Ein grünes Image ist inzwischen alles, wenn man bei der jungen Zielgruppe punkten will. Denn, sind wir ehrlich, wir fühlen uns einfach besser, wenn wir ein nachhaltiges Produkte kaufen.
Dabei ist nicht jedes grüne Label wirklich besser. Oft wird auch nur ein „öko“-Image vorgespielt, wo kein Stück Bio drin steckt. So führt uns Greenwashing an der Nase herum.
Greenwashing gehört zum guten Ton
Greenwashing ist das Bemühen einer Firma durch Marketingaktionen wie Geldspenden an nachhaltige Projekte, grüne Labels oder Inhaltsstoffe ein ökologisches Produkt oder Verhalten zu bewerben. Die Tatsachen sind aber alles andere als grün.
Problematisch ist das, weil es Kunden, die sich für einen nachhaltigen Lebensstil interessieren und nicht so gut auskennen, in die Irre geführt werden. Wenn ich mir ein Shampoo hole, wo „natürliche Inhaltsstoffe“ drauf steht, gehe ich auch davon aus, dass da kein Mikroplastik, Erdöl, hormonelle oder sogar potenziell krebserregende Inhaltsstoffe darin sind, um nur ein Greenwashing-Beispiel zu nennen.
Aber grün zieht. Denn Käufer fühlen sich besser, wenn sie etwas kaufen, was gut für sie und die Umwelt ist. Um dieses Gefühl auszulösen tun manche Marken alles.
Beliebte Greenwashing-Strategien
Greenwashing wird so ambitioniert und effizient betrieben, dass man es eigentlich überall finden kann. Wir haben für typische Vorgehensweisen bei Greenwashing gesammelt und wir ihr sie entlarven könnt.
1. Recycelte Produkte
Produkte aus recycelten Materialien sind prima, denn sie bestehen aus alten Dingen, die offenbar niemand mehr gebraucht hat. Einige Firmen machen das wirklich gut und die Aussage stimmt sogar.
Bei manchen Firmen ist der Recycling-Anteil aber auch verschwindend gering. ODER: Das Produkt besteht zwar aus recyceltem Material, kann aber selbst nicht mehr recycelt werden. Beides ist nicht wirklich eine Greenwashing-Lüge, aber es ist deginitiv eine Beschönigung.
- Merke: Wirf ein Blick auf das Etikett. Wie viel ist recycelt und kann man das Produkt nachher auch wieder recyceln?
2. Seltsame Logik
Manchmal reicht es schon, genauer über das Werbeversprechen nachzudenken. Macht das wirklich Sinn oder klingt das nur auf den ersten Blick gut?
Nehmen wir ein Beispiel: Wer mehr kauft, recycelt auch mehr! Tatsächlich wurde mit genau diesem Slogan schon einmal geworben.
Natürlich recycelt man mehr, wenn man mehr Müll produziert! Einfacher wäre es natürlich auf auf den Müll zu verzichten.
- Merke: Denke eine Sekunde länger über das Versprechen nach. Macht das überhaupt Sinn? Wenn nicht, dann ist es Greenwashing oder eben einfach Werbung.
3. Wannabe-Umweltretter
Besonders die ganz großen Konzerne sind oft auch die schlimmsten Umweltverschmutzer, denn jahrelang wurde nur nach der Devise gearbeitet: schneller, besser, höher.
Der Umweltaspekt war lange egal. Inzwischen kann sich das keiner mehr leisten. Es gehört zum guten Ton, nachhaltige oder soziale Projekte zu unterstützen. Und das ist klasse und sollte so bleiben!
ABER: Greenwashing ist es dann, wenn die Firma selbst für Umweltsünden verantwortlich ist und daran nichts ändern. Wenn also Beispielsweise Projekte zum Erhalt des Regenwalds finanziert werden, aber gleichzeitig in allen Produkten Palmöl steckt. Oder wenn Plastik aus dem Meer gefischt wird, wen man selbst zu den Hauptverschmutzern gehört.
- Merke: Lass doch nicht von der nachaltigen Promotion großer Marken blenden, viele kleine Brands sind viel grüner und können ihre Produktionswege einfacher umstellen.
4. „Leichte“ Lebensmittel
Viele Lieblingssnacks aus unserer Kindheit hatten es ganz schön in sich und je bewusster Eltern bei der Ernährung ihrer Kinder werden, desto schwieriger haben es die Süßigkeitenhersteller.
Deshalb tauchen immer öfter „light“-Versionen von beliebten Produkten auf. Etwa indem Sahne durch Joghurt ersetzt wird, oder Zucker durch Stevia.
Damit uns das Produkt noch schmeckt, verstecken sich aber oft noch andere Fette und Zucker darin. Also auch eine Art Greenwashing.
- Merke: Wenn du eine Light-Version also kaufen möchtest, dann wirf kurz einen Blick auf die Nährwerte und Inhaltsstoffe und gleiche die mit dem Orginal ab. Vemrutlich ist der Unterschied nicht allzu groß.
5. Nicht geschützte Greenwashing-Begriffe
In Deutschland gibt es Werbebegriffe, die jeder nutzen darf, ohne dafür einen Nachweis zu erbringen. Etwa „natürlich“ oder „naturnah“. Auch „nachhaltig“ kann alles mögliche bedeuten.
Nehmen wir als Beispiel die Kosmetikindustre: Naturkosmetik ist ebenfalls kein geschützter Begriff, deshalb darf sich jeder so nennen. Viele Firmen in der Kosmetikbranche schummeln mit grünen Fläschchen und „naturnahen“ oder „natürlichen“ Inhaltsstoffen.
Was dann wirklich darin ist, dürfte viele Verbraucher schockieren: Mikroplastik, Erdölprodukte, Parabene, Silikone und viel mehr. Dabei muss man
- Natürliche Kosmetik erkennen: Echt ist das aber erst dann, wenn zumindest ein Naturkosmetik-Siegel darauf klebt.
- Schummler enttarnen: Schaue auf der Website der Brand nach, was genau sie „nachhaltig“ oder „Co2-neutral“ macht. Gibt es dafür keine direkten Argumente, ist es meist nur heiße Luft.
6. Die Lüge von „Co2-neutral“
CO2-neutral heißt, dass ein Produkt KEIN Kohlenstoffdioxid produziert bei der Herstellung. Das ist ziemlich unmöglich. Was machen also die Firmen, die das von sich behaupten?
Am lautesten werben Fluggesellschaften mit diesem Versprechen, denn wir alle wissen wie schlecht Flüge für die Umwelt sind. Wird da an einer neuen Technologie gearbeitet oder ist es Greenwashing?
Tatsächlich wird ein Flug durch Spenden an grüne Organisationen „kompensiert“ zum Beispiel durch atmosfair. Hier kann man durch Geld eine gewünschte Summe CO2 ausgleichen. Was dann gemacht wird? Mit dem Geld werden Biogasanlagen in Kenia gebaut, die Forschung zur Solarenergie unterstützt oder Bildung in Sachen Umwelt geleistet. Alles sehr nobel, aber es saugt das CO2 vom letzten Shoppingtrip nach London trotzdem nicht aus der Luft.
- Merke: Schaue dir auf der Website an, wie genau die Herstellung kompensiert wird. Wirkliche CO2-Neutralität ist bisher eigentlich nicht möglich.
7. Grüne Promis
Diese Strategie des Greenwashing gibt es schon länger, als man annehmen möchte. Immer wieder werden Influencer oder Promis mit einem vermeindlich grünen Image genommen, um damit seine Produkte nachhaltiger zu stempeln.
Anders herum gibt es aber auch Influencer, die sich nachhaltig inszenieren und dann trotzdem mit großen Marken kooperieren, die weit von ihren Werten entfernt sind.
- Merke: Ist das Produkt nachhaltig, oder vielleicht nur das Werbegesicht?
Fazit: Glaube nicht alles, was grün ist
Greenwashing ist überall und fast jede Firma versucht, ihren nachhaltigen Beitrag zu leisten. Natürlich darf man nicht alles verteufeln, denn dass gerade so massiv Greenwashing betrieben wird, zeigt, dass die Firmen verstehen, in welche Richtung Konsumenten schauen und wohin sie selbst arbeiten müssen.
Wirf immer einen zweiten Blick auf die Inhaltsstoffe oder hinterfrage eine Aktion, bevor dein grünes Gewissen dich zum Kauf verleiten möchte.