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Krankschreibung wegen Mobbings: So lange darf der Arzt dich krankschreiben

Mobbing am Arbeitsplatz kann dich emotional und körperlich zermürben. Reicht das für eine Krankschreibung? Das musst du wissen!

Frau wird von Mann kritisiert
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Tabu-Thema Psyche: Warum wir mehr auf unsere Seele achten sollten

Sind wir körperlich krank, gehen wir zum Arzt. Ist jedoch unsere Psyche instabil, tun wir uns weitaus schwerer, uns von einem Fachmann helfen zu lassen. Irgendwie ist das Thema tabuisiert und kompliziert. Dabei sollte uns eine gesunde Psyche genauso wichtig sein wie ein gesunder Körper.

Mobbing am Arbeitsplatz kann auf Dauer schwere Folgen haben und eine Krankschreibung nach sich ziehen. Doch welcher Arzt oder welche Ärztin ist dafür zuständig und wie lange dauert die Auszeit wirklich? Hier erfährst du alles, was du wissen musst.

Anna Chiara schreibt aus Erfahrung.
Foto: privat

Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.

Wenn die Kaffeeküche zur Gerüchteküche wird

Mobbing hat viele (hässliche) Gesichter und tritt in unterschiedlichen, häufig subtilen Formen auf. Kommt dir eine dieser Situationen bekannt vor?

  • Du wirst regelmäßig für deine Arbeit kritisiert, auch wenn sie gut ist.
  • Du musst dir ungerechtfertigte, abwertende Kommentare anhören.
  • Du wirst vor dem Kollegium gezielt bloßgestellt oder lächerlich gemacht.
  • Über dich werden falsche Gerüchte verbreitet, die deinen Ruf schädigen.
  • Kolleginnen und Kollegen schließen dich bewusst von Gesprächen, Meetings oder gemeinsamen Aktivitäten aus.
  • Jemand sabotiert deine Arbeit sabotiert wird, indem Informationen zurückgehalten oder Arbeitsmittel absichtlich beschädigt werden.
  • Du bekommst absichtlich zu viele oder zu schwere Aufgaben zugewiesen, die kaum zu bewältigen sind, um dich unter Druck zu setzen.

Mehr erfahren: An diesen 5 Anzeichen erkennst du, dass du gemobbt wirst

Untermauert wird das noch mit einschüchternden Blicken und Beleidigungen bis hin zu ständigen Androhungen einer Kündigung. Durchdachte Verhaltensweisen, die dich dauerhaft belasten sollen. Das Mobbing am Arbeitsplatz hinterlässt Spuren in unserer Seele und führt dazu, dass wir uns schlecht fühlen und sogar über eine Krankschreibung nachdenken.

mobbing arbeitsplatz
An diesen Anzeichen erkennst du Mobbing am Arbeitsplatz. Foto: Getty Images / tomazi

Psychische und körperliche Auswirkungen

Wer jeden Tag bei der Arbeit schikaniert wird, kann auch nach Feierabend nicht abschalten. Häufig nehmen wir das Unbehagen mit nach Hause, sodass der kurzfristige Stress zu einer langanhaltenden Belastung wird. Betroffenen klagen häufig über:

  • Schlafstörungen
  • Antriebslosigkeit
  • Ängste/Untersicherheiten
  • Mangelnder Selbstwert
  • Depressionen

Lesetipp: Mit Bauschmerzen zur Arbeit gehen: Drei Anzeichen für ein toxisches Arbeitsumfeld

Auf Dauer verlieren viele den Appetit, erleiden Magen-Darm-Probleme und leben mit ständigen Kopfschmerzen. Die Lebensqualität? Enorm eingeschränkt. Reicht das aus, um sich wegen Mobbing am Arbeitsplatz eine Krankschreibung zu holen?

Wie lange kann man sich bei Mobbing krankschreiben lassen?

Die gute Nachricht: Ja, die Symptome des Mobbings am Arbeitsplatz reichen definitiv für eine Krankschreibung aus. Die Dauer hängt dabei jedoch sehr von deinem individuellen Zustand ab. In der Regel darfst du für einige Tage bis hin zu zwei Wochen von der Arbeit fernbleiben und dich erholen. Bei schweren Fällen, in denen das Mobbing am Arbeitsplatz bereits zu ernsten psychischen Erkrankungen geführt hat, kann die Krankschreibung auch über mehrere Wochen andauern.

An welchen Arzt du dich wenden solltest

Bist du bereits bei einem Psychiater oder einer Psychiaterin in Behandlung? Dann kannst du dich mit deinem Problem direkt an ihn oder sie wenden. Normalerweise führt der erste Weg jedoch erst einmal in die Hausarztpraxis, erklärt die Rechtsanwaltskanzlei Chevalie. Schäme dich bei deinem Termin nicht, offen über die Situation zu sprechen und zeige ehrlich, wie sehr sie dich belastet. Nur so kann dein Arzt oder deine Ärztin dir richtig helfen, denn eine Krankschreibung wegen Mobbing am Arbeitsplatz ist keine Dauerlösung.

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5 SOS-Tipps, dich gegen Mobbing zu wehren

Ganz klar: Um der belastenden Situation erst einmal zu entkommen und wieder neue Energie zu tanken, ist eine Krankmeldung sinnvoll. Dennoch solltest du dich darauf nicht ausruhen, denn sobald du wieder zur Arbeit kommst, könnte es weitergehen. Es heißt also, sich dem Mobbing entschlossen entgegenzustellen und weitere Schritte einzuleiten. Unsere fünf Tipps:

  1. Dokumentiere alles: Halte Vorfälle schriftlich fest, inklusive Datum, Uhrzeit und beteiligten Personen. Mache Screenshots oder nehme Meetings auf.
  2. Vertraue dich Kolleg:innen an: Hole dir Unterstützung von vertrauenswürdigen Kollegen oder Kolleginnen und bitte sie, dir beizustehen.
  3. Informiere Vorgesetzte: Wende dich an deine Führungskraft sowie die Personalabteilung oder hole die Geschäftsleitung ins Boot. Mobbing in der eigenen Firma hört niemand gerne!
  4. Hol dir externe Hilfe: Ziehe den Betriebsrat, eine Gewerkschaft oder professionelle Beratungsstellen hinzu und lerne, wie du der mobbenden Person Grenzen setzt.
  5. Psychische Gesundheit schützen: Nimm bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch und sprich offen über deine Probleme.

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