Sandwichkinder sind nervig und brauchen immer mehr Aufmerksamkeit, da sie diese zu Hause nicht bekommen haben? Ob du an bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen erkennst, dass du es mit einem Sandwichkind zu tun hast, erfährst du hier.
Sandwichkinder: Beliebt oder unbeliebt?
- TikTok-Trend : Sind Sandwichkinder wirklich so nervig?
- Studien belegen: Die Reihenfolge hat keine Auswirkungen auf die Persönlichkeit
- Das Middlechild: Nicht anders als die anderen?
- Sandwichkinder: Das sind ihre Persönlichkeitsmerkmale laut Psycholog:innen
- Zwei Middlechildren berichten: „Eigentlich sind die Jüngsten die Troublemaker“
- Sandwichkinder: Frei von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen sind sie doch nicht
TikTok-Trend: Sind Sandwichkinder wirklich so nervig?
Verschiedene TikToker wie tj_therrien kreieren humoristische Videos über Sandwichkinder oder auch das “Middlechild”. Meistens kommen die Sandwichkinder in diesen Videos nicht besonders gut weg. So werden ihnen Persönlichkeitsmerkmale wie das Chaotisch-Sein, Unaufmerksam-Sein und eine Attitüde zugesprochen, bei der sie in der Regel auf nichts achtgeben.
Dies basiert meist auf der Annahme, dass das älteste Kind am verantwortungsvollsten ist und sich um die anderen Geschwister kümmern muss, also ein Elternteil ersetzt. Das jüngste Kind soll demnach immer das “Lieblingskind” sein, am meisten verwöhnt werden und immer das bekommen, was es gerade will. Sind Sandwichkinder demnach wirklich immer nervig?
Studien belegen: Die Reihenfolge hat keine Auswirkungen auf die Persönlichkeit
Die Reihenfolge der Geburt scheint keinen Einfluss auf die Persönlichkeit von Erwachsenen zu haben. So das Ergebnis mehrerer ehrgeiziger Studien, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Diese neue Forschungswelle stützte sich auf größere Datensätze und solidere statistische Methoden aus früheren Berichten. In diesen wurde ein Zusammenhang zwischen der Reihenfolge der Geburt und der Persönlichkeit festgestellt.
So sagt Tomás Lejarraga, Direktor des Labors für Entscheidungswissenschaften an der spanischen Universität der Balearen im Paper “Proceedings of the National Academy of Sciences”: „Es scheint ein wachsender Konsens darüber zu bestehen, dass die Reihenfolge der Geburt keinen Einfluss auf die Persönlichkeit hat, der im Erwachsenenalter gemessen werden kann. „
Das Middlechild: Nicht anders als die anderen?
Die neuste Studie umfasste drei Teile: biografische Daten von Entdeckern und Revolutionären, eine Befragung von 11.000 deutschen Haushalten und eine aufwendige Bewertung, die sogenannte Basel-Berlin-Risikostudie. Dabei wurde das Risikoverhalten von 1.500 Personen durch Interviews und Experimente gemessen. „Keiner dieser Verhaltensmaßstäbe zeigte einen glaubwürdigen Zusammenhang zwischen Nachgeborenen und höherer Risikobereitschaft“, schreiben die Studienautor:innen.
In einer weiteren Studie, bei der unter anderem Stefan Schmunkel, ein Psychologe der Universität Leipzig beteiligt war, fanden Forscher:innen heraus, dass die Reihenfolge der Geburt keine der fünf allgemeinen Persönlichkeitsmerkmale, auch “Big Five” verändert. Rodica Damian, Sozialpsychologin an der University of Houston, untersuchte mehr als 370.000 Highschool-Schüler:innen. Sie kam 2015 ebenfalls zu dem Schluss, dass die Reihenfolge der Geburt keinen Einfluss auf die “Big Five” hat.
Sandwichkinder: Das sind ihre Persönlichkeitsmerkmale laut Psycholog:innen
Wolfgang Krüger, Psychotherapeut in Berlin, ist sich hingegen sicher, dass das Sandwich-Kind-Dasein auch Einfluss auf die Persönlichkeit haben kann. So sagt er gegenüber der SZ, dass sie häufig gute Vermittler darstellen. Außerdem seien sie in der Lage, sich selbst zurückzunehmen und zeitgleich ab und zu mit einer brillanten Bemerkung die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Allzu lang im Spotlight stünden sie allerdings nicht.
Pauschalisieren könne man die Eigenschaften von Sandwichkindern allerdings auf keinen Fall, so Nicola Schmidt, Autorin des Buches „Geschwister als Team“. So seien Sandwichkinder häufig im Vorteil, da sie sowohl von dem älteren Geschwisterkind als auch von dem jüngeren etwas lernen können.
Zwei Middlechildren berichten: „Eigentlich sind die Jüngsten die Troublemaker“
Wie wird das Sandwichkind-Dasein eigentlich von den Sandwichkindern selbst wahrgenommen? Wmn hat zwei junge Frauen dazu befragt.
Arabella (29): “ Bevor meine Mutter mit 40 Jahren noch einmal schwanger wurde, war ich fast sechszehn Jahre lang das jüngste Kind. Natürlich kenne auch ich diesen TikTok-Trend in dem die Sandwich-Kids immer als super nervig dargestellt werden. Ich kann mich tatsächlich nicht wirklich damit identifizieren. So bin ich, was meinen Charakter angeht, eigentlich super umgänglich und alles andere als aufdringlich und nervig. Vielleicht liegt es daran, dass ich fast 30 Jahre alt bin. Gen Z hat womöglich andere Erfahrungen machen müssen. Ich würde mich da definitiv eher den verschiedenen Studien anschließen, dass die Reihenfolge nicht wirklich einen Einfluss hat. Um ehrlich zu sein, treffen all die stereotypischen Eigenschaften vom Middlechild eher auf meine 13-jährige Schwester zu.”
„Das mittlere Kind ist in einer unklaren Position“
Paula (24): „Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, als mittleres Kind aufzuwachsen. An den TikTok-Videos ist allerdings etwas Wahres dran, wenn sie behaupten, dass normalerweise das älteste Geschwisterkind die Rolle des Verantwortlichen übernimmt, während das jüngste der Liebling ist. Das mittlere Kind befindet sich meist in einer unklaren Position. Das heißt aber nicht, dass das mittlere Kind vernachlässigt oder vergessen wird. In meinem Fall zum Beispiel habe ich, weil ich meiner älteren Schwester altersmäßig näher stehe, eine ähnliche Rolle in Bezug auf die Verantwortung übernommen.
Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich meinem jüngeren Bruder altersmäßig näher gestanden hätte. Ich könnte mir vorstellen, dass die Rolle umgekehrt gewesen wäre, da meine ältere Schwester und ich in den Augen meiner Eltern mein ganzes Leben lang ein Team gewesen sind. Man könnte allerdings auch annehmen, dass die jüngsten Geschwister tendenziell „chaotischer“ sind, da sie, so weit ich das beobachten konnte, mehr Freiheiten haben als ihre ältesten Geschwister. Ich glaube, dass hier auch Geschlechterstereotypen eine große Rolle spielen.“
Sandwichkinder: Frei von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen sind sie doch nicht
„Einige der Effekte der Geburtsreihenfolge, die wir im Alltag beobachten, sind keine Effekte der Geburtsreihenfolge, sondern tatsächlich Alterseffekte“, so Schmukle. Die Gewissenhaftigkeit zum Beispiel nimmt während der Pubertät bis ins junge Erwachsenenalter zu. “
Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Reihenfolge der Geburt die Persönlichkeit von Kindern beeinflusst, sagte Hertwig, Psychologin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Allerdings verschwinden diese Auswirkungen, wenn die Menschen erwachsen werden.
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