben, aber es war auch ein Schutzmechanismus für mich.

wmn: Du sprichst sehr viel über Sexualität, besonders die weibliche Sexualität. Wieso wird sie heutzutage immer noch tabuisiert?

Valentina Vapaux: Das Thema sexuelle Gleichberechtigung ist immer eine Art Treppe in zwei Richtungen. Ich stelle mir das bildlich immer so vor, wie zwei Rolltreppen. Die eine geht sehr schnell und über zwei Stockwerke. Die andere fährt rückwärts. Das bedeutet, wenn wir im Thema Gleichberechtigung zwei Schritte nach vorne gehen, gehen wir als Gesellschaft auch immer wieder einen Schritt zurück.

Das ist einfach eine sehr langsame Entwicklung. Ich glaube, es wird noch eine lange Zeit dauern, bis wir an dem Punkt sind, an dem Frauen ihre Sexualität ausleben können, ohne dafür nicht gesellschaftlich bestraft oder angegriffen zu werden.

Valentina Vapaux
Valentina Vapaux ist es wichtig, sich die Meinung von anderen anzuhören und zu wissen, wieso sie diese haben. Foto: Pressebild

„Ich möchte der Person auch nicht ihr Weltbild wegnehmen.“

wmn: Wie sollte man mit Menschen umgehen, die Sexismus nicht sehen und wie sollte man mit diesen über Sexismus sprechen?

Valentina Vapaux: Es ist sehr einfach, einen Essay oder ein Buch zu schreiben, in dem man seine eigene Meinung darlegt. Da kann man auf emphatische Weise erklären, warum es nicht in Ordnung ist, diskriminiert zu werden. Zum Beispiel wird man als Frau für die Karriere, für das Ausleben der Sexualität und sogar für seine Kleiderwahl verurteilt.

Aber wenn man jemanden vor sich hat, der wirklich noch extrem sexistisch ist, dann fällt es mir auch immer superschwer, in die Konfrontation zu gehen.

Das, was mir eigentlich am meisten geholfen hat, ist in einer Gruppe zu sein. Ich möchte der sexistischen Person nicht ihr Weltbild wegnehmen, sondern ich möchte eher die Person fragen und wissen, warum sie so denkt. Ich will die Person anregen, das Ganze zu hinterfragen, anstatt einfach nur meine Meinung darauf zu ballern.

„Es gab schon immer bisexuelle Menschen oder auch pansexuelle Menschen. Die Frage ist nur: Wie geht die Gesellschaft damit um?“

wmn: Wann hast du genau angefangen, deine Sexualität zu hinterfragen?

Valentina Vapaux: Eigentlich schon immer, aber man kann es nicht so auf einen Moment zurückzuführen, weil es auch teilweise etwas ganz Unterbewusstes ist. Zum Beispiel, wenn ich mit meinen Freundinnen in der sechsten Klasse so Küssen geübt habe, dann war es für mich nicht klar, dass die das irgendwie anders spüren oder anders wahrnehmen als ich.

Mit 14 oder 15 habe ich angefangen, darüber im gesellschaftlichen Sinne oder politisch nachzudenken.

wmn: Findest du, dass Labels wichtig sind? Waren sie für dich hilfreich?

Valentina Vapaux: Für mich ist es superhilfreich zu sagen, dass ich bisexuell bin und dieses Label hat mir in meiner Entwicklung sehr geholfen und wie ich mich identifiziere. Aber ich bin niemand, die sagt, dass Labels irgendwie notwendig sind, und es ist völlig okay, sich nicht irgendwie zu betiteln.

Es ist ein langer Findungsprozess und auch meiner ist noch lange nicht abgeschlossen. Es ist ganz wichtig, dass wir Leuten die Möglichkeiten geben, sich für ein Label oder auch gegen eins zu entscheiden.

wmn: Wie stehst du dazu, dass Leute sagen, dass es nur ein Trend ist, bisexuell zu sein?

Valentina Vapaux: Es gab schon immer bisexuelle Menschen oder auch pansexuelle Menschen. Die Frage ist: Wie geht die Gesellschaft damit um. Und in welcher Zeit. Es kann sein, dass aktuell mehr Leute sich als bisexuell oder pansexuell ansehen als früher.

„Nichts und niemand kann mich zu einem Objekt machen.“

wmn: Hast du noch einen Tipp für Menschen, die mit so negativen Kommentaren konfrontiert werden und wie sie damit umgehen können?

Valentina Vapaux: Sieh dich selbst als Subjekt. Sage zu dir selbst: „Ich bin kein Objekt und nichts und niemand kann mich zu einem Objekt machen.“ Wenn du mich Schlampe nennst oder mir irgendwelche Beleidigungen an den Kopf wirfst, bin ich das nicht. Ich bin ich und ich bin eine Person.

wmn: Hast du einen Tipp für die Menschen da draußen, die gerade dabei sind, sich selbst zu finden?

Valentina Vapaux: Das Wichtigste ist, einfach alles auf sich zukommen zu lassen. Sich in nichts reinzustürzen. Man muss sich nicht für ein Label entscheiden, man kann auch über Jahre so einen Prozess durchlaufen. Wenn man das Gefühl hat, dass man weiß, wer man ist, dann ist das so. Das kann man nicht erzwingen. Man kann daran arbeiten, aber wenn es kommt, dann kommt es.

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