Seit Anfang 2022 sind Plastiktüten in Deutschland aufgrund ihres negativen Einflusses auf die Umwelt verboten. Als Ersatz greifen viele Geschäfte deswegen auf Papiertüten oder eben wiederverwendbare Baumwollbeutel zurück. Inzwischen stapeln sich bei vielen von uns diverse solcher Beutel, oft geziert mit Logos von Supermärkten, Unternehmen oder Universitäten. Doch es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob diese Taschen wirklich so grün und nachhaltig sind, wie wir annehmen?
Die Modeindustrie: Der Umweltverschmutzer
Laut Bloomberg ist nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen die Modeindustrie heute für bis zu 10 % des weltweiten Kohlendioxidausstoßes verantwortlich. Zudem ist auch für ein Fünftel der 300 Millionen Tonnen Plastik verantwortlich, die jedes Jahr weltweit produziert werden.
Die Herstellung von Kleidung erfordert große Mengen an Wasser, Energie und chemischen Substanzen, die zu Wasserverschmutzung, Luftverschmutzung und Bodenverschmutzung beitragen. Darüber hinaus führt die Entsorgung von Kleidung zu einem erheblichen Abfallproblem, da viele Textilien nicht biologisch abbaubar sind. Die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umwelt umfassen auch den Einsatz von Pestiziden beim Anbau von Baumwolle, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und die Emission von Treibhausgasen durch den Transport von Kleidung über große Entfernungen.
Plastiktüten: Schädlich für die Umwelt und Tierwelt
Wir verwenden Baumwolltaschen, um auf Plastiktüten zu verzichten. Das liegt daran, dass Plastiktüten sogar noch schädlicher sind. Sie sind unglaublich schädlich für die Umwelt, die Tierwelt und unsere Ozeane.
- Verschmutzung: Plastiktüten sind eine der häufigsten Formen von Abfall, und es kann Hunderte von Jahren dauern, bis sie sich zersetzen. Bei ihrer Zersetzung werden giftige Chemikalien in Boden und Wasser freigesetzt, die die Umwelt verschmutzen und die Tierwelt schädigen.
- Meereslebewesen: Wenn Plastiktüten ins Meer gelangen, können sie sich in Meerestieren wie Meeresschildkröten, Robben, Delfinen und Walen verfangen und diese ersticken. Diese Tiere halten die Tüten fälschlicherweise für Nahrung und verschlucken sie, was zu Verletzungen, Krankheiten und sogar zum Tod führen kann.
- Mikroplastik: Wenn Plastiktüten in kleinere Teile zerfallen, können sie zu Mikroplastik werden. Dabei handelt es sich um winzige Kunststoffpartikel, die in die Nahrungskette gelangen und Meereslebewesen schädigen können. Mikroplastik wurde in Meeresfrüchten, im Trinkwasser und sogar in der Luft, die wir atmen, gefunden.
- Co2-Fußabdruck: Plastiktüten werden aus fossilen Brennstoffen hergestellt, was zu Treibhausgasemissionen und zum Klimawandel beiträgt. Für die Herstellung und den Transport von Plastiktüten werden außerdem Energie und Ressourcen benötigt, was ebenfalls zu ihrem Kohlenstoff-Fußabdruck beiträgt.
Insgesamt haben Plastiktüten einen verheerenden Einfluss auf unsere Umwelt und unsere Ozeane. Indem wir den Gebrauch von Plastiktüten reduzieren und nachhaltigere Alternativen wählen, können wir zum Schutz unseres Planeten und seiner Bewohner beitragen.
Wie nachhaltig sind Baumwolltaschen?
Die meisten von uns gehen ohne unsere Baumwolltasche gar nicht mehr aus dem Haus. Warum auch? Sie sind klein, angeblich nachhaltig und man kann ziemlich viel in ihnen verstauen. Genau aus dem Grund haben die meisten von uns wahrscheinlich unzählige der praktischen Taschen Zuhause herumliegen.
Gerade dieser Aspekt zeigt uns allerdings schon, dass die Taschen nicht ganz so umweltfreundlich sind, wie wir denken. Warum? Je größer die Nachfrage, desto größer die Produktion. Das bedeutet, dass wir mehr Tragetaschen verbrauchen als wir überhaupt nutzen können. Das macht es zudem noch schwieriger, sie in ausreichendem Maße wiederzuverwenden, um den Energieaufwand für ihre Herstellung auszugleichen.
Ist die Herstellung unserer Taschen nachhaltig?
Hier kann man die Herstellung nicht generalisieren, da jedes Unternehmen andere Richtlinien hat. Dennoch gilt, dass die Produktion von Tragetaschen viel mehr Energie verbraucht, als wir denken.
So schreibt Country And Townhouse, dass wir die Bio-Baumwolle, aus der unser liebstes Shopping-Accessoire hergestellt wird, zwar für nachhaltig halten, dies aber gar nicht stimmt. So hat eine Studie der britischen Umweltbehörde aus dem Jahr 2011 ergeben, dass der gesamte CO₂-Fußabdruck einer Baumwolltasche – einschließlich Anbau, Herstellung und Transport – rund 271,5 Kg CO₂ ausmacht. Im Vergleich zu den 1,5 Kg von den Standard-Plastik-Tüten ist diese Zahl gigantisch.
Das heißt natürlich nicht, dass du deine Baumwoll-Taschen nun entsorgen sollst und zu Plastiktüten greifen sollst. Es heißt lediglich, dass man die Taschen, die man hat, verwenden sollte, bevor man eine neue kauft.
Sind Bio-Baumwolltaschen umweltfreundlicher?
Neben normalen Stoffbeuteln gibt es natürlich auch Taschen aus Bio-Baumwolle. Ist diese wirklich umweltfreundlicher als „normale“ Baumwolle? Auch hier ist die Produktion von Baumwolle oft mit hohem Wasserverbrauch und dem Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln verbunden, was negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen haben kann. Die Herstellung von Baumwolltaschen erfordert Energie und Ressourcen, die zur Herstellung von Material und zur Produktion eingesetzt werden müssen.
Dennoch ist es wichtig, bei der Auswahl von Baumwolltaschen auf Bio-Baumwolle zu achten und sich für Produkte zu entscheiden, die nachhaltig und fair produziert wurden. So stellst du sicher, dass die Arbeiter:innen fair bezahlt und behandelt worden sind – obwohl auch das nie wirklich garantiert werden kann. Auch eine sorgfältige Nutzung und Pflege der Taschen kann dazu beitragen, ihre Lebensdauer zu verlängern und somit direkt die Umweltbelastung zu reduzieren.
Können die Taschen recycelt werden?
Ein großes Versprechen der Taschen ist, dass man sie recyclen kann. Stimmt das wirklich? In der Regel ja. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass Logos oder Prints wegen ihres Materials nicht recyclebar sind. Diese müssen aus den Taschen geschnitten werden und landen dann im Müll. Nach Angaben von Expert:innen für Textilrecycling und Nachhaltigkeit können bei diesem Verfahren schätzungsweise 10 bis 15 Prozent der Baumwolle, die ein einziges Recyclingunternehmen erhält, verschwendet werden.
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Verwende das, was du hast, bevor du eine neue Tasche kaufst
Nur weil die Taschen nicht so nachhaltig sind, wie du dachtest, heißt das nicht, dass du diese entsorgen solltest. Am meisten lohnt es sich, die Taschen, die man hat, zu verwenden und darauf zu achten, keine neuen zu kaufen. Denn seien wir mal ehrlich: Wir haben alle schon genug Tote Bags zu Hause herumliegen!