Stell dir vor, du sitzt im Flugzeug, bereits angeschnallt. Das Flugzeug wird gleich abheben. Urlaubsstimmung kommt auf. Da stürmt die Polizei plötzlich das Flugzeug. Eigentlich sollte der Flieger sich auf den Weg ins Sonnenparadies Mauritius machen, als die Crew bemerkt, dass sich einer der Piloten merkwürdig benimmt – der 49-Jährige hat eine Alkoholfahne.
Da ich die Besatzung nicht anders zu helfen weiß, rufen sie die Polizei. Die rücken an, betreten das Cockpit und nehmen den Piloten fest. Was wie eine Szene aus einem Actionfilm klingt, war für Passagier:innen vor ein paar Jahren bittere Realität.
Seitdem kamen unzählige Fälle ans Licht, bei denen betrunkene/angetrunkene Pilot:innen an ganz normal ihren Dienst antraten. Doch wie kann es sein, dass Pilot:innen in betrunkenen Zustand das Cockpit betreten dürfen? Wir haben die wichtigsten Informationen für dich.
Mehr Informationen: Pilot erklärt: Kann ein normaler Passagier ein Flugzeug landen?
Betrunkene Pilot:innen – Gründe & Folgen
Zwei Piloten von United Airlines wurden bereits festgenommen, weil sie mit zu viel Alkohol im Blut nach Schottland fliegen wollten. Ein Pilot von Sri Lanka Airlines trat in Frankfurt betrunken seinen Dienst an und wurde von den Behörden festgenommen. Auch bei Air Transat in Schottland wurden Piloten wegen ihres Alkoholpegels am Fliegen gehindert. Trinken Pilot:innen also besonders viel?
Hans-Werner Teichmüller, ehemaliger Präsident des Deutschen Fliegerarztverbandes, glaubt das nicht. Gegenüber aerotelegraph verriet er: „Bei Piloten dürfte ungefähr die gleiche prozentuale Häufigkeit von Alkoholgenuss vorliegen wie bei der Gesamtbevölkerung. Alkohol ist in Mitteleuropa nun mal gesellschaftlich akzeptiert“.
Dennoch fügt er an: „Verkehrspiloten tragen eine wesentlich größere Verantwortung als Otto Normalverbraucher. Entsprechend intensiver bewusst sollte es ihnen auch sein – und ist es auch bei der überwiegenden Mehrheit –, dass sie nach Alkoholgenuss mit einem Restpegel dieser Verantwortung nicht vollständig gerecht werden können“, so der Mediziner.
Bei einigen muss dieses Bewusstsein erst durch Kontrollen und Sanktionen geschärft werden. Doch was sind die Gründe? Ist der Beruf des Piloten besonders anstrengend? Sind es die unregelmäßigen Arbeitszeiten?
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Die Gründe für den Alkoholkonsum
Hans-Werner Teichmüller erklärt gegenüber aerotelegraph, dass die Gründe des Trinkens ähnlich sind, wie bei allen anderen aus der Bevölkerung auch. „Es geht um familiäre oder berufliche Probleme, Stress, Verdichtung der Arbeit, Überlastung, generelle oder spezielle Unzufriedenheit, negative Erlebnisse oder Erfahrungen“, so der Fliegerarzt.
Und das, obwohl es Pilot:innen natürlich strengstens verboten ist, unter Alkoholeinfluss zur Arbeit zu erscheinen. Laut des Luftverkehrsgesetzes ist das „ist das Führen oder Bedienen eines Luftfahrzeuges unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen psychoaktiven Substanzen untersagt“. Doch wer kontrolliert das?
Im Gesetz verankert ist auch, dass Pilot:innen mit stichprobenartigen Kontrollen auf Alkohol-, Drogen- und Medikamentenkonsum rechnen müssen. Verantwortlich für die Durchführung der Kontrollen sind, je nach zu kontrollierenden Zielgruppen, das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) und die Luftfahrtunternehmen, schreibt das Luftfahrt-Bundesamt.
Was passiert, wenn der Alkoholtest positiv ist?
Führt die Kontrolle zu dem Ergebnis, dass der Pilot oder die Pilotin aufgrund von Alkohol- oder Drogenkonsum nicht in der Lage ist, ihren Aufgaben nachzukommen, dann kann das weitreichende Folgen haben, heißt es auf der offiziellen Webseite des Luftfahrt-Bundesamtes.
Liegt der ermittelte Blutalkoholwert über 0,0 Promille oder werden bei dem Drogentext andere psychoaktive Substanzen im Speichel nachgewiesen, dann kann den betroffenen Besatzungsmitgliedern als Sofortmaßnahme die weitere Dienstausübung so lange untersagt werden, bis sichergestellt ist, dass sie nicht mehr unter dem Einfluss von psychoaktiver Substanzen stehen.
Wer die Kontrolle verweigert oder behindert, kann auch von der Beförderung ausgeschlossen werden. Dies kann zu Verspätungen führen und den Ruf des Luftfahrtunternehmens schädigen. Bei Pilot:innen kommen zudem lizenzrechtliche Konsequenzen in Betracht, die bis zum Entzug der Lizenz reichen können.
Bei Verdacht auf eine Straftat wird die örtliche Polizei hinzugezogen, die dann weitere Maßnahmen ergreift. Es werden somit stichprobenartig Drogen- und Alkoholtests durchgeführt, aber Pilot:innen müssen nicht vor jedem Flug einen Alkoholtest machen.