Der Begriff „No-Poo“, kurz für „No Shampoo“, macht seit Jahren die Runde in den sozialen Medien. Der Trend setzt auf das Haare waschen ohne Shampoo oder sogar auf den kompletten Verzicht, um die Kopfhaut dazu zu bringen, weniger schnell zu fetten. Aber funktioniert das wirklich?
Warum werden unsere Haare fettig?
Ein hartnäckiger Mythos besagt, dass man Haare trainieren kann, damit sie weniger fetten. Wichtig ist zu wissen: Es sind nicht die Haare, die fetten, sondern die Kopfhaut. Talg schützt die Kopfhaut vor dem Austrocknen. Unser Körper produziert ein Leben lang diese natürliche Pflege, die als Barriere gegen äußere Einflüsse dient. Talg hilft auch, bakteriellen Infektionen vorzubeugen.
Was passiert, wenn man die Haare gar nicht wäscht?
Wenn man die Haare nicht regelmäßig wäscht, kann das langfristig zu Problemen mit der Kopfhaut führen. Laut Antonio Weinitschke vom Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks können Entzündungen der Kopfhaut bis hin zu Haarbalgentzündungen auftreten. Diese erkennt man an einer Rötung an der Haarbasis. Wenn man die Haare nicht von diesem Fett befreit, kann die Kopfhaut nicht atmen. Auch Dermatologen raten davon ab, die Haare längere Zeit nicht zu waschen.
Haare waschen ohne Shampoo: Ein guter Mittelweg?
Abseits des extremen Trends, die Haare gar nicht zu waschen, gibt es die sanftere „No-Poo“-Methode. Dabei reinigt man das Haar nur mit Wasser. Hier betonen Expert:innen, dass ein ausgewogenes Maß entscheidend ist.
Für die Haare ist es besser, sie nicht täglich zu shampoonieren, da die Kopfhaut nach jeder Shampoonierung Zeit zur Regeneration benötigt. Durch tägliches Waschen mit Shampoo wird die Talgproduktion angeregt. Nach dem Waschen produziert die Kopfhaut schnell wieder Fett, um ihren natürlichen Säureschutzmantel zu erneuern.
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No-Poo: Für wen ist das Haare waschen ohne Shampoo ungeeignet?
Grundsätzlich muss man sich keine Sorgen machen, dass sich Krankheitserreger auf der Kopfhaut ausbreiten, wenn man kein Shampoo verwendet. Eine Ausnahme gibt es jedoch für Tierbesitzer. Tiere können Hautpilze übertragen, die auf der fettigen Kopfhaut gedeihen. Das kann zu Infektionen mit Juckreiz und Ekzemen führen.
Wer unter einer Pollenallergie leidet, sollte ebenfalls von „No-Poo“ Abstand nehmen. Besonders in der Pollensaison ist es wichtig, abends die Allergieauslöser aus den Haaren zu waschen. Laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) verringert das die nächtlichen Allergiebeschwerden erheblich.
Fettige Haare bekämpfen: Was hilft wirklich?
Um effektiv gegen fettige Haare vorzugehen, empfehlen Expert:innen spezielle Pflegeprodukte. Shampoos und Kopfhautwasser mit Wirkstoffen wie Schwefel, Zink und Salicylsäure reduzieren die Talgproduktion und überschüssigen Talg. Kopfhautwasser mit Teebaumöl wirkt entzündungshemmend. Außerdem sollten die Haare nicht täglich – und nur mit milden Shampoos ohne reizende Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen gewaschen werden.
Bei trockener Kopfhaut sollte man die Haare möglichst selten waschen, da Waschen die Haut zusätzlich austrocknet und Schuppen verursachen kann. Lauwarmes oder kaltes Wasser ist besser als heißes, da es die Haut schont, den Kreislauf anregt und das Immunsystem stärkt. Bei fettigem Haar ist tägliches Waschen hingegen unproblematisch.
Weitere Alternativen für’s Haare waschen ohne Shampoo
Wenn du ungern auf herkömmliche Shampoos verzichten möchtest, kannst du auch auf natürliche Shampoo-Alternativen setzen. Typische Alternativen sind Natron, Tonerde, Lavaerde und Roggenmehl. Roggenmehl Shampoo kannst du ganz einfach selber machen.
Da bei „No-Poo“ die Spülung ebenfalls wegfällt, gibt es auch hier einige Hilfsmittel. Als Ersatz wird häufig Apfelessig oder Avocadoöl benutzt. Welches Shampoo und welcher Conditioner bei dir gut funktioniert, musst du selber herausfinden. Jedes Haar reagiert anders.