Ausgebeutet, unterdrückt und davon auch noch profitiert. Diesem schweren Vorwurf müssten sich im September diesen Jahres mehrere deutsche Unternehmen stellen. Im Fokus der Anklage standen nicht nur die Modeunternehmen Hugo Boss und C&A, sondern auch die Discounter-Ketten Aldi und Lidl. Strafanzeige stellte das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR). Heute fast ein halbes Jahr später möchte der Supermarkt einen drastischen Schritt gehen. Was es damit auf sich hat, erfährst du hier.
Produktion in Xiniang: Aldi, Lidl und Co.
Laut ECCHR haben sich die Firmen der Mithilfe bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht. Deutsche Firmen sollen demnach direkte oder mittelbare Lieferbeziehungen zu Textilfirmen gehabt haben oder weiter haben, die in das staatliche Zwangsarbeitsprogramm in Xinjiang involviert sind. Die Firmen, die die Rechte von Uiguren verletzen und seit Jahren von der kommunistischen Partei unterdrückt werden. Zudem zwinge die chinesische Regierung die turksprachige Ethnie zur Arbeit in der Textilindustrie oder der Baumwollernte, wie aus Berichten von Amnesty International ersichtlich wird.
So ließen die Unternehmen, die von der NGO eine Klage erhielten, noch vor Kurzem in Xinjiang produzieren. Was laut ECCHR aus den veröffentlichten Zuliefererlisten hervorgeht. Somit begünstigen Aldi, Lidl und Co. nicht nur die vorgeworfene Zwangsarbeit, sondern profitieren auch von dieser. Von der Generalbundesanwaltschaft fordere die Nichtregierungsorganisation nun eine Untersuchung der Anklagepunkte.
Falls der Verdacht bestätigt werde, fordere die Leiterin des ECCHR-Programms harte Strafen. “Es ist inakzeptabel, dass europäische Regierungen China für Menschenrechtsverletzungen kritisieren, während die Unternehmen womöglich von der Ausbeutung der uigurischen Bevölkerung profitieren. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen in den Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden, falls sich der Verdacht der Zwangsarbeit bestätigen sollte”, so Miriam Saage-Maaß.
Supermarkt weist Vorwürfe zurück
Aldi und Lidl sowie Hugo Boss und C&A weisen jegliche Vorwürfe zurück und stellen klar, dass sie Zwangsarbeit nicht dulden. So habe Aldi schon länger keine Lieferbeziehungen mehr mit Firmen aus der Region unterhalten. Lidl bezog laut eigener Aussage bis Juni 2021 noch Ware aus der Region, plane aber keine weiteren Auftragsvergaben mehr aus Xinjiang. Außerdem erkläre die Supermarkt-Kette, dass das Unternehmen die Grundrechte aller Beschäftigten schütze und Lidl eine Null Toleranz-Grenze gegenüber Zwangs- und Kinderarbeit habe.
Konsequenzen nach Ausbeutung: Lidl kündigt Lieferanten
Nach den Ausbeutungs-Vorwürfen steht Lidl unter strenger Beobachtung und bekommt Druck von der Bundesregierung. Grund: Deutsche Unternehmen, die mehr als 3.000 Angestellte haben, müssen ihre Lieferketten eigenständig prüfen. Bei Verstößen können Bußgelder von bis zu 2 Prozent des Jahresumsatzes drohen.
Da das Gesetz jedoch erst 2023 in Kraft tritt, haben alle Unternehmen bis dahin noch Zeit, ihre Lieferanten gründlich unter die Lupe zu nehmen. Lidl scheint das zum Anlass genommen haben, den Lieferanten sofort zu kündigen, um einer Strafe zu entgehen.
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