Nyome Nicholas-Williams verstand Anfang August die Welt nicht mehr. Das Schwarze Plus-Size-Model postete Bilder eines Fotoshootings, die Instagram kurz darauf wieder löschte. Angeblich, so der Social Media-Riese, würde die Britin mit den Aufnahmen gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Sind Nackt-Bilder auf Instagram tatsächlich verboten?
Nackt-Bilder sind auf Instagram nicht erlaubt, also doch. Aber nur manchmal, irgendwie.
Wir haben mal nachgeschaut. In den Gemeinschaftsrichtlinien steht tatsächlich: „[…] poste keine Inhalte, in denen Nacktheit dargestellt ist.“ Und weiter: „Das gilt auch für Fotos, Videos und einige digital erstellte Inhalte, auf denen Geschlechtsverkehr, Genitalien und Nahaufnahmen nackter Gesäße zu sehen sind.“
Auch Fotos, auf denen „Brustwarzen von Frauen zu sehen sind“, gelten als nicht Instagram-konform. So weit so prüde – und ungerecht dazu, weil Männer-Nippel dagegen anscheinend voll okay sind.
Doch das ist nicht die einzige Mal, dass Instagram mit zweierlei Maß misst. Denn während die Plattform Nyomes Fotos löscht, auf denen sich das Model ihre Brüste in einer Art Selbstumarmung zuhält, lässt Instagram andere Fotos, die zum Teil sogar noch viel freizügiger sind, online. Einziger Unterschied laut Nyome: Die abgelichteten Frauen waren dünn und weiß.
Nicht nur sexistisch, sondern auch noch rassistisch?
„Auf Instagram sind jeden Tag Millionen von Bildern von sehr nackten, dünnen weißen Frauen zu finden“, erzählte sie dem Observer. „Aber eine füllige schwarze Frau, die ihren Körper feiert, ist verboten? Es war schockierend für mich. Ich habe das Gefühl, zum Schweigen gebracht zu werden.“ Das Plus-Size-Model startete eine Kampagne, um gegen diese Willkür vorzugehen. Mit Erfolg: Seit Kurzem werden Fotos, auf denen mit Armen oder Händen bedeckte Brüste zu sehen sind, nicht mehr zensiert, erklärte die Plattform.
Ein längst überfälliges Update
Und auch Nyome veröffentlicht dazu ein Statement auf – wie sollte es anders sein – Instagram, inklusive freizügigem Foto. „Das ist nur der Anfang. Es gibt noch viel zu tun“, schreibt das Model. „Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass Instagram ein Ort wird, an dem sich jeder sicher, unterstützt und frei fühlt, sich selbst auszudrücken.“
So sehr das jetzt nach einem Meilenstein klingt – in Wirklichkeit war dieser Schritt aber längst überfällig. Dass es erst jetzt dazu ein Update in den Gemeinschaftsrichtlinien gibt, ist eine Frechheit.
Also: Nackte Brüste sind ab sofort okay – egal, ob die Frau dünn oder dick ist. Hauptsache sie werden so verdeckt, dass man keine Nippel sieht. Oder frau macht es wie Erotik-Instagramerin Julia Rose. Ihr Nackt-Hack: Sie zieht zwar blank, ihre Postings werden aber nicht gelöscht, weil sie die Foto-App mit transparenten Oberteilen austrickst.
Instagram lernt langsam, aber es lernt
Ja, okay, anscheinend ist es für Instagram nicht immer möglich, zwischen geschmackvollen Nacktaufnahmen und pornografischen Inhalten unterscheiden zu können. Aber wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Internet-Gigant dieses Problem nicht schon früher mit seinen Super-ProgrammiererInnen hätte beheben können.
Und wenn die ExpertInnen eh schon rumtüfteln, können sie gleich auch nen ordentlichen Algorithmus aufsetzen, der alle Brustwarzen gleichbehandelt. Bis dahin werden Accounts wie Genderless Nipples für Gerechtigkeit kämpfen. Model Nyome hatte Recht: Es gibt tatsächlich noch viel zu tun.
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