Der Juni steht ganz im Zeichen der Pride-Bewegung. Wir bei wmn haben uns das zum Anlass genommen, den ganzen Monat über Themen der LGBTQIA*-Community zu berichten und Themen Raum zu geben, die sonst oft in Vergessenheit geraten. Gendern und das Abwenden von der binären Geschlechterordnung rücken immer mehr in den Fokus der Gesellschaft. Inzwischen so weit, dass man es sogar studieren kann – die Gender Studies sind geboren. Was du in diesem Studiengang studierst und welche Perspektiven du mit dem Abschluss hast, erfährst du hier.
Das erwartet dich zum Thema „Gender Studies“:
Gender Studies: Was wird studiert?
Wenn man Gender Studies studiert, betrachtet man das Geschlecht als Mittelpunkt aller Sachverhalte. Ansonsten ist das Studium sehr breit aufgestellt, denn man schaut sich verschiedenste Sachverhalte aus Ethnologie, Politik, Rechts- und Literaturwissenschaften an. Untersucht wird die Macht von Geschlechtern, die Stereotypen, die mit Geschlechtern einhergehen und die Rollen, die ihnen zugeschrieben werden. Konkrete Themen sind beispielsweise die Gender Pay Gap oder Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau. Das Ziel ist es, eine Kompetenz zu erlangen, was den Umgang mit den verschiedenen Geschlechtern angeht.
Übrigens: Die deutsche Übersetzung „Geschlechterstudien“ ist nicht ganz akkurat, da gender im Englischen nicht das biologische Geschlecht meint, sondern das soziokulturelle. Im Deutschen haben wir dafür jedoch kein passendes Wort.
Wo kannst du überall Gender Studies studieren?
Die Bundesregierung fördert seit einigen Jahren den Ausbau von Projekten, in denen die Beteiligung von Frauen im Wirtschaftssystem gefördert werden sollen und solche, die die Genderforschung vorantreiben. Inzwischen gibt es mindestens 217 Professuren, die sich mit dem Forschungsgegenstand befassen.
Was kannst du mit Gender Studies anfangen?
Viele können mit dem Studiengang Gender Studies noch nicht so viel anfangen, beziehungsweise wissen nicht, wofür man ihn im Berufsleben gebrauchen kann. Dabei ist ein Abschluss in diesem Fach gefragter denn je. Konkrete Berufsfelder, in denen du tätig werden kannst, sind Gleichstellungsbeauftragte:r, Coaching im Personalwesen, Meinungsforschung, Öffentlichkeitsarbeit oder Journalismus. Jedes größere Unternehmen sucht inzwischen eine Mitarbeiter:in, der oder die sich mit Gleichstellung und Gleichberechtigung auskennt. Es gibt also genug Möglichkeiten.
Ist die Kritik am Studiengang berechtigt?
Gender Studies stehen immer wieder in der Kritik – sei es von Rechtspopulist:innen oder Feminist:innen. Die Kritik bezieht sich meistens darauf, dass die Gender Studies die Ausbildung des Geschlechts (gemeint ist wieder das soziokulturelle) auf das soziale Umfeld und nicht primär auf die Biologie zurückführen. Zwar haben die allermeisten Menschen bei ihrer Geburt ein eindeutiges biologisches Geschlecht, jedoch sagen die Gender-Forschenden, dass sich das „wahre“ Geschlecht, mit dem man sich identifiziert, eben erst im Laufe des Lebens ausbildet.
Der eigentliche Punkt, mit dem sich die Gender Studies beschäftigen, ist allerdings das Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Es geht nicht darum, die Biologie zu hinterfragen, sondern viel mehr geisteswissenschaftliche Aspekte zu erforschen.
Auch wenn einige in Menschen das Hinterfragen von dem normativen Geschlechterbild nicht verstehen und lieber beim Status Quo bleiben würden, ist es umso wichtiger auch die zu hören, die unter dieser veralteten Normvorstellung leiden. Die Gender Studies schenken diesen Menschen Gehör und haben somit unserer Meinung nach eine vollständige Daseins-Berechtigung.
Kennst du den Unterschied zwischen Gender Studies und Feminismus?
Oftmals werden Gender Studies mit Feminismus gleichgesetzt oder es wird davon ausgegangen, dass alle Gender Studies Studierenden auch gleichzeitig Feminist:innen sind. Das eine hat mit dem anderen jedoch wenig zu tun. Gender Studies sind eine Wissenschaft. Es werden Zusammenhänge erforscht und Probleme erläutert. Im Mittelpunkt stehen nicht Frauen, sondern alle Geschlechter und ihre Beziehungen zueinander. Im Feminismus ist das anders, denn dort ist die Frau der Mittelpunkt. Feminist:innen müssen nicht über alle gender nachdenken, sondern konzentrieren sich auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Man kann also Gender Studies studieren und Feminist:in sein, jedoch ist dies keine Voraussetzung.
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