Es ist früher Morgen. Die Sonne verbirgt sich noch hinter den Bergen, als mein Freund und ich auf der Terrasse die Frühstücksreste als Proviant für die bevorstehende Wanderung einpacken. Es ist der erste richtige Tag unseres Urlaubs auf der spanischen Insel Gran Canaria.
Und auch wenn wir uns vom Anblick des Berg-Panoramas kaum losreißen können, starten wir mit der Wanderung zum Gipfel, genau genommen zum weltbekannten Gesteinsbrocken Roque Nublo. Denn zum Sonnenaufgang auf der Bergspitze zu stehen, soll besonders atemberaubend und vor allem menschenleer sein – gab uns der Unterkunftsgastgeber als Tipp.
Nach einer zweistündigen recht leichten Wanderung durch Wälder und Gebirge stehen wir nun auf dem Gipfel direkt vor dem Roque Nublo, der gigantische Ausmaße angenommen hat.
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Wandern: Die portugiesische Treppe zum Himmel
Um den bekannten Felsbrocken in einer Höhe von über 1800 Metern zu berühren, müssen wir ganz zum Schluss noch über ein paar Steine klettern. Die Sonne steht inzwischen am Himmel, wenn auch noch recht tief, und ein paar wenige Wolken ziehen unterhalb von uns vorbei.
Der Ausblick in die Ferne ist weit, doch es soll sich auch eine Wanderung bei behangenem Himmel lohnen. Von Wolken und teilweise auch Nebel umhüllt, umgibt den Fels direkt eine mystische Atmosphäre, wie es heißt.
Natürlich ist Gran Canaria nicht der einzige Ort, der eine Wanderung über Wolken ermöglicht. Auf der portugiesischen Insel Madeira gibt es die sogenannte „Treppe zum Himmel“, die eine Route vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo beinhaltet.
Bei Sonnenaufgang als auch -untergang steht man mit etwas Glück über den Wolken. Ein beeindruckendes Phänomen, das allerdings je nach Wahl der Tour zu einem körperlich intensiven Erlebnis werden kann.
Der Pico Ruivo ist der höchste Berg auf Madeira
Die Gratwanderung vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo führt über die höchsten Gipfel der Insel und bietet ein grandioses Panorama über das schroffe Gebirge bis hinunter zum Meer – jedenfalls wenn die Wolken es zulassen. Der Pico Ruivo ist 1862 Meter hoch und damit der höchste Berg auf Madeira, die dritthöchste Erhebung Portugals und gilt als schönster Aussichtspunkt der Insel.
Hier müssen für den Hin- und Rückweg um die zwölf Kilometer Strecke inklusive Steigungen und fast 1000 Höhenmetern überwunden werden. Neben festem Schuhwerk und jede Menge Zutrinken ist Kondition und Schwindelfreiheit gefragt.
Je nach Wandergeschwindigkeit kann das schon mal bis acht Stunden dauern. Allerdings gibt es auch Bergwander:innen, die nur die Hälfte der Zeit benötigen. Es empfiehlt sich bei wenig Vorerfahrung, eine geführte Wanderung in Anspruch zu nehmen.
Taschenlampe nicht vergessen
Wander:innen, die das Wolkenmeer am Morgen oder Abend erleben möchten, sollten eine Taschenlampe oder ein Smartphone mit Taschenlampenfunktion einstecken. Und auch für Reisende, die lieber kurze Strecken wandern, gibt es Möglichkeiten, das atemberaubende Panorama zu genießen.
Die kürzere Tour startet am Wanderparkplatz Achada da Teixeira oberhalb von Santana. Sie ist nur um die vier Kilometer lang und leichter als die andere Strecke, da diese Wanderung auf einem einfachen, gepflasterten Weg entlangführt. Landschaftlich empfiehlt sich aber der lange Wanderweg vom Pico do Arieiro.
Die Teufelsleiter hoch in den Himmel Irlands
Wer von Wolken gar nicht genug bekommen kann, ist in Irland genau richtig. So grau der Himmel oftmals erscheint, so wunderschön grün ist die Landschaft. Wie auf dem Weg zum höchsten Punkt Irlands, dem Carrantuohill. Der Berg liegt im Herzen des Gebirgszugs MacGillycuddy’s Reeks, dessen Ausläufer am Atlantischen Ozean münden. Einer der bekanntesten Wanderwege dort hinauf ist der Devil‘s Ladder.
Wie der Name schon erahnen lässt, ist die Tour nicht leicht und eher für erfahrenere oder trittfeste Bergwander:innen. Doch es lohnt sich: Am Gipfel mit einer Höhe von 1039 Metern ist man von der Wolkenpracht Irlands umgeben, die sich durch die nordischen Strömungen fast zu jeder Jahreszeit zeigt.
Auch auf dem Pfad dorthin lohnt sich der Ausblick: Eine grüne und zugleich schroffe Landschaft, die von Bergseen und vereinzelten Schafen gespickt ist. Hoch und runter dauert die Wanderung rund sechs Stunden ohne längere Pausen. Es bietet sich an, über den Gebirgskamm der benachbarten Gipfel den Abstieg zu nehmen.
Alpenpracht in Nebelschwaden
Es muss nicht immer ein Flug sein, um über den Wolken zu wandern. Auch in Bayern und österreichischem Umland ermöglichen die Alpen Wanderpfade mit Ausblick fast wie im Flugzeug. So auch die Voralpen Bayerns, wo das türkisblaue Wasser des Walchensees vom Karwendelgebirge umgeben ist.
Einer der großen Gebirgsgipfel ist als Herzogstand bekannt und 1731 Meter hoch. Für den Aufstieg starten Wander:innen am besten am Kesselberg in Kochel am See. Zunächst führt die Tour durch einen dichten Wald, später gelangt man in Almgelände mit Blick auf das Bergsee-Panorama.
Von hieraus erreicht man nach einiger Zeit das Berggasthaus Herzogstand, von wo ein schmaler Pfad zum Gipfel führt. Insgesamt legt man auf dem recht leichten Wanderweg um die 840 Höhenmeter zurück, für die man um die vier Stunden benötigt.
Besonders beliebt: Ein „Pinzgauer Spaziergang“ im Salzburger Land
Und auch Österreich besitzt eine bergreiche Landschaft mit jeder Menge Potenzial für eine Wanderung über den Wolken. Beliebt ist der Pinzgauer Spaziergang im Salzburger Land. Gestartet wird in Zell am See mit der Schmittenhöhebahn, die Bergwander:innen auf 2000 Meter Höhe befördert.
Die kommende Wanderung ist als leicht einzustufen, aber dafür recht lang. Ab hier ist man nun um die sechs Stunden unterwegs. Die 17 Kilometer, die man entlang des Bergkamms läuft, lassen einen Blick tief ins Salzachtal zu, das von grünen Wiesen eingerahmt wird.
Zwischendurch führt der Weg auch durch Wälder und bietet so auf der recht langen Tour Abwechslung. Am Ende der Wandertour, in Saalbach angekommen, bringt der Bus Bergwander:innen zurück zum Startpunkt.
Tipp: Nutze Apps wie Bergfexx oder Komoot
Nur zwei von vielen Routen durch die Alpen. Natürlich gibt es auch noch mehrtägige Weitwanderwege wie die Überquerung der Alpen von Deutschland über Österreich bis nach Italien. Einkehren kann man über Nacht in entsprechenden Hütten. Ob nun eine Woche lang über die Alpen wandern oder beim Urlaub im Süden einen Tag lang Berge besteigen: Wanderapps wie Bergfexx und Komoot erleichtern die Findung der perfekten Route – sowohl davor als auch während der Wanderung.
Die Autorin des Artikels ist Judith Püschner.