Es heißt, man muss viel Wasser trinken. Mindestens 1,5 Liter am Tag. Am besten noch mehr. Denn das strafft nicht nur die Haut und hält uns gesund, sondern beugt auch Kopfschmerzen vor. Doch wusstest du, dass man auch zu viel Wasser trinken kann? Woran du merkst, dass du es mit dem Wasser trinken übertrieben hast und ab wie vielen Litern es sogar gefährlich werden kann, liest du hier.
Zu viel Wasser: Das musst du wissen
Ab wann ist es zu viel Wasser?
Gemäß einer altbekannten Faustregel kann ein Mensch drei Tage ohne Wasser überleben. Dies liegt daran, dass der menschliche Körper zu etwa 70 Prozent aus Wasser besteht. Um sicherzustellen, dass der Körper neue Zellen bildet und die Organe einwandfrei funktionieren können, ist es jedoch notwendig, regelmäßig und ausreichend Flüssigkeit zu trinken.
In den sozialen Medien liest man daher immer wieder vom Hashtag #stayhydratet, der vor allem an heißen Tagen daran erinnern soll, regelmäßig Flüssigkeit aufzunehmen. Doch wie alles im Leben hat auch die Flüssigkeitsaufnahme des Körpers ihre Grenzen. Allgemein gilt: Man sollte nur so viel Wasser trinken, wie der Körper auch ausscheiden kann.
Im Normalfall kann der menschliche Organismus bis zu zehn Liter Flüssigkeit am Tag verkraften. Expert:innen raten jedoch dazu, am Tag nicht mehr als drei Liter zu konsumieren. Denn zu einer Wasservergiftung (Hyperhydration) kann es auch bei einer geringeren Menge als zehn Liter kommen – und die hat mitunter fatale Folgen.
Kann die Blase platzen, wenn man zu viel Wasser trinkt?
Bestimmt musstest du auch schon einmal so dringend pinkeln, dass du das Gefühl hattest, deine Blase könne jeden Moment platzen. Kann das wirklich passieren?
Zum Glück nicht. Denn die Blase ist ein flexibles Organ, das in der Lage ist, sich auszudehnen und zu kontrahieren, um die Menge an Urin zu regulieren, die sie speichert. Wenn man zu viel Wasser trinkt, kann die Blase jedoch überdehnt werden, was zu einem starken Harndrang und einem unangenehmen Gefühl bis hin zu Schmerzen führen kann. In einigen Fällen kann auch eine vorübergehende Inkontinenz auftreten, wenn die Blase übermäßig gedehnt wird. Heißt: Bevor die Blase platzt, pinkelst du dir in die Hose.
Wie kommt es zu einer Wasservergiftung?
Normalerweise scheiden die Nieren überschüssiges Wasser einfach aus. In seltenen Fällen kommt der Körper aber schlicht nicht hinterher. Er nimmt also mehr Flüssigkeit auf, als er ausscheiden kann. In diesem Fall kann es zu einer Wasservergiftung bzw. zu einer Hyperhydration kommen. Schuld daran können eine exzessive Flüssigkeitszufuhr oder aber eine Erkrankung sein, welche die Wasserausscheidung beeinträchtigt.
Im MSD Manual heißt es allerdings auch, dass exzessives Wassertrinken bei körperlich gesunden Menschen selten eine Hyperhydration auslöst. Dafür müssten schon 22 Liter Liter Wasser täglich getrunken werden.
Wer ist gefährdet?
Zu viel Wasser trinken ist also gar nicht mal so leicht. Dennoch gibt es einige Personen, die besonders gefährdet sind, eine Hyperhydration zu erleiden:
- Menschen, die ohnehin eine geschwächte Leber, Niere oder ein schwaches Herz haben
- Personen, die Diät halten
- Menschen, die Ausdauersport treiben: Vor allem Einsteiger:innen neigen dazu, zu viel Wasser zu trinken, aus Angst davor, auszutrocknen. Das kann allerdings lebensbedrohliche Kreislaufstörungen zur Folge haben
- Menschen mit einer Psychose: Bei einer sogenannten Polydipsie haben Betroffene ein übersteigertes Durstgefühl
Tipp: Um zu wissen, wie viel Wasser man beim Sport trinken sollte, hilft es, sich davor und danach auf die Waage zu stellen. Die Differenz sollte durch Wasser ausgeglichen werden. Zeigt die Waage nach dem Sport also 0,5 Kilogramm weniger an, sollten in etwa 0,5 Liter getrunken werden. Wer auf isotonische Sportgetränke setzt, gleicht zudem die Salz- und Kaliumwerte aus.
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Welche Symptome zeigen sich bei zu viel Wasser?
Wird dem Körper zu viel Wasser zugeführt, fährt er runter, um den Salzverlust auszugleichen. Herz, Nieren und die Lunge arbeiten fortan auf Sparflamme. Zudem reagieren vor allem die Gehirnzellen besonders sensibel auf eine Hyperhydration. Geht die Wasservergiftung langsam vonstatten, passen sie sich jedoch erstaunlich gut an. So kommt es dazu, dass Betroffene oft gar keine oder nur schwache Symptome wie Zerstreutheit oder Lethargie zeigen.
Tritt die Wasservergiftung jedoch akut auf, kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- Erbrechen,
- Gleichgewichtsprobleme,
- Verwirrtheit,
- Krampfanfälle,
- und sogar ein Koma sind möglich.
In der Behandlung wird der Wasserkonsum auf bis zu einem halben Liter pro Tag runtergefahren. Zum Teil werden auch Diuretika (harntreibende und blutdrucksenkende Medikamente) gereicht. Binnen weniger Tage kann die Wasservergiftung so unter ärztlicher Aufsicht in den Griff bekommen werden.
Zwischen zu wenig und zu viel Wasser
Du siehst, dass man durchaus auch zu viel Wasser trinken kann. Über das Ziel hinauszuschießen ist jedoch bei Weitem schwerer, als es zu unterbieten. Will heißen: Eher sind wir alle Meister:innen darin, zu wenig zu trinken.
Expert:innen betonen daher immer wieder, dass wir am Tag mindestens 1,5 Liter trinken sollten. Und die sollten wir nicht auf einmal trinken, sondern über den Tag verteilen. Denn nur so kann unsere Körper auch damit arbeiten. Zu viel Wasser auf einmal wird nämlich einfach über die Nieren ausgespült. Auch sollten wir dabei unsere Ernährung miteinbeziehen. Wer viel Obst und Gemüse isst, muss beispielsweise weniger Wasser trinken, als jemand der ballaststoffreich, salzig oder sehr fettig isst.