Nackt im Feld Harry Potter lesen und danach das Badewasser des Angebeteten trinken – diese zwei Szenarien beschreiben Emerald Fennells neuen „Saltburn“ Movie vermutlich am besten. Seit seiner Veröffentlichung Ende Dezember auf Amazon Prime ist er der Überraschungs-Hit 2023 und gleichzeitig schwer umstritten. Manche hassen ihn, manche lieben ihn und trotzdem schauen ihn einfach alle. Besonders die Outfits der Charaktere haben es der Welt angetan.
Saltburn Movie: Jacob Elordi rockt den Preppy-Look
Für Hauptdarsteller Jacob Elordi, der den reichen und durchaus liebreizenden Felix spielt, ist in Saltburn der Preppy-Look angesagt. Seine Tommy Hilfiger Poloshirts spiegeln besonders wider, was seinen Charakter den Film über ausmacht: sein Geld.
Der Film erzählt die Geschichte von Oliver Quick, der aus der Arbeiterklasse kommt und es mit einem Stipendium nach Oxford schafft. Dort trifft er Felix Catton und den Rest seiner Freunde aus der Oberschicht. Felix nimmt Oliver schließlich im Sommer mit zu seinem Anwesen, Saltburn, und lernt dort eine ganz andere Seite von Oliver kennen.
Gerade für seine Zeit in Oxford legt Kostümdesignerin Sophia Canale viel Wert darauf, Elordi gemäß der Old-Money Ästhetik zu kleiden. Die einzige Rebellion gegen sein reiches Elternhaus ist das Augenbrauenpiercing, das er während seines Studiums trägt. Es verschwindet allerdings, sobald er sich für den Sommer auf den Weg nach Saltburn macht.
Leinen ist sexy
Der Fan-Favorit seiner Outfits ist allerdings das nahezu durchsichtige Leinen-Hemd, das Elordi trägt, während er Co-Star Barry Keoghan, im Film Oliver, durch seine Villa führt.
Das warme Sonnenlicht, das durch sein Hemd scheint und einen Blick auf seinen Oberkörper ermöglicht, symbolisiert eine der wichtigsten Charaktereigenschaften von Felix: seine Transparenz. Er ist während des Movies ein offenes Buch, anders als sein neu erworbener bester Freund Oliver.
Fashion Sense liegt in der Familie
Nicht nur Felix strahlt mit seinen strategisch ausgewählten Looks, sondern auch der Rest der Catton Familie. Seine Schwester Venetia (Alison Oliver) verkörpert das It-Girl der 2000er, die Zeit, in welcher der Film spielt. Ihr Spider Web-Kleid, das ursprünglich ein Schmuckstück war, die bunten Sonnenbrillen und ihre auffälligen Accessoires zeigen, dass Venetia die Trendsetterin der Familie ist.
Aber auch ihre mentale Instabilität und Anorexie wird im Film ausreichend thematisiert. Die meisten ihrer Kleidungsstücke sind knapp und zeigen viel Haut, wobei erschreckend oft ihre herausstehenden Rippen gefilmt werden. In Venetias Augen ist dünn sein nämlich ganz offensichtlich das Äquivalent zu absoluter Schönheit. Kein Wunder, da Mutter Elspeth (Rosamund Pike) in jungen Jahren Model war und hässliche Dinge verachtet. Like Mother, like Daughter …
Vintage Designs, statt trendy Looks
Canale gestaltete Elspeths Kleiderschrank daher auch nach der Illusion, dass Elspeth ihre Klamotten über die Jahre ihrer Karriere angesammelt hat. Ihr Style geht in die Bohemian-Richtung, da Canale sich dafür entschied Elspeths sonst eher verurteilenden Charakter etwas lockerer wirken zu lassen. Vintage Alexander McQueen und Valentino, verrät Canale in einem Interview mit der Harper’s Bazaar, sind die Staples ihrer Looks.
The less you dress up, the richer you are – especially in the Saltburn Movie
Oliver Quick ist das Gegenteil des Catton-Clans. Er sticht mit seinem geliehenen Anzug und try-hard coolen Jacken sofort heraus. Wie sagt man so schön: Es ist versucht, aber nicht gekonnt. Während der Film fortschreitet, wird immer klarer, dass Oliver viel Ähnlichkeit mit einem Parasiten hat.
Er ist der Outsider und versucht händeringend mitzuhalten. Alle Kleidungsstücke, die Oliver besitzt, sind günstigere Versionen von Felix‘ Klamotten, erzählt Canale der Vogue. Felix fühlt sich sichtlich wohl in seiner Haut und seiner Kleidung.
Alle Dinge, die Oliver besitzt, sind hingegen frisch gekauft und deuten darauf hin, dass Oliver sehr steif in allen Bereichen ist. Von seinen neuen Reichtümern bis hin zu dem frisch gewonnen Status als Freund einer reichen Familie. Seine Looks sind Ausdruck seines Minderwertigkeitskomplexes.
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Die Relevanz von 2.000er-Mode
Die einzige Frage, die bleibt: warum 2.000er-Mode für den Saltburn Movie? Eine Zeitspanne, die weder das Vintage-Chic der 90er besitzt, noch den trendigen Aspekt der aktuellen Fashion.
Canale ließ sich von alten Facebook-Posts inspirieren und kaufte viele der Kostüme auf Ebay oder kramte sie aus den Tiefen von Regisseurin Fennells Kleiderschranks, berichtet sie in einem Interview mit der französischen Vogue. Sie wollte sich der Herausforderung annehmen, die sonst eher fragwürdige Kleidung als hip, sexy und einem absoluten Muss dastehen zu lassen.
Canales andere Produktionen, unter anderem die Netflix-Serie „Bridgerton“, bekamen oft mehr Anerkennung für ihre Kostüme, als Werke, die aktuellere Modetrends aufgreifen. Doch „Saltburn“ erzählt mit seinen Kleidungsstücken eine Geschichte. Schließlich ist Kleidung der Schlüssel dazu, wer und wie Menschen sind und diesen Punkt verkörpern die Charaktere des Films nur allzu gut. Man sieht ihnen auf kilometerweite Entfernung an, wie sie sind, mit nur einem Blick auf ihr Oberteil oder ihre Schuhe.
Kleidung macht bekannterweise Leute und wer weiß, was passiert wäre, hätte Oliver seinen Sommer in Saltburn in Cargo Pants und Mesh Shirts verbracht. Womöglich hätte er in lockeren Klamotten auch etwas klarer denken können und die Finger von Badewasser und Menstruationsblut gelassen …