Melaten ist ein Friedhof der Kölner Prominenz. Hier haben Berühmtheiten wie der Maler Sigmar Polke (1941-2010), der Volksschauspieler Willy Millowitsch (1909-1999) oder der Politiker Guido Westerwelle (1961-2016) ihre letzte Ruhestätte gefunden. Direkt neben dem düsteren, über drei Meter hohen Grabmal für den Königlich-Preußischen Generalmajor Florian Freiherr von Seydlitz (1777-1832) steht im Schatten einer alten Platane eine kleine rosafarbene Gartenbank. Auf ihr soll des Öfteren Hella von Sinnen (62) sitzen.
Die TV-Moderatorin und Komikerin besucht die letzte Ruhestätte des Comedians und Schauspielers Dirk Bach, der 2012 im Alter von 51 Jahren an Herzversagen gestorben ist. Am 23. April hätte er seinen 60. Geburtstag gefeiert. Es ist zu vermuten, dass an diesem Tag mehr Dirk-Bach-Fans als sonst zum Melaten-Friedhof pilgern.
Dirk Bachs Grab: „Und wer tot ist, wird ein Stern“
Sein Grab ziert ein blank geschliffener, schwarzer Stein mit einem rosa Stern, ein versöhnlicher Kontrast zum martialischen Monument des Florian Freiherr von Seydlitz. Mit Grabkerzen, Nippes-Figürchen, Blumensträußen. Am Stein wurde in Gold die Inschrift „Und wer tot ist, wird ein Stern“ angebracht. Das Zitat stammt aus dem Stück „Der kleine König Dezember“ von Axel Hacke (65). Dirk Bach sollte darin ab dem 6. Oktober 2012 die Titelrolle in einer Aufführung des Schlosspark Theaters Berlin spielen.
Als er am 1. Oktober nicht zur Hauptprobe kam und nicht auf Telefonanrufe reagierte, ließ der Regisseur die Wohnung im Apartmenthotel öffnen, in das sich der Kölner Bach einquartiert hatte. Man fand ihn tot auf, Bach hatte an Herzproblemen gelitten. Sein plötzlicher Tod offenbarte, wie beliebt der Mann, den seine Freunde „Dickie“ nannten, bei seinem Publikum war. Er hatte eine ganze Generation als Schauspieler und Komödiant begleitet – von der „Sesamstraße“ (als PePe) und seinen Auftritten als „Urmel“ bis zur „Dirk Bach Show“ (RTL und Super RTL) und den Hauptrollen in den ZDF-Serien „Lukas“ und „Der kleine Mönch“.
Als Moderator des Dschungelcamps wurde er zum Star
Zum Star mit Kultstatus wurde er als Moderator des Dschungelcamps „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ an der Seite von Sonja Zietlow (52): Bach im Buschhemd und mit Tropenhelm, eigentlich eine Schießbudenfigur – wäre da nicht der verschmitzte Augenausdruck und sein charmantes, aber auch teuflisch-boshaftes Lächeln. Selbst für kritische Zuschauer war er der Lichtblick dieser erfolgreichen Fremd-Schäm-Show.
„Wir amüsieren uns lediglich ein wenig über elf Menschen, die hier bei uns im australischen Regenwald zurzeit ein paar Urlaubstage verbringen, und zeigen uns als distanzierte, aber durchaus wohlmeinende Gastgeber“, sagte Bach im Interview mit „Spiegel Online“ 2012. Der „Spiegel“ bezeichnete ihn 2013 als den „Majordomus des Dschungels, dessen Talent zur Ironie selbst beim Anblick von übelstem Gewürm nicht versagte. Er hatte die Sache im Griff, als sei’s das Leichteste, Beifälliges locker zu bringen – er beließ den Kandidaten das, was man als Würde bezeichnen kann.“
Seine Mitstreiterin Sonja Zietlow war untröstlich, als sie die Nachricht von Dirk Bachs Tod erhielt. „Kein Lachen kann so mitreißend sein wie deines“, schrieb sie auf ihrer Homepage in einem Brief an den Verblichenen, „kein Herz so tiefgründig und kein Fazit so treffend sein wie deines. Und keine Hängebrücke kann schöner schaukeln als unter deinem Gewicht.“
Letztendlich machte sie weiter bei „Dickies“ und ihrem „Baby“, sie wollte das Dschungelcamp nicht ganz in fremde Hände geben. Als sie ein Jahr später mit ihrem neuen Partner Daniel Hartwich (42) für die Moderation des Dschungelcamps mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet wurde, lehnten beide die Auszeichnung aus Respekt vor Bach ab. Zietlow nahm die Trophäe entgegen, sprühte sie rosa an und stellte sie neben „Dickies“ Grabstein. Dort steht sie immer noch.
Als Dirk Bachs Grab zu klein wurde
2013 kam dann die rosa Bank von Hella von Sinnen hinzu, einer besonders engen Freundin von Dirk Bach. Die beiden hatten zwei Jahre in einer Kölner WG zusammengelebt und später bei verschiedenen Projekten, unter anderem bei der Kabarettgruppe „Stinkmäuse“, zusammengearbeitet.
2019 gab es kurz einige Aufregung um das Grab von Dirk Bach. Der Grabstein mit dem pinkfarbenen Stern war weg, auch der rosa Comedypreis fehlte. Waren die üblichen Diebe auf dem Melaten-Friedhof am Werk? Die Wahrheit war, wenn man so will, eine weitere tragische Episode des Schicksals. Dirk Bachs Grab war zu klein geworden, denn sein Lebensgefährte Thomas G. war auch gestorben. Das Grab musste zum Doppelgrab erweitert werden.
Mit seiner großen Liebe Thomas vereint
Thomas G., ein Computerfachmann, war Bachs große Liebe. Sie hatten sich 1995 kennengelernt. Er war das Gegenteil von Bach: groß, dünn, ruhig und schüchtern. „Mit ihm ging alles ganz schnell“, soll der Entertainer einmal gesagt haben. „Da begegnet man einem Menschen, und der bleibt’s dann. Da kam jemand, der mich mit aller Kraft liebt.“
Thömchen, wie Bach ihn nannte, schmiss den Haushalt. 17 Jahre waren sie zusammen. Zwar hatten sie 1999 in Key West (USA) geheiratet, doch diese Ehe hatte in Deutschland keine Gültigkeit. Nach Bachs Tod kümmerte sich Thomas G. um die Bestattung, er suchte den Stein aus, pflegte das Grab – bis zu seinem eigenen Tod im Frühjahr 2019.
Nun ruht das Paar vereint auf dem Melaten-Friedhof. Zwei schwarze Steine im farblichen Einklang, auch der Comedypreis ist wieder da. Und die rosa Bank lädt zum Verweilen ein.