Während eines Interviews benutzt die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, das N-Wort. Über Twitter entschuldigt sich Baerbock nun öffentlich. “Das war falsch und das tut mir leid.” Sie wisse um den rassistischen Ursprung des Wortes und die Verletzungen, die Schwarze Menschen dadurch erführen.
Das N-Wort wurde über die letzten zwei Jahrhunderte zur rassistischen Denunzierung von Schwarzen Menschen im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus verwendet. So steht der Begriff für die Herabwürdigung sowie die Entmenschlichung Schwarzer Menschen.
N-Wort wird gemutet
Auf Twitter berichtet Baerbock, wie es zu der Aussage gekommen sei. So habe sie in dem Interview über Antisemitismus und Rassismus von einem Vorfall an einer Schule in ihrem Umfeld erzählt. Dort habe sich ein Schüler geweigert, eine Bildergeschichte zu einem Arbeitsblatt zu schreiben, auf dem das Wort stand.
„Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das Wort zitiert und damit selbst reproduziert“, so Annalena Baerbock auf Twitter. “Selbstverständlich haben wir das N-Wort hier gemutet. Für mich ist klar: Wir müssen immer und überall gegen Rassismus vorgehen.”
Zusammenhang mit Boris Palmer
Annalena Baerbock machte ebenfalls deutlich, dass der Fall in keinem Zusammenhang zu den aus ihrer Sicht rassistischen Entgleisungen des Grünen-Politikers Boris Palmer stehe. „Es ist offensichtlich, dass es sich um zwei verschiedene Dinge in unterschiedlichen Kontexten handelt“, machte die Kanzlerkandidatin deutlich.
Gegen den Tübinger Oberbürgermeister läuft derzeit ein Parteiausschlussverfahren, nachdem er das N-Wort im Zusammenhang mit dem früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo genutzt hatte.
Annalena Baerbock Zuspruch statt Kritik
Die Entschuldigung von Annalena Baerbock kommt in der Twitter-Community sehr gut an. Die Schwarze Autorin und Internet-Aktivistin für Antirassismus Jasmina Kuhnke bedankte sich bei der Kanzlerkandidatin für den Umgang mit der Angelegenheit.
Doch eine allgemeine Diskussion über den Gebrauch des N-Wortes blieb nicht aus. So trendete der Begriff N-Wort sowie die ausgeschriebene Form am Sonntag und Montagmorgen auf Twitter. Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer hatte etwas zur Diskussion beizutragen. So fände er, dass Rassismus nicht bekämpft werde, indem man das N-Wort statt die ausgeschriebene Form sage. Trotzdem finde er es gut, „dass die Verwendung im deutschen Sprachgebrauch abnimmt, weil es Menschen verletzt“.
Andere User:innen, vorwiegend weiß, beschwerten sich über den Begriff und beharrten darauf, auch weiterhin das N-Wort in ausgeschriebener Form zu nutzen. Dafür hatte der Schwarze Journalist und Podcaster Malcom Ohanwe kein Verständnis: „Du bist nicht Schwarz? Warum verdammt ist es dir so wichtig, diesen Begriff in den Mund zu nehmen?“