Bald geht es wieder los und Studierende werden auf allen möglichen Plattformen mit Werbung für smarte Steuererklärungen zugespamt. Mehrere tausend Euro versprechen diese, aber so ganz stimmt das nicht.
Ich habe seit Beginn meines Studiums eine Steuererklärung für Studierende abgegeben und erkläre euch, wann es sich lohnt und wie viel Geld man damit wirklich zurückbekommen kann. Weiter unten verrate ich euch außerdem noch, was ihr für 2020 absetzten könnt.
Steuererklärung für Studierende: So funktioniert sie
In Deutschland gibt es gestaffelte Steuersätze, die mit wachsendem Einkommen höher werden. Eine Steuererklärung ist dafür da, diesen Steuersatz korrekt zu ermitteln. Denn wer privat in die Tasche greift für Studium oder Arbeit etwa durch einen neuen Laptop oder Lernmaterial, kann diese Unkosten geltend machen und sie werden bei der Steuerermittlung berücksichtigt.
Da das Finanzamt natürlich nicht wissen kann, wer wie viel in sein Studium investiert, lohnt sich eine Steuererklärung, denn hier gebt ihr genau diese Informationen weiter. Aber: Diese Unkosten bekommst du nicht einfach zurückerstattet, sondern sie werden von deinem zu versteuernden Einkommen abgezogen und werden immer erst im Nachhinein abgezogen (für 2020 erst in 2021 etc.).
Was das bringt? Im besten Fall sorgt deine Studentensteuererklärung dafür, dass du in eine niedrigere Steuerklasse kommst und weniger Steuern zahlen musst oder sogar unter den Grundfreibetrag fällst und gar keine Steuern bezahlen musst.
ABER! Anders als es die vielen Werbungen immer versprechen, lohnt sich nicht für jeden Studierenden die Steuererklärung. Weiter unten werde ich die genauen Faktoren noch einmal zusammen fassen, aber wenn du keine jährlichen Ausgaben über 1.000 € hast, dann musst du dir keinen Kopf zerbrechen, denn dann kannst du die Kosten gar nicht abziehen lassen.
Schuld ist die Arbeitnehmerpauschale von 1.000 €. Sie wird jeder Person, die eine Hauptbeschäftigung ausführt, abgezogen für Ausgaben wir Papier, Stifte, Bewerbungsmappen etc.
Merke: Eine Steuererklärung ist dafür da, Steuern korrekt zu ermitteln. Hast du Extrakosten, die dem Finanzamt nicht bekannt sind, kannst du deine Steuern mindern. Allerdings nur, wenn sie über 1.000 € im Jahr liegen.
Wann lohnt sich eine Steuererklärung für Studierende?
Du hast Kosten von mehr als 1.000 € im Jahr, also hast du den ersten Step geschafft. Nun kommt allerdings der nächste wichtige Schritt: Hast du auch ein Einkommen und zahlst Steuern? Denn eine Steuerminderung bringt auch nur was, wenn du Steuern zahlst (logisch).
Wer in Deutschland unter dem Grundfreibetrag verdient, muss gar keine Steuern zahlen, das sind:
- 2019: 9.168 €
- 2020: 9.408€
- 2021: 9.744 €
Sollte das bei dir der Fall sein, lohnt sich die Steuererklärung nur unter bestimmten Umständen. Etwa weil dein:e Arbeitgeber:in dein Einkommen pauschal (und falsch) versteuert hat. Hier kann die Studentensteuererklärung helfen, den Fehler zu lösen und du bekommst die Steuern zurück. Eine weitere Ausnahme erkläre ich dir im nächsten Abschnitt.
In den Beispielen erkläre ich euch kurz, wer was bekommt:
Beispiel 1: Linus ist Minijobber und verdient 450 € im Monat. Damit kommt er auf 5.400 € im Jahr und liegt unter dem Grundfreibetrag. Er bezahlt keine Steuern, hat aber hohe Ausgaben. Er könnte den Weg über den Verlustvortrag gehen (nächster Absatz).
Beispiel 2: Laura ist Werkstudentin und verdient 12 €/h und arbeitet 20 Sunden in der Woche. Dann hat sie im Jahr 11.520 € verdient und müsste damit Steuern zahlen (knapp 340 € wären das). Wenn sie eine Steuererklärung abgibt und mehr als 2.000 € als Unkosten im Jahr 2020 hatte, würde sie damit unter den Grundfreibetrag fallen und ihre 340 € Steuern wiederbekommen.
Merke: Eine Studentensteuererklärung lohnt sich, wenn du über 1.000 € jährliche Ausgaben hast und über 9.408 € (2020) im Jahr verdienst.
Verlustvortrag: der Profi-Trick für Kleinverdiener:innen
Wenn du gerade noch kein oder nur ein geringes Einkommen hast, kannst du deine Studienkosten auch noch in das nächste und übernächste Jahr mitnehmen und dort anrechnen lassen. Das lohnt sich dann, wenn du weißt, dass du in den nächsten zwei Jahren Geld verdienen und Steuern zahlen wirst. Ein bis zwei Jahre vor Studienende lohnt es sich also, seine Unkosten unter die Lupe zu nehmen.
Beispiel: Sophie verdient im Jahr 2020 noch nichts, aber wird im Frühling 2021 fertig und fest angestellt. Knapp 7.000 € könnte sie aus dem Auslandssemester 2020 anrechnen lassen und trägt diese für 2020 als Verlustvortrag ein. 2021 hat sie dann im ganzen Jahr 32.000 € verdient und würde ungefähr 5.800 € Steuern zahlen. Aber mit dem Verlustvortrag schrumpft ihr Einkommen auf 25.000 € und sie muss nur noch 3.700 € Steuern zahlen. Sie spart also 2.100 €.
Merke: Du beendest im nächsten oder übernächsten Jahr dein Studium? Dann trage deine Studienausgaben unbedingt als Verlustvortrag ein.
Studentensteuererklärung: Werbeskosten vs. Sonderausgaben
Alles schön und gut, aber wo genau muss man seine Unkosten in der Steuererklärung jetzt eintragen? Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder als Werbekosten oder als Sonderausgaben angeben.
- Werbekosten absetzen kann jede:r, der in einer Zweitausbildung ist. Als Zweitausbildung wird eine neue Ausbildung nach einem vollwertigen Abschluss gezählt. Das ist zum Beispiel ein Masterstudium oder ein Studium nach einer fertigen Berufsausbildung.
- Sonderkosten anrechnen kann jede:r. Sonderkosten lohnen sich aber weniger und können bis maximal 6.000 € abgesetzt werden. Sie werden nicht immer anerkannt.
Was kann man alles absetzen in der Steuererklärung?
Alles rund um dein Studium kann von der Steuer abgesetzt werden. Hier kannst du wirklich kreativ werden. Auch einige Pauschalsätze wie Verpflegungspauschalen, Fahrtkostenpauschalen etc. können dir weiterhelfen, ohne einen Beleg sammeln zu müssen. Generell können folgende Dinge auf deiner Studentensteuererklärung abgesetzt werden:
- Studienkredite
- Fahrtkosten (als Pauschale oder mit Belegen, wenn du ein eigenes Auto hast), aber auch ein Auto oder Fahrrad, welches du dir für den Uniweg angeschafft hast
- Fachliteratur, Schreibwaren, Druckkosten
- Studiengebühren / Semesterbeitrag
- Laptop für das Studium, Adapter, Handy, Handyvertrag, Internet (aber oft nur teilweise, weil sie auch privat genutzt werden)
- doppelte Haushaltsführung, wenn du zwei Wohnungen hast wegen des Studiums
Zusätzliches dank Home-Office
- generell alles, was du dir zum Online-Unterricht angeschafft hast
- Schreibtisch, Schreibtischstuhl, Bildschirme, Tastatur, Maus etc.
Zusätzliches im Auslandssemester (Finanzierungstipps gibt’s hier):
- Auslandskrankenversicherung
- Miete (wenn du in Deutschland noch weitere Miete zahlst)
- Verpflegungspauschalen für max. 60 Tage (z.B. in Berlin bis zu 20 € am Tag!)
- Fahrkarten etc.
- Flüge nach Hause
- Studiengebühren
Überblick: Wann Studierende eine Steuererklärung machen sollten
Das waren jetzt ziemlich viele Infos auf einmal. Deshalb fasse ich noch einmal kurz und knapp zusammen, was du wissen musst:
- Bei Studienausgaben von mehr als 1.000 € im Jahr
- Wenn du im letzten Jahr mehr als den Grundfreibetrag verdienst (2020: 9.4088 € im Jahr) oder in den nächsten 2 Jahren mehr als diesen Betrag verdienen wirst
- Wenn du dich in der Zweitausbildung befindest als Werbekosten (Master, zweites Studium oder Bachelor nach einer Berufsausbildung)
- Nur in Einzelfällen lohnen sich Sonderausgaben in der Erstausbildung
Wie du in den obigen Beispielen gesehen hast, können wir Studienkosten ein paar Hundert bis Tausend Euro ersparen, wenn die richtigen Kriterien erfüllt sind. Bevor du dir unnötige Arbeit antust, solltest du einmal grob durchrechnen, wie viel dir die Ausgaben, die du auflisten kannst, wirklich ersparen können und ob dir das den Papierkrieg wirklich Wert ist, denn ganz einfach ist die Steuererklärung nicht.
Wer sich bei dem Ausfüllen von zu vielen bürokratisch-verschlüsselten Zetteln unwohl fühlt, sollte zu einer Hilfssoftware greifen. Hier können aber nicht immer alle Extrafälle behandelt werden.
Wenn du nach dem Studium als Politiker:in einsteigen willst, lohnt sich der Verlustvortrag auf jeden Fall, denn so gut verdienen sie:
Du denkst dank Corona darüber nach ein Fernstudium zu machen? Alle Facts dazu findest du hier.