Sportsucht betrifft ja eh nur die Profisportler:innen, die täglich trainieren und mit aufgepumpten Muskeln durch die Welt laufen – könnte man meinen. Doch leider geht diese Faustregel nicht immer ganz auf. Laut der Techniker Krankenkasse sind mitunter auch ein bis drei Prozent der Freizeitsportler:innen süchtig nach Bewegung. Bei Menschen, die besonders anfällig für eine Sportsucht sind, kann bereits die Anmeldung im Fitnessstudio der Startschuss für die Krankheit sein.
Sportsucht: Wer ist stark anfällig für die Krankheit?
Eines vorweg: Sportsucht kann grundsätzlich bei jedem Menschen auftreten – ganz egal, ob er zu der Risikogruppe gehört oder nicht. Wenn du diesen Artikel liest, weil du denkst, dass du selbst oder etwa eine Person in deinem Umfeld von der Krankheit betroffen ist, dann solltest du dich in jedem Fall an einen Experten oder eine Expertin wenden. An welchen Symptomen man eine Sportsucht erkennt, liest du hier.
Allerdings gibt es Personen, die grundsätzlich eher dazu neigen, dem Zwang nach ständiger Bewegung zu verfallen:
Personen mit niedrigem Selbstwert
Wenn du an einem niedrigen Selbstwert leidest, dann kann Sport dazu dienen, dieses schlechte Gefühl zu kompensieren und dein Selbstbewusstsein zu steigern. Klingt erstmal nicht schlecht – muss es auch nicht unbedingt sein. Allerdings kannst du dadurch schnell einen Punkt erreichen, an dem du nicht mehr auf den Sport verzichten kannst, weil du dich ohne ihn nutz- und wertlos fühlst. Sport sollte also niemals als einziges Mittel gegen mangelnden Selbstwert genutzt werden.
Personen, die vor Problemen flüchten
Gehörst du zu den Menschen, die häufig eher vor Problemen weglaufen, anstatt nach einer Lösung zu suchen? Auch dieses Verhalten spielt bei der Entwicklung eines krankhaften Sporttreibens eine Rolle. Extreme körperliche Belastungen verlangen schließlich die volle Konzentration auf das Hier und Jetzt und lassen den Alltagsfrust weit in den Hintergrund treten. Damit gaukelst du deiner Psyche vor, dass deine Alltagsprobleme nicht vorhanden sind – allerdings nur kurzfristig. Sobald die Belastung aufhört, kommen die Sorgen zurück. Dadurch brauchst du den Sport immer wieder, wie ein Junkie, der seine Droge braucht.
Personen, die große Ängste haben
Große Ängste und Phobien können den Alltag stark beeinflussen, vor allem dann, wenn man ihnen nicht immer aus dem Weg gehen kann. Sportpsychologen der TU München vermuten, dass starke körperliche Belastung angstmindernd wirkt – zumindest, solange das Leistungslevel oben bleibt. Eine langfristige Angstbewältigung kann dadurch jedoch nicht erzielt werden.
Perfektionistische Personen
Leistung hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert und ist somit positiv behaftet. Das kann in jeder Lebenslage großen Druck ausüben. Sport ist einer der gängigsten Wege, um Leistungen zu erzielen. Wenn du einen hochperfektionistisch ausgeprägten Charakter hast, bist du besonders gefährdet, sportsüchtig zu werden. Das gilt vor allem dann, wenn du in anderen Lebensbereichen, wie zum Beispiel auf der Arbeit, nicht das Gefühl hast, genügend Leistung zu erbringen. Hier ist es ratsam, mit psychologischer Hilfe auf die Ursache deines perfektionistischen Wesens zu blicken.
Personen, bei denen bereits andere psychische Krankheiten bestehen
Laut der Krankenkasse AOK kommt es ziemlich oft vor, dass Sportsucht mit einer anderen psychischen Störung einhergeht. Am häufigsten sei der Zusammenhang von Essstörungen und Sportsucht. Aber auch Angststörungen, Abhängigkeitserkrankungen oder Traumata können dazu beitragen, eine Sportsucht zu entwickeln, weil sich Sport zumindest kurzfristig nach einer Lösung anfühlt. Regelmäßige Bewegung kann grundsätzlich auch dazu beitragen, psychische Krankheiten zu bewältigen. Dies sollte allerdings mit einem Psychologen oder einer Psychologin besprochen werden.