Wie eine Achterbahnfahrt geht es im Leben auf und ab. Jeden Tag lernst du etwas neues dazu und entwickelst dich weiter. Du bist an einem Tag nie die selbe Person wie einen Tag zuvor. Es gibt Momente im Leben, die sich wie ein Umbruch anfühlen – sogenannte „Mirror Moments„. Sie sind der Wendepunkt in unserer Geschichte und geben uns den Denkanstoß: Ich will mein Leben verändern!
Besonders, wenn wir unzufrieden sind und an einem Punkt angekommen sind, an dem wir nicht mehr weiter machen können und wollen, erleben wir Situationen, in denen uns das Leben einen Spiegel vor’s Gesicht hält. Es ist der Augenblick, in dem alles hoch kommt, was wir wochenlang zu verdrängen versuchten oder vor dem wir uns all die Jahre versteckt haben. Während wir um die Spiegel in unserer Umgebung einen riesigen Bogen machen, um bloß nicht hineinschauen zu müssen, gibt es ein Spiegelbild, welches unvermeidbar ist und dem wir uns eines Tages stellen müssen: unser inneres.
Was ist ein „Mirror Moment“?
Übersetzt bedeutet der Begriff „Mirror Moment“ so viel wie „Spiegelmoment„. Und der Name ist Programm. Um einen solchen Augenblick zu erleben, musst du jedoch nicht einen physischen Spiegel zur Hand haben. Vielmehr geht es darum, sich innerlich zu spiegeln, sich selbst zu reflektieren und in sich hinein zu hören. Was möchte ich? Was sind meine Ziele? Bin ich zufrieden mit meinem Leben?
„Mirror Moments“ können, aber müssen also nicht durch einen Blick in den Spiegel ausgelöst werden. Metaphorisch halten sie dir immer den Spiegel vor. Sie beschreiben einen Schlüsselmoment, in dem du zur Aktion übergehst und einen tiefen, persönlichen Veränderungswunsch tatsächlich in die Tat umsetzt – also aktiv dein Leben veränderst.
Zwei fiktive Beispiele, wie ein „Mirror Moment“ aussehen kann
- Ein alkoholkranker Mensch, der sein Leben lang auf der Arbeit wie auch Zuhause viel Alkohol trinkt, hat vielleicht das Gefühl, dass er sein Leben im Griff hat. „Vielleicht trinke ich ein bisschen mehr als andere, na und?“ denkt er sich. Sein „Mirror Moment“ beginnt, wenn er mitten am Tage mit Alkohol am Steuer von einem Polizisten erwischt wird. In diesem Moment wird sein „normales“ Leben in Frage gestellt. Er bemerkt, dass sein Verhalten falsch und fatal gefährlich ist. Er muss und möchte sein Leben verändern.
- Eine an Magersucht leidende Person, die sich herunterhungert, bis sie nur noch Haut und Knochen ist und die Kontrolle über ihr Essverhalten immer weniger im Griff hat, können ebenfalls lebensverändernde „Mirror Moments“ erleben. Sie schauen sich im Spiegel an und sehen: „Wenn ich so weitermache, werde ich verhungern“ oder „Wenn ich so weitermache, wird mir meine eigene Magensäure die Speiseröhre verätzen.“ In diesem Augenblick beschließen sie, ihr Leben zu verändern.
Echte „Mirror-Moments“, die Leben verändert haben
Wir von wmn haben ums umgehört, welche wirklichen „Mirror Moments“ es bereits in unserem Freundes- und Bekanntenkreis gab, die den Menschen dabei geholfen haben, endlich ihr Leben zu verändern.
Tanja, 23: „Ich vergaß mein Leben, weil ich ihn nicht vergessen konnte.“
Als mein Freund mich verließ, lag ich mehrere Tage im Bett und flennte. Ich war so verzweifelt, dass ich es nicht einmal schaffte, mich zum Einkaufen aufzuraffen oder mir etwas zu essen zu bestellen. Ich weiß, dass Liebeskummer immer schmerzhaft ist, doch es wurde einfach nicht besser. Je länger ich weinte, desto schlimmer wurde es.
Nach Wochen der Verzweiflung hatte ich einige Uni-Klausuren verhauen und hatte mich auch bei meinen Freunden schon viel zu lange nicht mehr gemeldet. Mein Mirror Moment war, als mir die erste Mahnungen ins Haus flatterten. Ich hatte über meine Trauer völlig vergessen meine Rechnungen zu bezahlen. Ich beschloss mein Leben zu ändern.
Zuerst löschte ich alle unsere Nachrichten und blockierte meinen Ex-Freund auf allen Kanälen. Danach räumte ich mein Leben auf, bezahlte meine Rechnungen und ging wieder in die Uni. Am Anfang ist es mir noch unfassbar schwergefallen. Nach einigen Wochen wurde es einfacher. Und jetzt habe ich bereits seit Monaten nicht mehr an ihn gedacht. Blockiert ist er trotzdem noch.
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Irma, 55: „Ich wollte nicht so werden wie meine Mutter“
Ich wuchs in einem nicht sonderlich liebenden Elternhaus auf. Meine Mutter setzte sich niemals für mich ein, als mein Vater mich anschrie oder meinen Geschwistern übel mitspielte.
Als ich später meine Tochter bekam, war ich mir immer sicher: „Ich werde alles anders machen als meine Eltern.“ Als meine Tochter 16 war, zogen wir mit meinem festen Freund zusammen in ein Haus. Meine Tochter war nie sonderlich aufgeräumt und ließ oft ihre Sachen herumliegen. Mein Freund ließ sie das immer wieder spüren: Als sie einmal den Kaninchenstall nicht saubermachte, legte er ihr die Kaninchenköttel ins Bett.
Als sie mal ihre Turnschuhe herumliegen ließ, steckte er diese in einen Rucksack und versteckte sie. Sie wunderte sich natürlich, wo ihre Turnschuhe geblieben waren und fragte ihn danach. Doch mein Freund sagte, er wisse nicht, wo sie geblieben waren.
Das war mein Mirror Moment, an dem sich mein Leben veränderte: Wenn ich jetzt nichts tat, dann wäre ich wie meine Mutter. Ich packte unsere Sachen und zog nur wenige Wochen später mit meiner Tochter aus dem gemeinsamen Haus aus.