Bereits seit dem Jahr 2019 gibt es eine Petition dafür, die sexistischen Synonyme und Beispielsätze für woman im Oxford Dictionary zu ändern. Hier finden sich unter anderem Begriffe wie bitch, piece oder wench. Für uns tat sich nun die Frage auf: Sind wir Deutschen mit unserem führendem Lexikon besser? Befinden sich im Duden auch Synonyme für Frauen, die so sexistisch sind? Wir haben nachgeforscht.
Alles zum Thema „Synonyme für Frauen“:
Synonyme für Frauen: Welche gibt es im Duden?
Der deutsche Duden schlägt als Synonym für Frau Dame, Lady, weibliche Person oder weibliches Wesen vor. Danach folgen viele nicht ganz schmeichelhafte Begrifflichkeiten, die immerhin als “salopp, veraltet oder umgangssprachlich” markiert sind, wie Weibsbild, Frauchen, Alte, Olle oder Hauszierde (?).
Gut, wie kommen denn die Herren der Schöpfung beim Duden weg? Bursche, Herr oder männliche Person sind die ähnlichsten Synonyme. Dann folgen auch hier nicht immer schöne Umschreibungen “umgangssprachlich” wie Begatterich, Oller oder Macker.
Übrigens: Im Jahr 1880 wurde der erste Duden veröffentlicht. Mittlerweile erschien im Jahr 2020 schon die 28. Auflage und nahm damit auch Wörter wie „Social Distancing“ oder „Covid-19“ auf, um am Puls der Zeit zu bleiben.
Duden vs. Oxford Dictionary
Macht es der Duden besser als das Oxford Dictionary? Ja, denn zum einen wird darauf verwiesen, dass es sich um alte Begrifflichkeiten und oft scherzhafte Aussagen handelt und zum anderen gibt bei Mann und Frau ähnlich demütigende Begriffe. Schön wäre es natürlich, wenn es diese nicht gäbe, aber ein Lexikon muss eben auch über veraltete Sprache aufklären.
Die Beispielsätze sind im deutschen Duden weitaus besser als im Oxford Dictionary. Aber lasst uns noch etwas weiterscrollen.
Frauen … vergewaltigen
Im Duden gibt es eine computergenerierte Funktion, in der man suchen kann, welche Verben, Adjektive und Substantive besonders oft in Verbindung mit dem gesuchten Wort genutzt werden. Diese basieren auf dem Dudenkorpus, also über vier Milliarden analysierter Texte.
Für das Wort Frau kommt direkt nach einparken das Verb vergewaltigen. Vergewaltigen!? Als Adjektive schlägt der Computer jung, alt, schwanger, schön, gnädig, berufstätig, groß oder nackt vor. Allein berufstätig bezieht sich nicht auf das Äußere der Frau.
Gehen wir zum Mann, wie wird der beschrieben: Alt, reich, stark, erwachsen, richtig, bewaffnet, mächtig, jung. Hier zählen ganz eindeutig andere Werte. Auch die Verben gehen in eine andere Richtung: zuhören, sitzen, heiraten, kennen, erschießen, sterben, sehen, altern. Männer werden also extrem häufig in Verbindung mit Gewalt beschrieben.
- Noch mehr Insights findest du hier:
- Diese 9 historischen Erfindungen veränderten das Leben der Frau
- Küchenparadox: sind Frauen wirklich die schlechteren Köchinnen?
- Mit diesem diskreten Handzeichen zeigen Frauen, dass sie Hilfe bauchen
Das ist kein Problem des Dudens, denn dieser analysiert ja nur die Texte, sondern ein Problem unserer Gesellschaft und unserer Sicht auf die Geschlechterverteilung. Natürlich schließt der Duden auch sehr alte Texte ein, in denen Geschlechter noch stereotyper waren, trotzdem sollte es eine Warnung sein.
Ist es genug, wenn es bei Frauen nur darum geht, wie sie aussehen und bei Männern wie viel Macht sie haben? Sollten Frauen primär mit Vergewaltigung und Männer mit Tod und Gewalt in Verbindung gebracht werden? Nein!
Die Schande der Online-Lexika
Wer online nach Synonymen oder Worterklärungen sucht, wird nicht immer den Duden nehmen, auch Openthesaurus oder das Woxikon sind sehr beliebt. Hier geht es nicht ganz so politisch korrekt zu:
Das Woxikon kennt 110 Synonyme zu Frau, darunter Schachtel, Zicke, Schrulle und Weibsbild in den Top 12. Openthesaurus weiß hingegen, dass Frauen gern auch mal Alte, Olle, Furie, Zicke, Geliebte oder Schnalle genannt werden.
Gut, hier muss man dazu sagen, dass es auch bei den Herren nicht nur schmeichelhafte Begriffe gibt. Schwächling, Stecher oder Macker sollten genauso wenig als Synonym für das Mannsein stehen. Es sind allerdings viel weniger negativ behaftetet Begriffe.
Falsche Konnotation durch Synonyme
Synonyme sind sinnverwandte Worte, das heißt, man könnte sie miteinander austauschen und der Satz würde immer noch dieselbe Aussage haben. Natürlich passt nicht jedes Synonym eins zu eins auf das Ausgangswort, manchmal steckt auch eine Konnotation dahinter, etwa wenn es scherzhaft gemeint ist.
Das Oxford Dictionaryist offenbar der Meinung, dass man woman einfach durch bitch ersetzen kann. Das zeigt eine Haltung, die sich auch in unserem Alltag zeigt. Denn Frauen werden viel zu oft anhand ihrer Attraktivität und ihres sexuellen Auftretens gemessen. Ist sie zu alt, dann ist es eine Alte, alt und anstrengend macht dann die Olle, schön und dumm macht dann vermutlich die Hauszierde. Vielen Dank hierfür übrigens!
Aber gut, auch bei den Männern gibt es Beschreibungen, die eben nicht einfach so in einem Satz austauschbar sind, oder zumindest nicht sein sollten. Begatterich ist einfach nur primitiv.
Nehmen wir einen Duden-Beispielsatz: Eine Russin war die erste Frau im Weltall. Wollen wir das wirklich durch eine Frau war die erste Weibsperson/Olle/Hauszierde im Weltall ersetzen?
Oder Ein Mann des Volkes wird dann zum Begatterich des Volkes. Ist nicht ganz die gleiche Bedeutung. Mann und Frau sollen lediglich das Geschlecht einer Person angeben. Nicht mehr und nicht weniger.
Fazit: Es ist kompliziert!
Natürlich haben Lexika die Aufgabe aufzuklären und wenn ein junger Mensch den alten Begriff Weibsbild liest und nichts damit anzufangen weiß, dann sollte der Duden oder jedes andere Lexikon darüber aufklären, was gemeint ist.
Was aber nicht sein muss, ist, dass unter Synonyme für Frauen (und auch Männer) solche alten Stereotypen aufgelistet werden, denn sie entsprechen nicht mehr unserer weiterentwickelten Gesellschaft. Auch wenn Sprache das vielleicht kleinste Problem beim Sexismus ist, fängt vieles hier an und wir sollten auf unsere Worte achten.
Das übrigens auch schon bei sexistischen Sprüchen auf Kinderkleidung. Kein Mädchen sollte „Ich bin zu hübsch für Mathe“ als Wahlspruch auf ihrem Strampler stehen haben. Was soll unsere Kinder das lehren?
Nur ein Beispiel für Alltagssexismus, der lächerlich scheint, aber im Großen viel ausrichten kann. Genauso verhält es sich beim täglichen Rassismus in Deutschland.