Schon in der Schule haben wir gelernt, wie wir Tampons untereinander austauschen, als wären es Drogen. Wenn dann mal keins da war, oder wir uns nicht getraut haben, zu fragen, kann man da schon mal kreativ werden. Warum du aber Tampons nicht selber machen solltest, erfährst du hier.
Tabuthema Periode
Was stimmt mit unserer Gesellschaft nicht, dass wir uns für eine ganz normale Körperfunktion als eklig und schambesetzt empfinden? Im Teenageralter, meist zwischen dem elften und fünfzehnten Lebensjahr, geht es los. Plötzlich sind die Blutstropfen da. Die erste Menstruation einer Frau wird als „Menarche“ bezeichnet und auf sie folgen noch viele Blutungen: rund 500. Auf diese Zahl kommt man, wenn man bedenkt, dass eine Frau etwa 38 Jahre ihres Lebens fruchtbar ist und ein durchschnittliche Zykluslänge von 28 Tagen hat.
Der Tampon als stille Revolution
In den 50er-Jahren kam der Tampon in Deutschland auf den Markt, eine stille Revolution in puncto Bewegungsfreiheit und Sicherheit in der Menstruationshygiene.
Der Einkauf von Frauenhygieneartikeln gestaltete sich aber noch lange als eher schwierig. Gesellschaftlich war das Thema Menstruationshygiene tabu. So war etwa in einem gängigen Aufklärungsbuch der 50er- und 60er-Jahre – dem „großen Mädchenbuch“* – zu lesen:
Man spricht nicht unnötig davon – auch wenn es sich um die natürlichste Angelegenheit handelt.
Das große Mädchenbuch
Eine Haltung, die dazu führte, dass manche Hersteller ihren Produkten extra angefertigte Zettel beilegten. Auf diesen war der Einkaufswunsch so vorformuliert, dass die „diskreten Päckchen“ vom Apotheker nur noch über die Ladentheke geschoben werden mussten, denn öffentlich wollte man sich nicht mit diesem „peinlichen“ Thema befassen.
Im Zuge zunehmender Liberalisierung wurde das Thema immer mehr enttabuisiert, sodass Hygieneartikel überall im Handel und nicht nur in Apotheken verkauft wurden. Der Tampon, der – neu für Deutschland – 1950 auf den Markt kam, hat viel zur Aufklärung und zur Entwicklung des neuen, weltoffenen Frauentyps beigetragen.
Warum du dir keine Tampons aus Klopapier basteln solltest
Und trotzdem kommt es immer noch zu Situationen, in denen es keine Tampons zur Verfügung gibt, oder die Scham, andere danach zu fragen, zu groß ist. Da greifen viele mal zu einer Notlösung. Von dieser hier solltest du aber auf jeden Fall absehen. Klopapier so zusammenrollen, um es dann, wie ein Tampon einzuführen. Das solltest du aus folgenden Gründen lassen.
Dr. Mann ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Berlin und erklärt uns, warum es sogar gefährlich sein kann.
„Es ist auf keinen Fall empfehlenswert sich Toilettenpapier, an Stelle eines Tampons einzuführen.“
Einerseits hat es nicht die nötige Saugkraft, andererseits löst sich Toilettenpapier in Verbindung mit Flüssigkeit schnell auf, womit der selbstgebaute Tampon nicht mehr in einem Stück entfernbar ist.
„Durch die Rückstände kann es sehr viel schneller zu einer Bakterienvermehrung kommen. Dazu kommt, dass Toilettenpapier, welches mit Duftstoffen behandelt wurde, schnell zu einer Scheidenpilzinfektion führen kann.“
Stattdessen kannst du als kurze Zwischenlösung Klopapier mehrfach falten und für den Moment als Slipeinlage verwenden. Sicher gehst du aber in deinen „kritischen“ Tagen, vor oder nach deiner Periode, mit zusätzlicher Menstruationsunterwäsche. Damit hast du nichts zu befürchten.
Fazit: Tampons selber machen aufgrund von „Period shame“
Das Phänomen der Perioden-Peinlichkeit ist weltweit so verbreitet, dass es dafür sogar eine Bezeichnung gibt: Auf Englisch nennt sich das Ganze „period shame„. Seit einigen Jahren kämpfen Frauen gegen diese Scham an.
Auf Social Media finden sich unter Hashtags wie #endperiodshame und #periodproud künstlerische Bilder von Blutflecken, witzige Cartoons und ironische Sprüche, die zeigen sollen: Die Menstruation ist etwas völlig Normales und wir können miteinander darüber sprechen.
Doch Tausende periodenpositive Instagram-Posts kommen nur schwer an gegen ein Gefühl, das Frauen seit Jahrtausenden eingeimpft wurde.