Mit Gesängen und Blumensträußen verabschiedeten sich in den vergangenen Tagen hunderte Menschen vor dem Justizpalast des Supreme Court von einer Frau, die in den USA als eine der letzten Säulen eines liberalen Amerikas galt.
Unsere weekly heroine ist Ruth Bader Ginsburg, bis zu ihrem Tod Richterin des obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten und eine Ikone des Feminismus.
Alle Fakten von Ruth Bader Ginsburg’s Leben findest du hier.
Joan Ruth Bader Ginsburg: Kurz & knapp
- Sie wurde 1933 in New York geboren
- Ihr Einsatz für Frauenrechte machte sie berühmt
- Sie wurde als zweite Frau in der Geschichte Teil des Supreme Court
- Sie gehörte dem linken, liberalen Flügel des Supreme Court an
- Der Dokumentarfilm RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit porträtiert ihr Leben
- Sie starb am 18. September 2020 in Washington D.C.
Nationalheiligtum & Popstars
Bader Ginsburg war zu Lebzeiten amerikanisches Nationalheiligtum mit dem Kultstatus eines Popstars. Ein Museum widmete ihr eine eigene Ausstellung, Opern und Kinderbücher drehten sich um sie, Lego- und Actionfiguren wurden nach ihrem Vorbild gestaltet.
2013 widmete ihr eine Jurastudentin einen Tumblr mit den Namen “Notorious RBG”. Der Spitzname ließ sie bis zu ihrem Tod nicht los. In Washington können Anhänger Merchandise-Artikel mit eben diesem Spitznamen, ihren Initialen und Konterfeis erwerben. Der dazugehörige Shop heißt “The Outrage”, übersetzt “Die Empörung”.
Ihr Weg zum Kultstatus, eigene Shops und Opern war weit. Die Jüdin und Mutter bekam als Klassenbeste zuerst kein Stellenangebot, verdiente wenig später an der Rutgers Law School weniger als ihre männlichen Kollegen und wurde mit der Begründung abgespeist, ihr Mann könne schließlich für den Unterhalt sorgen.
Alte Rollenbilder aufbrechen
Besagter Ehemann Marty Ginsburg wird später über ihr Zusammenleben sagen: “Vater kocht und Mutter denkt”. Beide sind schon früh weiter als ihre Mitmenschen. Auf traditionelle Rollenverteilungen haben beide nie Wert gelegt.
Ihre Überzeugungen und ihr Engagement lohnen sich. Als Anwältin für die Amerikanische Bürgerrechtsunion bekommt sie endlich die Möglichkeit, sich für die Gleichstellung der Geschlechter zu engagieren – sie tut es mit großem Erfolg, widmet sich der sexuellen Diskriminierung steigt weiter auf und führt Fälle bis zum Supreme Court, für den sie 1993 von Bill Clinton nominiert wird.
“I dissent” – „Ich bin anderer Meinung“
Beruflich erklomm sie den Gipfel, unter den höchsten Richtern der USA fühlte sie sich trotzdem wie eine Kindergartenlehrerin. Für Themen, wie Geschlechterdiskriminierung, musste sie ihre Kollegen zuerst sensibilisieren.
Sie wurde häufig als konsensorientiert, moderat und pragmatisch beschrieben, was sie nicht davon abhielt, ihrem Ärger Luft zu machen. Unterlag sie der Mehrheit, bekamen ihre Kollegen ihre Empörung zu spüren. Gerechtigkeit wurde niemals kampflos aufgegeben, schon gar nicht als Stellverteterin aller amerikanischen Frauen.
Einige Widersprüche gegen Gerichtsentscheidungen sind legendär. 2007 wurde die Klage einer jungen Frau aus Formgründen abgelehnt, die von ihrem Arbeitgeber jahrelang ungerecht bezahlt wurde. Eine Ungerechtigkeit, fand Bader Ginsburg und überzeugte den Kongress. Die anschließend gesetzlich beschlossene Regelung zur Gleichbezahlung von Frauen und Männern, auch Lilly Ledbetter Fair Pay Act, hing bis zuletzt in ihrem Büro.
Ruth Bader Ginsburg stand für Selbstbestimmung. Im Gegensatz zur Mehrheit des Supreme Courts setzte sie sich für ein Recht auf Abtreibung und gegen die Todesstrafe ein.
Der letzte Wunsch
Neben der Gleichberechtigung der Geschlechter, war sie auch an der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe und am Patient Protection and Affordable Care Acts beteiligt. Obamacare, wie die Gesundheitsreform öfters genannt wird, stattet US-Bürger mit einer Krankenversicherung aus.
Das Anliegen, Millionen Bürgern eine bezahlbare medizinischen Versorgung zu garantieren, wird heute noch vor Gericht verhandelt. Drei Jahre vor der Wahl Donald Trumps hatte sie sich einen „feinen Präsidenten“ gewünscht.
Obamas Nachfolger hat ihre Ansprüche nicht erfüllt. Trump möchte Obamacare abschaffen und durch “etwas Wunderbares” ersetzen. Mit dem Tod von Ruth Bader Ginsburg ist er diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen.
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Mein leidenschaftlichster Wunsch ist es, dass ich nicht ersetzt werde, bevor ein neuer Präsident ins Amt eingeführt wurde.
Trump bietet sich die Möglichkeit, das Gericht in eine konservative Richtung zu lenken. Weg von liberalen Ansichten, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit. Ruth Bader Ginsburg ist zu früh gegangen. Ihr Lebenswerk zeigt, dass es nie zu spät gewesen wäre.
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