Laut dem Bundesministerium für Gesundheit erkranken schätzungsweise 16 bis 20 von 100 Menschen irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, ältere Menschen öfter als junge. Sollte es Menschen mit Depressionen in deinem Umfeld geben, solltest du einige Sätze unbedingt vermeiden.
Disclaimer: In diesem Artikel geht es um Depressionen. Sollte dieses Thema schwierig für dich sein, lies den Artikel nicht allein. Telefonnummern für die Hilfe in psychischen Krisen findest du hier.
Was du zu einer depressiven Person nicht sagen solltest
Es ist wichtig, mit Menschen, die dir am Herzen liegen, über ihre psychische Gesundheit zu sprechen. Wenn du dabei jedoch nicht taktvoll und mitfühlend vorgehst, kann dein Versuch, zu helfen, mehr schaden als nutzen. Im Folgenden findest du einige Gewohnheiten und Kommentare, die du vermeiden solltest, wenn du mit einer depressiven Person sprichst.
1. “Versuch es einfach noch mehr”
„Reiß dich zusammen!“ oder „Streng dich einfach mehr an!“ Wenn dir jemand sagt, dass du dich mehr anstrengen sollst, obwohl du bereits dein Bestes gibst, kann das demoralisierend wirken und dir das Gefühl geben, dass deine Situation hoffnungslos ist.
2. „Lächle doch mal“
Meine gut gemeinten Ermahnungen, „fröhlich zu sein“ oder „zu lächeln“, mögen sich für dich freundlich und unterstützend anfühlen, aber sie vereinfachen die mit der Depression verbundenen Gefühle der Traurigkeit zu sehr.
So wie du, der depressiv ist, dein Gehirn nicht zwingen kannst, mehr Serotonin zu produzieren, kannst du auch nicht einfach „beschließen“, glücklich zu sein. Positives Denken hat zwar durchaus seine Vorteile, reicht aber nicht aus, um dich von deiner Depression zu heilen.
3. Drücke nicht deinen Unglauben aus
„Menschen, die Hilfe brauchen, sehen oft aus wie Menschen, die keine Hilfe brauchen“, sagt der amerikanische Autor Glennon Doyle. Mit anderen Worten: Dein äußeres Erscheinungsbild spiegelt nicht unbedingt wider, wie du dich im Inneren fühlst. Dies gilt für viele psychische Erkrankungen, aber auch für chronische Krankheiten und Zustände, die manchmal als unsichtbar gelten. Vermeide also Aussagen wie:
„Du siehst aber nicht depressiv aus!“
„Du scheinst nicht traurig zu sein!“
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit Depressionen und Angstzuständen versuchen, eine gute Miene zu machen und ihre wahren Gefühle vor anderen zu verbergen. Diese Gedanken können sehr intensiv werden und sind in der Tat charakteristisch für die Depression selbst – auch wenn sie nicht der Realität entsprechen.
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4. Vergleiche nicht
Wenn du mit einem Freund sprichst, der deprimiert ist oder eine schwere Zeit durchmacht, widerstehe der Versuchung, den Schmerz zu vergleichen. Denke daran, dass Schmerz (emotional und körperlich) nicht nur subjektiv, sondern auch relativ ist.
Vermeide Kommentare wie:
„So schlimm kann es doch nicht sein.“ „Es könnte schlimmer sein.“ „Du glaubst, dass es dir schlecht geht…“. Auch Menschen mit Depressionen verfügen nicht über die inneren Ressourcen, die für eine wirksame und gesunde Stressbewältigung erforderlich sind. Ein Ereignis oder eine Situation, die für dich ein geringfügiges Ärgernis oder eine Unannehmlichkeit darstellt, kann für deinen depressiven Freund ein unüberwindbares Hindernis darstellen.
5. Keine Scham
Es mag manchmal den Anschein haben, dass jemand, der depressiv ist, sehr mit seinem eigenen Leben (oder genauer gesagt, mit seinen eigenen Gedanken) beschäftigt ist, aber das macht ihn nicht egoistisch. Vermeiden Sie Kommentare, die sie für ihre Gefühle beschämen, wie zum Beispiel:
„Du denkst nur an dich selbst.“
„Andere Leute haben auch Probleme.“
Die Unterstellung, dass sich eine Person mit Depressionen nicht um andere Menschen kümmert, bietet keinen Trost und schürt nur Schuldgefühle, Scham und Schuldgefühle. Menschen, die an Depressionen leiden, kümmern sich trotzdem um andere.
Depressionen: Das kannst du tun
Du siehst, es gibt eine Reihe an Sätzen, die man besser nicht zu depressiven Menschen sagen sollte. Solltest du bemerken, dass dir der Umgang mit depressiven Menschen schwerfällt, kannst auch du dich therapeutisch beraten lassen. Dafür gibt die deutsche Depressionshilfe beispielsweise Tipps.