Um Arbeitslosen den Einstieg in die Berufswelt zu erleichtern, wurde 2005 die sogenannten Ein-Euro-Jobs eingeführt. Dabei standen diese wegen ihrer Ineffektivität immer wieder in die Kritik. Doch in den letzten Jahren verschwanden diese zunehmender. Doch erleben die Ein-Euro-Jobs nun ein Comeback? Wenn es laut Bundesfinanzminister Christian Linder geht, sollte mehr Bürgergeldempfänger:innen einem Ein-Euro-Job nachgehen.
Ein-Euro-Job: Christian Lindner möchte mehr Bürgergeldempfänger:innen dazu verpflichten
Christian Lindner, FDP-Chef und Bundesfinanzminister, hat vorgeschlagen, die Ein-Euro-Jobs, ein Überbleibsel der Agenda 2010, wieder einzuführen, wie er in einem Interview mit der Rheinischen Post erklärt. Er betrachtet sie als eine Brücke für Bürgergeldempfänger:innen zurück in den regulären Arbeitsmarkt.
Gleichzeitig fordert er ein dreijähriges Moratorium für den Sozialstaat, um neue Sozialausgaben zu verhindern. Diese Vorschläge kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Lindner eine breitere Debatte über die Zukunft des Sozialsystems anregt.
Lindners Äußerung kommt nicht überall gut an. So kritisiert Sebastian Bertram von „Gegen-Hartz.de“ den Vorschlag des Bundesfinanzministers: „Wir werfen Lindner vor, mit diesem Schritt nicht nur eine überholte Maßnahme zu reaktivieren, sondern auch eine Form der Ausbeutung und Erniedrigung von Bürgergeld-Beziehern wieder einzuführen.“
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Studie: Ein-Euro-Jobs verbessern Arbeitsmarktchancen nicht
Im Jahr 2010 ergab eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dass Ein-Euro-Jobs die Arbeitsmarktchancen der Teilnehmer:innen nicht verbessern, wie Gegen-Hartz.de berichtet. Die Untersuchung von 160.000 Hartz-IV-Bezieher:innen zeigte, dass Ein-Euro-Jobber:innen nach einem Jahr seltener eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung fanden als andere Langzeitarbeitslose.
Besonders Männer ohne Migrationshintergrund und Frauen ausländischer Herkunft waren benachteiligt, jedoch waren auch andere Gruppen stark betroffen. Die Bundesagentur für Arbeit entfernte sich im Laufe der Zeit von Ein-Euro-Jobs aufgrund ihrer niedrigen Eingliederungsquote im Vergleich zu anderen Arbeitsmarktmaßnahmen.
Denn nur 15 Prozent der Ein-Euro-Jobber;innen erlangten nach ihrer Teilnahme eine feste Anstellung, während die Quote bei anderen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit 19,1 Prozent etwas höher lag.