Inzwischen ist klar, dass die Missbrauchsklage von Virginia Giuffre (38) gegen Prinz Andrew (61) Bestand haben wird. Der zuständige US-Richter kam der Bitte des Royals, die Klage abzuweisen, nicht nach. Ein ehemaliger Staatsanwalt namens Mitchell Epner schätzt Andrews Lage spätestens durch diesen Entscheid als höchst prekär ein. In einem TV-Interview habe er laut „Daily Mail“ gesagt: „Für ihn [Prinz Andrew, Anm. d. Red.] gibt es nur noch schlechte Optionen. Er muss nun entscheiden, welche dieser schlechten Optionen die beste ist.“ Doch welche Möglichkeiten bleiben dem Royal überhaupt?
Das Millionen-Angebot
Zwei Optionen, dem für diesen Herbst anberaumten Gerichtsprozess doch noch zu entgehen: entweder den Richterspruch mit wenig Hoffnung auf Erfolg anfechten, oder eine außergerichtliche Einigung mit Giuffre erzielen. Sprich: ein monetäres Angebot, das die Klägerin schwer ablehnen kann. Genau dies sei laut „Daily Mail“ nach dem Verkauf seines Schweizer Luxus-Chalets zumindest theoretisch möglich. 18 Millionen Pfund (rund 21,5 Millionen Euro) seien durch den Verkauf liquide geworden. Zehn Millionen davon (rund 11,5 Millionen Euro) wolle Andrew laut des Berichts angeblich dafür aufwenden, sich den Prozess zu ersparen.
Doch würde sich Giuffre auf einen derartigen Deal überhaupt einlassen? Nein, habe ihr Anwalt David Boies kurz nach der richterlichen Entscheidung vom Mittwoch (12. Januar) laut „The Guardian“ klargestellt. Mit einem „rein finanziellen Vergleich“ müsse Prinz Andrew demnach gar nicht erst um die Ecke kommen. Seiner Mandantin sei vielmehr daran gelegen, „sich selbst und die anderen Opfer zu rehabilitieren“. Zusätzlich zu einer finanziellen Entschädigung müsste Andrew hierfür wohl eine Form des Schuldgeständnisses ablegen. Genau dies hat der Royal bislang aber vehement vermieden.
Der Gang vor Gericht
Sollten sich die beiden Parteien nicht außergerichtlich einigen, könnte es voraussichtlich im Herbst dieses Jahres zu einem der spektakulärsten Prozesse aller Zeiten kommen. Zwar bietet sich dadurch selbstredend die Möglichkeit auf einen Freispruch für den Prinzen. Der Royal müsste jedoch unter Eid zu den Vergewaltigungs- und Missbrauchsvorwürfen Rede und Antwort stehen.
Dass er in solchen Situationen nicht sonderlich souverän wirkt, hatte Andrew allerdings schon in einem desaströsen „BBC“-Interview kurz nach den Anschuldigungen bewiesen – wohlgemerkt nicht unter Eid stehend. Gar nicht erst im Gericht vorstellig werden zu müssen, dürfte wohl Andrews primäres Ziel sein.
Ist der Ruf erst ruiniert…
Unabhängig von Prinz Andrews Strategie, sogar unabhängig vom Ausgang eines potenziellen Gerichtsverfahrens, sehen Experten Medienberichten zufolge den Ruf des Royals „irreparabel beschädigt“. Andrews inzwischen abgeschmetterte Bitte, die Klage aufgrund eines Vergleichs von 2009 zwischen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (1953-2019) und Guiffre abzuweisen, werde als „riskante Aktion“ angesehen, die ihn die allerletzten Sympathiepunkte gekostet haben könnte.
Mehr noch sei das Ansehen der gesamten Königsfamilie durch den Skandal inzwischen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Jeder Versuch, sich wieder ins rechte Licht zu rücken oder zu rehabilitieren, könnte den gegenteiligen Effekt haben. Als einzige Lösung wird genannt, dass sich Prinz Andrew wohl für immer aus der Öffentlichkeit zurückziehen müsse. Kein leichtes Unterfangen bei einer Familie, die so sehr im Rampenlicht wie jene der Queen steht.