Veröffentlicht inJob

Homeoffice: Mit diesen Tricks überwacht dich dein Chef

Nur weil du nicht im Büro arbeitest, heißt das nicht, dass dein Chef dich nicht im Blick hat. Mit diesen Methoden übt er trotz der Entfernung Kontrolle aus.

Viele Menschen arbeiten zum Teil oder sogar ganz im Homeoffice. Wusstest du, dass es Möglichkeiten zur Überwachung deiner Arbeit daheim gibt?
© IMAGO/Westend61

Aus für Homeoffice? Arbeitszeiterfassung wird Pflicht!

Nach einem Urteil des Arbeitsgerichts wird die Arbeitszeiterfassung nun Pflicht. Doch welche Auswirkungen hat das Urteil für Arbeitnehmer*innen?

Auch wenn viele Vorgesetzte ihren Angestellten vertrauen, greifen immer mehr Unternehmen zu digitalen Überwachungstools, um die Produktivität ihrer Mitarbeiter zu messen. Doch wie weit darf die Überwachung im Homeoffice gehen? Mit welchen Mitteln werden Mitarbeiter überwacht? Und welche rechtlichen Grenzen gibt es?

Weiterlesen: Darf der Chef mich im Homeoffice besuchen? Die Antwort wird dich überraschen

Kontrolle im Homeoffice: Spionagesoftwares immer beliebter

Spionagesoftware, Kontrolle der E-Mails, Privatdetektiv: Die Liste der theoretischen Möglichkeiten, um Mitarbeiter:innen zu überwachen, ist lang. Sogenannte Keylogger oder Monitoring-Tools wie Activtrak, Timedoctor oder Hubstaff aus den USA erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Sie zeichnen Mausbewegungen und Tastaturanschläge auf, kontrollieren das Surfverhalten oder verfügen über eine GPS-Ortung. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, gibt es für diese Art von Schnüffelsoftware auch Käufer aus Deutschland und Europa. Seit März 2020 hätten sich die Anfragen verdreifacht.

schreibtisch aufräumen
Datenschutz ist auch bei Thema Home-Office essentiell. Foto: Gettyimages / Morsa Images

Rechtslage in Deutschland: Strenge Grenzen für Überwachung

Im Gegensatz zu den USA, wo Überwachungsprogramme in vielen großen Unternehmen wie American Express oder der Bank of America verwendet werden, sind die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland wesentlich strenger. Nach deutschem Recht ist eine umfassende Überwachung der Mitarbeiter nicht zulässig. „Eine Totalüberwachung ist hierzulande verboten“, erklärt der Arbeitsrechtler Peter Wedde von der Frankfurt University of Applied Sciences. Unternehmen, die dennoch solche Überwachungstools einsetzen, müssen strenge Datenschutzvorgaben beachten, insbesondere die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Die DSGVO sieht vor, dass Arbeitnehmer nicht ohne ihre ausdrückliche Zustimmung überwacht werden dürfen. Zudem haben sie das Recht auf Schadensersatz, wenn gegen diese Bestimmungen verstoßen wird. Eine Missachtung der DSGVO kann für Unternehmen schwerwiegende Folgen haben: Im Extremfall drohen Bußgelder von bis zu vier Prozent des weltweiten Umsatzes.

Unabhängig von solchen Spionagensoftwares haben Arbeitgeber:innen noch andere, legitime Möglichkeiten, auch im Homeoffice ihre Kontrolle walten zu lassen.

Kontrolle durch Kommunikation

Die erste Möglichkeit, die ein:e Chef hat, um seine Mitarbeiter:innen im Home Office zu kontrollieren, ist die Kommunikation. Eine effektive Kommunikation ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter:innen bei der Arbeit von zu Hause aus produktiv und engagiert bleiben.

Chef:innen können Kommunikationsmittel wie Videokonferenzen, E-Mail und Instant Messaging nutzen, um mit ihren Mitarbeiter:innen in Kontakt zu bleiben und ihnen Anleitung und Feedback zu ihrer Arbeit zu geben. Regelmäßige Rückmeldungen können auch dazu beitragen, ein Gefühl der Verantwortlichkeit zu schaffen und sicherzustellen, dass die Mitarbeiter ihre Fristen einhalten und ihre Ziele erreichen.

Erwartungen und Richtlinien

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, klare Erwartungen und Richtlinien aufzustellen. Dazu gehören die Festlegung von Fristen, die Formulierung spezifischer Aufgaben, die erledigt werden müssen, und die Erteilung klarer Anweisungen, wie sie zu erledigen sind. Indem er klare Richtlinien und Erwartungen aufstellt, kann der Chef dafür sorgen, dass seine Mitarbeiter auch bei der Arbeit von zu Hause aus konzentriert bei der Sache bleiben.

Kontrolle im Home-Office durch Überwachung

Die Überwachung ist eine weitere Möglichkeit, die ein:e Chef:in hat, um die Mitarbeiter:innen im Home-Office zu kontrollieren. Die Überwachung kann zwar dazu beitragen, dass die Mitarbeiter:innen bei der Sache bleiben und ihre Ziele erreichen, sie kann aber auch als aufdringlich empfunden werden und das Vertrauen der Mitarbeiter untergraben.

Um diese Bedenken auszugleichen, können Chef:innen transparente und nicht-invasive Überwachungsinstrumente einsetzen, wie z. B. Zeiterfassungssoftware oder Projektmanagement-Tools, die es den Mitarbeiter:innen ermöglichen, ihre Fortschritte und Leistungskennzahlen zu sehen.

Chef kümmert sich Gespräch
Vertrauen ist auch im Arbeitsverhältnis unerlässlich. Foto: IMAGO/Westend61

Schulungen und Unterstützung

Schulung und Unterstützung sind ebenfalls wichtige Möglichkeiten, die ein:e Chef:in hat, um Mitarbeiter:innen im Home Office zu „kontrollieren“. Fernarbeit kann für Mitarbeiter:innen, die an eine Büroumgebung gewöhnt sind, eine Herausforderung darstellen, und Chef:innen können ihnen durch Schulungen und Unterstützung helfen, sich an diese neue Arbeitsweise anzupassen. Dazu können Schulungen zu Fernarbeitstools und Kommunikationsstrategien gehören, aber auch der Zugang zu Ressourcen und Unterstützungsdiensten, die den Mitarbeiter:innen helfen, mit Stress umzugehen und ihre Work-Life-Balance zu wahren.

Effizienz und Moral: Bringt die Überwachung im Homeoffice wirklich etwas?

Ob digitale Überwachungstools tatsächlich die Produktivität steigern, ist umstritten. Untersuchungen zeigen, dass ständige Kontrolle oft das Gegenteil bewirkt. Eine Studie der britischen Anthropologen Michael Fischer und Sally Applin kam zu dem Schluss, dass Überwachung dazu führt, dass sich Menschen mehr wie Maschinen verhalten und ihre Kreativität eingeschränkt wird. Hier lest ihr den Beitrag im Original nach.

Besonders in Berufen, die viel Kreativität oder strategisches Denken erfordern, stoßen solche Tools an ihre Grenzen. Ideen und Konzepte entstehen oft nicht am Bildschirm, sondern durch Gespräche oder Gedankenprozesse, die schwer messbar sind. Tools wie Enaible, die auf künstlicher Intelligenz basieren und Produktivitätsbewertungen abgeben, könnten somit eine verzerrte Sicht auf die tatsächliche Arbeitsleistung geben.

Kontrolle im Home-Office: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten

Die Möglichkeiten, die ein Chef hat, um seine Mitarbeiter im Home-Office zu kontrollieren, sind zahlreich. Wirksame Kommunikation, klare Erwartungen und Richtlinien, Überwachung, Schulung und Unterstützung sind allesamt wichtige Instrumente, die Chef:innen einsetzen können, um sicherzustellen, dass ihre Mitarbeiter:innen produktiv, engagiert und verantwortungsbewusst bleiben, während sie von zu Hause aus arbeiten.

Es ist jedoch wichtig, dass die Chef:innen ein Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Vertrauen finden, da Mikromanagement oder aufdringliche Überwachung die Moral der Mitarbeiter untergraben und die Vorteile der Fernarbeit untergraben können. Indem sie sich auf Transparenz, Vertrauen und Unterstützung konzentrieren, können Chefs dazu beitragen, dass ihre Mitarbeiter in der Home-Office-Umgebung gedeihen.

Quellen: Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), Michael Fischer/Sally Applin: „Watching Me Watching You“