Du sitzt in der ersten Reihe einer Runway-Show und himmelst die neuen Kollektionen der diesjährigen Designer:innen an. Das blaue Kleid, das als vorletztes den Laufsteg betritt, würde dir mit Sicherheit fantastisch stehen. Doch wie genau kommen die Kreationen der Fashion Week überhaupt in die Läden? Wie lange musst du warten, bis die High Fashion-Werke zur working class durchgesackt sind?
Der Laufsteg gibt vor, was Trend ist
Auf den Runway Shows der Fashion Week stellen Designer:innen ihre Kollektionen für die nächste Saison vor. So kündigt sich meist an, welche Farben, Schnitte und Muster in der kommenden Zeit angesagt sein werden. „Die Trends bewegen sich von der Couture-Luxusmode zu Premium-Modemarken, dann kommen sie im Mainstream an und enden schließlich bei den Niedrigpreis-Labels und Einzelhandelsketten“, erklärte das Einzelhandels-Analyseunternehmen Edited.
Für dieses Phänomen gibt es natürlich auch den passenden Namen: „Trickle-Down-Effekt„.
Trickle-Down-Effekt: Das steckt dahinter
Fast alle Bekleidungsläden orientieren sich für ihre neuen Kollektionen, an den zuvor geschehenen Laufsteg-Shows. Die Chance, dass man etwas im Store sieht, das Ähnlichkeit mit einem Stück der vergangenen Fashion Week hat, sind hoch. Meryl Streeps Charakter Miranda Priestly aus „Der Teufel trägt Prada“ beschreibt den Prozess heruntergebrochen so:
Einzelhandelsgeschäfte lassen sich also von Laufsteg-Looks der Fashion Week inspirieren und bieten ein abgeändertes Produkt des Originals an, welches auf die breitere Masse zugeschnitten ist. Für niedrigere Preise bekommt man einfachere und tragbare Versionen, wobei es diesen natürlich an Qualität und Exklusivität mangelt, wie Fashion United bestätigt. Die Stoffe sind weniger hochwertig und beinhalten meist keine aufwändigen Details. Einzelstücke sind es auch nicht mehr, da sie in großen Mengen hergestellt werden, sodass es tausende Exemplare desselben Modells zu kaufen gibt.
Die gegensätzliche Bubble-Up-Theorie
Die Bubble-Up-Theorie funktioniert in die andere Richtung. Modehäuser finden dabei ihre Inspirationen für neue Kollektionen auf der Straße. Entweder sie orientieren sich an der Menschenmenge in Großstädten oder an bestimmten Subkulturen, die gerade die Runde machen. Um solche Street-Style-Trends zu entdecken, haben Designer:innen Modescouts an ihrer Seite. Die Beobachtungen dieser Scouts werden zu sogenannten „Style Guides“ zusammengefasst, an denen sich die Designer:innen schließlich orientieren können.
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Langes Warten der Geschäfte auf Laufsteg-Outfits
Ein paar Tage nach den Laufsteg-Shows der Fashion Week, geben internationale Einkäufer bekannt, welche der präsentierten Stücke sie für ihre Kunden bestellen wollen und in welcher Stückzahl. Diese Bestellungen werden bei den jeweiligen Modehäusern in Auftrag gegeben und sechs Monate später erscheint die gewünschte Kleidung in deinen Lieblings-Stores, wo sie fein säuberlich an den Kleiderbügeln hängt und auf deinen nächsten Shopping-Trip wartet. Es steht also erstmal ein halbes Jahr Geduld an, bis du die neuen Kollektionen selber tragen kannst, doch Vorfreude ist ja bekanntlich die beste Freude.
Und wenn du in ein paar Monaten in die Stadt gehst, lächelt dich vielleicht das blaue Kleid von der letzten Fashion Week aus einem Zara-Schaufenster heraus an.