Allein die Vibration genügt und schon landet der Blick auf dem leuchtenden Screen unseres Smartphones. Nur eine Ablenkung von über 2000 am Tag, jedenfalls wenn man nach dem Durchschnittsmenschen in Amerika geht. Doch auch hier sieht es nicht viel anders aus, es lauern überall neue Reize, die uns die Konzentration nehmen – von wegen Multitaskingfähig. Warum Monotasking das neue Multitasking ist und mit welchen Methoden Monotasking gelingen kann.
So fake ist Multitasking
Slow Living, eine Lebenseinstellung, die unserer hektischen Welt immer mehr Zuwendung findet. Mit dieser Achtsamkeits-Bewegung verliert auch Multitasking zunehmend seinen Reiz; was sicherlich auch an den zahlreichen Studien liegt, die beweisen: Multitasking gibt es nicht! Bei dem sogenannten Multitasking handelt es sich vielmehr um „Switchtasking“, also ein andauerndes und aneinander gereihtes Wechseln der Aufgaben. Was nach Chaos klingt, sorgt auch für welches: Stress, Fehler und Zeitverlust sind Folgen von der Methode, die eigentlich für mehr Effizienz und Produktivität sorgen sollte.
Multitasking vs. Monotasking: Warum unser Gehirn uns für Stress belohnt
Doch warum fällt es uns Menschen so schwer, mit Multitasking aufzuhören? Neben Gewohnheiten, Leistungsdruck und Reizüberflutung ist es unser eigener Körper, der sich liebend gern auf das toxische Spiel einlässt. Denn beim Multitasking wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet, in der Annahme, das gleichzeitige Erledigen von To Does führe zu mehr Produktivität. Eine glatte Lüge; unser Gehirn ist überhaupt nicht in der Lage, kognitiv anspruchsvolle Aufgaben gleichzeitig auszuführen.
Musikhören zählt übrigens nicht zu kognitiv anspruchsvollen Aufgaben, diese Aktivität nimmt einen anderen Teil des Gehirns in Anspruch. Manchmal kann Musik sogar die Konzentration von uns Menschen steigern.
Doch Dopamin ist nicht die einzige Zutat im Multitasking-Hormon-Cocktail. Das andauernde Verlagern unserer Aufmerksamkeit sorgt für Stress und damit zu der Ausschüttung von Cortisol, auch bekannt als Stresshormon. Doch wie von diesem Hormon-Cocktail loskommen? Monotasking könnte eine Lösung sein …
Was ist Monotasking?
Monotasking soll im Gegensatz zu Multitasking die Produktivität steigern und das Stresslevel senken. Der Begriff setzt sich zum einen aus der griechischen Vorsilbe „mono“, die sich mit „einzig“ übersetzen lässt, und zum anderen aus dem englischen Wort für Aufgabe „task“ zusammen. Wie der Name bereits erahnen lässt, gilt Monotasking als Gegenpol zu Multitasking und meint, sich lediglich einer Aufgabe ohne Ablenkungen zu widmen. Das Ziel von Monotasking: Dinge am Ende schneller zu erledigen, tiefere Konzentration, sorgfältigeres Arbeiten, Reduzierung von Stress und verbessertes Abschalten nach getaner Arbeit.
Schritt für Schritt in den Monotasking-Flow
Doch in einer Welt von tausenden Möglichkeiten, der ständigen Erreichbarkeit und digitalen Ablenkung ist es wirklich eine Kunst, den Fokus ganz auf eine Aufgabe zu lenken. So gelingt Monotasking Schritt für Schritt:
1. Im Sinne von Monotasking Ablenkungen vermeiden
So banal es klingt, Ablenkungen zu vermeiden, ist die Grundlage für Monotasking. Um in einen Workflow zu finden, sollten jegliche ablenkende Reize vorab vom Arbeitsplatz verbannt werden. Dazu zählt insbesondere das Smartphone, aber auch das Pling einer eintrudelnden E-Mail führt bereits zur Unterbrechung der Konzentration. Vielleicht triffst du entsprechende Einstellungen am Rechner, die dich in deinem konzentrierten Flow unterstützen.
2. Mit Zeit-Management zu Monotasking
Auch dieser Schritt mag auf den ersten Blick selbstverständlich klingen, doch in der Umsetzung harkt es oftmals. Beim Einteilen der Tages-To-Does geht es nicht nur darum, Prioritäten, sondern auch feste zeitliche Slots für einzelne Aufgaben zu setzen. Um den Arbeitstag mit einem guten Gefühl und einer Dopamin-Belohnung zu beenden, solltest du dir für jede Aufgabe ausreichend Zeit einplanen. So können negative Gefühle und Überforderung vermieden werden. Stelle dir dementsprechend einen Timer und konzentriere dich innerhalb des festgelegten Zeit-Slots nur darauf, diese eine Aufgabe zu schaffen.
3. Pomodoro-Technik, Pausen sind willkommen
Konzentriert zu arbeiten, bedeutet nicht, keine Pausen einlegen zu dürfen. Ganz im Gegenteil, sie sind willkommen; sie erfrischen unseren Geist und nehmen Stress – das Belegen zahlreiche Studien. Regelmäßige Pausen sollten daher auch in das Zeit-Management miteingeplant werden. Francesco Cirillo hat dazu eine Methode entwickelt, die den Namen Pomodoro-Technik trägt. Die Selbstmanagement-Methode, die aus den späten 80ern stammt, teilt den Arbeitstag in 25-minütige Perioden intensiver, fokussierter Arbeit und anschließenden 5-minütigen Pausen ein. Warum die Pomodoro-Technik nach dem italienischen Wort für Tomate benannt wurde? Cirillos Küchenuhr soll wohl die Form einer Tomate gehabt haben. Anstelle eines digitalen Timers kannst du natürlich auch wie Cirillo eine Küchenuhr stellen.
Am Ende arbeiten wir alle in unserem eigenen Rhythmus, du bestimmst also die Zeit-Intervalle, vielleicht funktioniert bei dir eine 45-minütige Arbeits-Periode mit einer anschließenden 15-minütigen Pause besser? Tipp: In der Pause sollte der Griff zum Smartphone vermieden werden. Lass deinen Gedanken lieber Raum zum Atmen und füttere dein Gehirn nicht wieder mit neuen Informationen.
3 Monotasking-Apps; digitale Hilfsmittel sind erlaubt
Der digitale Lifestyle kann nicht nur eine Ablenkung sein, sondern auch zu einer Hilfestellung werden – jedenfalls mit den richtigen Apps: Hier kommen drei beliebte Monotasking-Apps, die dir dabei helfen, deine Aufgaben der Reihe nach zu erledigen.
1. Time to Monotasking: Flat Tomato, die App zu Pomodoro-Technik
Die kostenlose App Flat Tomato für iOS greift die Pomodoro-Technik auf. Sie soll dir neben dem Zeitmanagement dabei helfen, dich nicht ablenken zu lassen, und hält fest, wie viel Zeit du für verschiedene Aktivitäten aufbringst.
2. To-Do-App: Soloclimb – Monotasking Todo
Beim Monotasking-Lifestyle soll Soloclimb unterstützen, die darauf ausgelegt ist, die Produktivität zu steigern und festgelegte Ziele zu erreichen. „Eine Aufgabe nach der anderen“ ist hier das Motto. Neben einem Task Timer beinhaltet die App einen Fortschrittstracker und die sogenannte „Task Cloaking“. Bei letzterem handelt es sich um eine Funktion, die während einem Workflow andere Themen auf der To-Do-Liste ausblendet – aus den Augen, aus dem Sinn. Die App ist für iOS verfügbar und kostet derzeit rund drei Euro.
3. Frei von digitalen Reizen: Freedom
Freedom ist nicht direkt eine App, aber ein Programm, das als App- und Website-Blocker fungiert. Es geht also um das Vermeiden von Ablenkungen, indem Freedom Informationen und andere digitale Reize auf Smartphone und Co. blockiert. Keine Messages, keine Push-Benachrichtigungen, einfach Ruhe. Du hast die Wahl, bei welchen Geräten, welche Apps gesperrt sind und wie lange. Freedom ist verfügbar für Mac, Windows, iOS, Android oder Chrome.
Autorin des Artikels ist Judith Püschner.