Schmale Nase, volle Lippen, perfekte Haut: Dank TikTok, Instagram oder Snapchat haben sich Beauty-Filter in den Alltag vieler Menschen integriert. Mit einem Klick kannst du dein Gesicht makellos erscheinen lassen, die Haut glätten und deine Gesichtszüge optimieren. Filter wie „Bold Glamour“ sind so realistisch, dass sie kaum als bearbeitet erkennbar sind.
Doch was macht diese ständige Perfektion mit deiner Wahrnehmung? Der Psychologe Helmut Leder erklärt, was Beauty-Filter mit unserer Psyche machen und wie sich unsere Wahrnehmung dadurch nachhaltig verändert.
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Was Beauty-Filter auf TikTok & Co. wirklich vermitteln
Trotz der wachsenden Akzeptanz von Körpervielfalt bleibt der Wunsch nach einem idealisierten Aussehen bestehen. Beauty-Filter unterstützen diese Ideale, indem sie Gesichter verjüngen und ändern, was unweigerlich Attraktivität suggeriert. Volle Lippen, schmale Nasen und faltenfreie Haut wirken anziehend, da sie unbewusst Jugendlichkeit und Vitalität vermitteln.
Psychologe Helmut Leder erklärt im Interview mit Spektrum.de, dass hierbei sogar evolutionäre Mechanismen eine Rolle spielen: Jugendlichkeit wird mit guter Gesundheit und Fortpflanzungspotenzial assoziiert. Der Boom von Beauty-Filtern auf TikTok macht es schwer, sich von diesen Vorstellungen zu lösen.
Wie sich deine Wahrnehmung von Schönheit durch TikTok verändert
Beauty-Filter überbetonen Merkmale, die als schön gelten, und schaffen Ideale, die für die meisten Menschen unerreichbar sind. Diese künstlichen Gesichts-Veränderungen beeinflussen, wie du dich und andere wahrnimmst. Unser innerer Prototyp von Schönheit wird durch die Gesichter geprägt, die wir täglich sehen.
Je mehr Zeit du auf TikTok, Instagram oder Snapchat verbringst, desto mehr siehst du Gesichter, die mit Beauty-Filtern verändert wurden, als normal an. Besonders Jugendliche, deren Selbstbild noch nicht gefestigt ist, sind hiervon betroffen.
So können Beauty-Filter unglücklich machen
Das Posten und Bewerten von Bildern mit Beauty-Filtern kann dein Selbstwertgefühl stark beeinflussen. Ein makelloses Bild bekommt viele Likes, was wiederum die Bestätigung und das Verlangen nach mehr auslöst. Die Folge? Ein Teufelskreis von Unzufriedenheit und Selbstzweifeln.
Psychologen sprechen hier von Phänomenen wie der „Snapchat-Dysmorphia“, bei der Menschen ein verzerrtes Bild von sich selbst entwickeln, weil sie sich ohne Filter nicht mehr schön finden. Der psychische Druck nimmt zu, wenn diese Ideale in der Realität nicht erreicht werden können.
Tipps für einen gesunden Umgang mit Beauty-Filtern auf TikTok oder Instagram
Wie verbringt man also Zeit auf TikTok, ohne in den Teufelskreis von Unzufriedenheit und Selbstoptimierung zu geraten? Im ersten Schritt ist es wichtig, sich dem Problem bewusst zu werden und reflektiert mit Beauty-Filtern umzugehen. Plattformen wie TikTok sollten als Mittel zur kreativen und humorvollen Nutzung dienen, nicht als Standard für das tägliche Leben.
Vielleicht legst du öfter mal eine Social-Media-Pause ein oder schaust du dir Beiträge unter Hashtags wie #nofilter oder #facepositivity an, um dich wieder an eine realistische Selbstwahrnehmung zu erinnern. Wenn du merkst, dass dir stark bearbeitete Bilder zu viel Druck machen, dann entfolge am besten den User:innen und suche nach Menschen, die sich so zeigen, wie sie wirklich sind.
Hier findest du das Interview auf spektrum.de.
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