Wie alt wir werden und wie schnell unser Alterungsprozess abläuft, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Es kommt, unter anderem, auf unsere genetische Anlage, unsere Lebensgewohnheiten, aber auch auf unser Umfeld an, wie alt wir letztendlich werden. Unsere Lebenserwartung kann natürlich keiner genau berechnen. Es ist jedoch möglich, ungefähre Einschätzungen anhand folgender Punkte bzw. Kategorien zu machen.
Lebenserwartung berechnen – das erwartet dich in diesem Artikel:
Genetik & Lebensbedingungen haben Einfluss auf unsere Lebenserwartung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigt, dass überall auf der Erde Frauen im Durchschnitt länger leben als Männer. Studien zufolge ist die durchschnittliche Lebenserwartung von Mädchen im Jahr 2019 4,4 Jahre höher als die von Jungen. Daher sollte die Genetik eine gewisse Rolle in der Lebensdauer haben.
Das sieht man auch an der aktuellen Coronapandemie: Männer sterben viel eher daran als Frauen. Obwohl die genauen Ursachen nicht geklärt sind, geht die Wissenschaft davon aus, dass Frauen zum Teil aufgrund ihrer besseren Lebensweise länger als Männer leben.
Ist die Lebensdauer vererbbar?
Die Lebensdauer und die Gesundheit werden also zum Teil vererbt. Unsere Gene sind sozusagen die prädisponierenden Faktoren, die unser Maximalalter bestimmen. Man kann demnach in gewissem Maß unsere Lebensdauer schätzen.
Ob man sein genetisch bedingtes Maximalalter erreicht oder nicht, hängt aber auch stark von unserem Lebensstil ab. Mehrere Studien haben ergeben, dass die Lebensdauer eines Menschen zu ca. 15 bis 30 % von der Genetik abhängt. Andere Forscher schätzen, dass etwa ein Viertel der Lebenserwartung in den Genen festgelegt ist.
Selbst wenn wir von 30 % genetisch bedingter Lebenserwartung ausgehen, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass mindestens 70 % der Lebensdauer auf den Lebensstil zurückzuführen sind. Das ist eine Menge.
So berechnest du deine Lebenserwartung
Obwohl die Lebensdauer faktisch unberechenbar ist, kann man sehr genaue Schätzungen abgeben. Jeder von uns kann Lebensgewohnheiten, die einen negativen Einfluss auf unsere Lebenserwartung haben, abschaffen. Dadurch kann man die Lebensdauer in gewissermaßen verlängern.
Lebenserwartung berechnen durch sozioökonomische Faktoren
Eine wichtige Rolle in der Berechnung unserer Lebensdauer spielen sozioökonomische Faktoren.
1. Wohnort & Zeitraum
Der Entwicklungszustand eines Landes und die durchschnittliche Lebenserwartung seiner Einwohner sind korreliert. In den am wenigsten entwickelten Ländern liegt die heutige durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung aufgrund der Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit bei rund 63 Jahren.
Die Zentralafrikanische Republik ist ein stark unterentwickelter und instabiler Staat. Das Land war 2016, gemessen am realen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, das ärmste Land der Welt. Im Index der menschlichen Entwicklung lag es 2016 auf Platz 188 von 189 Ländern. Die Bevölkerung des Landes gilt als die am ungesündesten lebende und diejenige mit der niedrigsten Lebenserwartung weltweit, mit 50 Jahre für Männer und 54 Jahre für Frauen.
Im Vergleich lag die durchschnittliche Lebenserwartung der EU-Länder im Jahr 2018 bei 81 Jahren. Weiterhin hat Japan die weltweite höchste Lebenserwartung mit 84,10 Jahre im Durchschnitt. Mehr über das Geheimnis der japanischen Lebenserwartung erfährst du hier.
2. Zeit & Generation
Zwischen den Jahren 1960 und 2018 hat sich die Lebenserwartung weltweit spürbar erhöht. Von anfangs 50,7 Jahren stieg sie bei Männern um 19,7 Jahre auf 70,4 Jahre an. Bei den Frauen stieg sie um 20,3 Jahre von 54,6 auf 74,9 Jahre an.
Heutzutage gewinnen wir pro Jahrzehnte rund 2,5 Jahre an Lebenszeit hinzu. Damit lebt jede Generation (=30 Jahre) etwa 7,5 Jahre länger als die vorherige. Die Lebenserwartung von Neugeborenen steigt jeden Tag um 6 Stunden.
Wenn man ähnliche Gewohnheiten wie seine Eltern kultiviert, konnte man also theoretisch seine Lebenserwartung mithilfe deren seiner Eltern berechnen.
Lebenserwartung berechnen durch Lebensstil & Lebensgewohnheiten
Ohne zugleich sozioökonomische Faktoren zu berücksichtigen, spielt der Lebensstil die entscheidendste Rolle in Bezug auf unser Alterungsprozess.
3. Ernährung & Gesundheit
Eine ausgewogene Ernährung ist die Basis für einen guten Gesundheitszustand und einen funktionierenden Körper. Sich gut zu ernähren verhindert weitere Krankheiten und psychische Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes mellitus Typ, Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko, Krebs und Depressionen.
Im Durchschnitt reduziert Fettleibigkeit die Lebenserwartung um 6-7 Jahre. Mit einem BMI (Body Mass Index) zwischen 30 und 35 sinkt sie um 2 bis 4 Jahre, ab einem BMI von 40 sogar um 10 Jahre! 2016 sind rund 10.000.000 Menschen an Krankheiten gestorben, zu denen ihre Essgewohnheiten beigetragen haben. Heutzutage ist das schlechte Essen sogar tödlicher als Alkohol- und Tabakkonsum.
4. Bewegung & Sport
Sich täglich zu bewegen ist essenziell. Bewegung hat positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem, stärkt das Immunsystem, aktiviert den Stoffwechsel und kräftigt die Herzmuskulatur usw… Laut einer aktuellen Studie erhöhe eine tägliche körperliche Aktivität unsere Lebenserwartung im Durchschnitt um 3,9 bis 4,4 Jahre!
5. Rauchen & Alkoholkonsum
Tabakkonsum ist für die Lebenserwartung am schädlichsten. Durch ein langfristiges Rauchen entwickeln sich chronische Bronchitis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen. Aktiv zu rauchen im Vergleich mit jemandem, der nie eine Zigarette angerührt hat, kann das Leben bis um 7 Jahre einschränken. Bei Frauen beträgt der Unterschied fast 6 Jahre.
Du willst dir das Rauchen abgewöhnen? Hier sind unsere Tipps.
Alkohol soll im vernünftigen Maß konsumiert werden. Sogar eine neue Studie zeigte, dass ein wenig Alkohol gesund ist und sich positiv auf unsere Gehirnleistung auswirkt. Ein vernünftiger Alkoholkonsum (unter 45 Gramm Alkohol täglich), ermöglicht uns 2,6 bis 3 Jahre weiterzuleben!
An Werktagen sind sieben bis acht Stunden Schlaf ideal. Denn Menschen, die sieben Stunden pro Nacht schlafen, haben eine signifikant höhere Lebenserwartung als Lang- oder Kurzschläfer!
6. Schlaf & Erholung
Schlaf bietet dem Körper die Möglichkeit zur geistigen und körperlichen Erholung. Unser Gehirn benötigt den Schlaf, damit sich die Nervenzellen erholen können. Außerdem laufen auch die Gedächtnisprozesse hauptsächlich im Schlaf ab. Permanenter Schlafmangel schadet der Gesundheit und beschleunigt den Alterungsprozess. So wichtig wie die Dauer ist aber auch die Qualität der Nachtruhe.
7. Stress & psychischer Druck
Unsere Psyche und unser persönlicher Lebensstil haben einen entscheidenden Einfluss darauf, wie gesund wir altern. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Verkürzung der Lebenserwartung eine direkte Folge von psychischem Stress ist. Bekannt ist, dass Stress negative Auswirkungen auf kardiovaskuläre Funktionen hat. Wer ständig unter hartem und stetigem Stress steht, büßt 2,8 Jahre des Lebens ein (laut einer Studie des Finnish Institute for Health).
8. Soziale Bindungen
Forscher sind sich darüber einig, dass es einen starken Kausalzusammenhang zwischen sozialen Bindungen, Gesundheit und Lebenserwartung besteht. Wer intensive Kontakte zu Freunden und Bekannten pflegt, lebt länger.
The benefit of friends, family and even colleagues turns out to be just as good for long-term survival as giving up a 15-cigarette-a-day smoking habit concluded the authors behind a new meta-analysis.
Erbanlagen, genetische Veranlagung
Natürlich haben auch die Anlagen deines genetischen Erbes etwas mit deiner Lebenserwartung zu tun. Man sollte sie also in die Berechnung einbeziehen.
9. Familienerbe
Unsere genetische Veranlagung bestimmt nur einen kleinen Anteil unserer Lebensdauer. Früher ging man davon aus, dass Gene unser Maximalalter voraussagen. Heutige Schätzungen revidieren das und sind eher der Ansicht, dass Langlebigkeit in Familien von soziokulturellen Faktoren wie zum Beispiel sozialer Stand und Herkunft geprägt ist. Doch Krankheiten (psychische wie physische) können in Familien sehr wohl vererbt werden und die Lebenserwartung begrenzen.
10. Geschlecht
Wer als das starke Geschlecht gelten darf, ginge es nur nach der Lebenserwartung, würden die Frauen den Titel eindeutig besitzen. Denn sie leben hierzulande durchschnittlich gut 6 bis 8 Jahre länger als Männer. Frauen sind jedoch nachweisbar auch von Natur aus im Vorteil. Forscher vermuten, dass das X-Chromosom eine wichtige Rolle spielt, und besser vor Krankheiten schützt. Da die Genetik nicht veränderbar ist, sollten wir uns auf das konzentrieren, was in unserer Macht steht, wenn wir unsere Lebenserwartung berechnen wollen: Verändern wir unsere Lebensweise.
Die WHO empfiehlt DIESEN Lebensstil
- Ausgewogene Ernährung: Um einen gesunden Lebensstil zu gewährleisten, empfiehlt die WHO viel Obst und Gemüse zu essen und die Fett-, Zucker- und Salzaufnahme zu reduzieren.
- Rauchen und Alkohol: Beides sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
- Das Körpergewicht: Der Body Mass Index sollte zwischen 18,5 und 25 liegen.
- Bewegung: Eine körperliche Aktivität sollte vorzugsweise täglich aufgenommen werden. Laut einer Studie von Harvard wäre 30 Minuten Übungen am Tag optimal.
- Ein gesunder Lebensstil berücksichtigt mehr als körperliche Gesundheit, es schließt auch psychische Gesundheit mit ein. Ein individuell akzeptables Stressniveau sollte nicht überschritten werden.
- Genug Schlaf und ausgiebiges Wassertrinken tragen auch zu einer gesunden Lebensweise bei.
- Die tägliche Arbeitszeit sollte im Durchschnitt bei etwa 8 Stunden liegen und auf keinen Fall 10 Stunden nicht überschreiten. Etliche kurze Pause (15 Min) sind tagsüber bei der Arbeit auch empfohlen.