Model nach Model tritt auf den Laufsteg, der eigentlich gar nicht so richtig einer ist. Im Pressecafé am Alexanderplatz hat die Zuschauer:innenschaft an dem Abend der Fashion Show der Brand MARKE nicht nur Ausblick auf Autos und Hochhäuser, sondern auch auf die spannende neue Kollektion. Was sofort auffällt: Die Models bewegen sich im Schneckentempo. Was hat das mit der Modebewegung insgesamt zu tun? Wir erklären, warum die Fashion Week Berlin dieses Jahr im Zeichen von Slow Fashion steht.
Fashion Week Berlin: Hier dürfen neue Designer:innen ihre Kunst vorstellen
Das Pressecafé befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäude, welches allerlei Historie birgt: In der DDR konnten Medienvertreter:innen ab 1973 buchstäblich einen Blick in den Westen Berlins werfen. Zur Berliner Fashion Week 2024 fungiert es, nach einigen Jahren Schließung, als Ort des Mode-Bebens, bevor es im Frühjahr dieses Jahres gastronomisch genutzt werden soll.
Vielen ist das Pressecafé am Alexanderplatz außerdem durch sein 76 Meter langes Kunstwerk von Willi Neubert über der gläsernen Fassade ein Begriff.
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Nostalgisch, gemächlich und urban
Am Abend des 5. Februars, dem ersten Tag der Fashion Week Berlin, ging in dem imposanten, historischen Space die Show MARKE X NEWEST vonstatten. Die Bestuhlung war so gestaltet, dass Gäste quer verteilt in den weiten, urbanen Räumlichkeiten des Pressecafés saßen.
So hatte jede:r ganz individuell die Möglichkeit, den Blick über die Looks schweifen zu lassen – schließlich waren die Models durch die verwinkelte Raumordnung und ihren langsamen Schritt überdurchschnittlich lange im Saal.
MARKE AW 24: Ein Fashion-Gottesdienst
Lange verweilen, das sollen dabei nicht nur die Models auf dem Laufsteg, sondern auch die Teile der MARKE-Kollektion. Ihr Design ist zeitlos und elegant, mit einigen nostalgischen Momenten: Bubikragen und Rüschen erinnern an Kindheit und Püppchen. Dabei bleibt MARKE, 2021 gelauncht von Designer Mario Keine, stets Unisex. Hier trägt jede:r Rock und Hose.
Durch Elemente auf dem Boden, mittig platziert, mutete es an, als bahnten sich die Models ihren Weg durch eine Tropfsteinhöhle. Und genauso ruhig und atmosphärisch wurde die Musik gestaltet: Mit sanften Orgelklängen und Kerzenschein fühlte man sich wie in einem Fashion-Gottesdienst.
Slower, auf allen Ebenen
Das ganze Show-Konzept passte zur Kollektion und dem derzeit herrschenden Vorsatz, Mode langsamer zu gestalten. Dabei geht es nicht darum, Fortschritt aufzuhalten, sondern Pieces aus hochwertigen Stoffen zu entwerfen, die sich nicht an reinen Fast Fashion Trends entlang hangeln. So müssen sich die alle halben Jahre stattfindenden Fashion Weeks und das Konzept der Slow Fashion nicht beißen.
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Berlin Fashion Week: Junges Potenzial
Unterstützt wurde die Show von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Berlin. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey erklärte zur Eröffnung der Fashion Week Berlin, dass Mode in Berlin zu Hause sei und es noch viel Potenzial gäbe.
Potenzial wurde auf jeden Fall in der Show MARKE X NEWEST sichtbar. Die junge „Marke“ verbindet progressive Looks mit stiller, teils verspielter Nostalgie.