Zur gendergerechten Sprache kursieren noch immer riesige Vorurteile und auch wir bei wmn treten immer wieder in Fettnäpfchen und machen Fehler. Es ist wirklich ein kompliziertes Thema und manchmal ist es nicht ganz einfach, sich die richtige Gendersprache zu merken.
Denn es gibt so viele Möglichkeiten: Das Binnen-I, die Verlaufsform, der Genderstern oder doch der Doppelpunkt? Außerdem wehren sich viele dagegen: Dem einen ist es zu kompliziert, die anderen sehen den Sinn nicht darin und wieder andere finden es grammatikalisch falsch. Mit unserer Anleitung für die Gendersprache wird es vielleicht einfacher zu verstehen, wie das Gendern funktioniert und warum es so wichtig ist.
Warum brauchen wir Gendersprache?
Alice Hasters formulierte es zu Beginn ihres autobiografischen Buches Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten ?so:
Ich werde in diesem Buch gendern. Das ist vielleicht etwas ungewohnt, aber genau das will ich auch erreichen: mit alten Gewohnheiten brechen.
Hasters zeigt also, dass wir mit Gewohnheiten brechen müssen, um Neues in unser Lenen zu lassen.
Im krassen Gegensatz dazu steht der Komiker Dieter Nuhr, der mit seinem Bühnenprogramm Kein Scherz! für große Empörung unter den Verfechtern der Gender-Studies sorgte. Auf der Bühne erzählt er dem Publikum freimütig davon, was er für ein wahnsinnig guter Mensch ist.
Jeder kann so aussehen wie er will und tun, was er will. Ist mir doch egal.
Auf der anderen Seite macht er aber auch deutlich, dass er Transmenschen ihre gesellschaftliche Berechtigung abspricht. Das macht er auf auf eine so süffisante und ironische Art und Weise, dass er echte Beleidigungen gar nicht erst aussprechen muss.
Wenn ich mich zu 66 % als Mann fühle und zu 28 % als Frau und zu 6 % als Veganer, dann frage ich mich: Darf ich mit dieser Identität auf einen Frauenparkplatz?
Klar, theoretisch darf Comedy und Satire alles. Man sollte nur aufpassen, dass man Personengruppen nicht „ausversehen“ ihre Identität abspricht.
Gendersprache: Wie funktioniert das im Alltag?
Beim Gendern gehen wir davon aus, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt, sondern viele verschiedene Identitäten, mit denen man sich identifizieren kann. Die Zusammenfassung aller Geschlechter wird durch das Sternchen (*), das Binnen-I, den Gender Gap (_), den Doppelpunkt (:) oder die Verlaufsform ausgedrückt. Ganz einfach, oder? Theoretisch ja. Die praktische Anwendung wird schon schwieriger. Wir zeigen dir 4 verschiedene Möglichkeiten zu gendern.
1. Das Gendersternchen
Die Mitarbeiter*innen machten am Freitag alle Homeoffice.
2. Das Binnen-I
Die MitarbeiterInnen machten am Freitag alle Homeoffice.
3. Der Gender Gap
Die Mitarbeiter_innen machten am Freitag alle Homeoffice.
4. In der Verlaufsform sprechen
Die Mitarbeitenden machten am Freitag alle Homeoffice.
5. Der Gender Doppelpunkt
Die Mitarbeiter:innen machten am Freitag alle Homeoffice.
6. Frauen*
Um den Konstruktionscharakter von Geschlecht sowie unsere Ablehnung des binären Geschlechtersystems zu verdeutlichen, nutzen wir den Genderstern – wenn nötig – auch hinter dem Wort Frau(en)*. Gerade bei medizinischen Themen wie bspw. Verhütung erscheint uns das wichtig, da nicht jeder Mensch mit Uterus sich als Frau identifiziert und umgekehrt.
Anmerkung der Redaktion:
Die wmn-Redaktion hat sich auf zwei Arten des Genderns committet: Die Verlaufsform und den Gender Doppelpunkt. Sollte die Verlaufsform sprachlich nicht passen, arbeiten wir in unseren Artikeln mit dem Doppelpunkt. Dieser ist die neueste genderneutrale Schreibweise. Wie auch der Gender Gap oder der Gender Stern bezieht er alle Geschlechter mit ein, nicht nur das männliche und das weibliche.
Das ist allerdings eine recht neue Regelung für die Redaktion. Seid also bitte nicht böse, wenn ihr in unseren Artikeln noch teilweise andere Gendersprache findet.
Gendersprache: So sprichst du es aus
Wenn du in Alltagsgesprächen gendern möchtest, dann kannst du natürlich nicht zwischen Sternchen, I, Gap oder Doppelpunkt unterscheiden. Einen Gap kann man aber trotzdem hören. Baue einfach eine klitzekleine Pause zwischen der männlichen und der weiblichen Mehrzahl ein. Alternativ ist es natürlich immer möglich, die Verlaufsform zu nutzen.
Gendersprache: zwei Fallen
Man kann beim Gendern natürlich in einige Fallen tappen. Zum Beispiel nutzen noch immer viele Leute die Klammerform. Diese ist allerdings inkorrekt und ist immer wieder Basis von Diskussionen. Der Grund: Mitarbeiter(in) stellt die weibliche Form in Klammern da. Klammern zeigen in der Schriftsprache aber eine Zusazuinformation dar, die nicht unbeidngt notwendig für den eigentlichen Inhalt ist. Deswegen stellen die Klammern die weibliche Form klar als von geringerer Bedeutung dar.
Der genderneutrale Plural hat gerade unter Grammar-Nazis und Patrioten einen großen Shitstorm ausgelöst. Der Grund: Der Begriff Mitarbeitende beschreibt das Nomen im Partizip Präsens des Verbs mitarbeiten.
Grammatikalisch sind hier die Leute gemeint, die JETZT GERADE IN DIESEM MOMENT mitarbeiten. Das ist natürlich nicht ganz korrekt, da Menschen, die mitarbeiten, ja auch mal Feierabend haben.
Wir finden: Na und? Das Partizip ist eine elegante Lösung, wenn man den Gender Gap nicht nutzen möchte. Seit wann sprechen wir alle im korrektesten Deutsch?
Gendersprache: Wann sollte ich gendern?
Auch, wenn es sich zunächst anstrengend anhört und anfühlt: Versuche einfach, in jeder Situation zu gendern. Auch wenn es dir anfangs schwerfallen wird: Das ist das beste Training. Irgendwann ist es dir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass du es gar nicht merkst.
Wenn du mit deinen cis-geschlechtlichen Freund:innen unterwegs bist oder deine Familie sich um den Weihnachtsbaum tummelt, sind die idealen Momente, um zu üben. Hier wirst du wahrscheinlich auf Unverständnis stoßen und musst dich erklären. Doch Freund:innen und Familie werden wahrscheinlich ein offenes Ohr dafür haben, dass du diese neue und interessante Art der Sprache in deinen Alltag einbaust.
Gendersprache: Aller Anfang ist schwer
Jeder, der sich das Gendern angewöhnt, ist erst einmal überfordert und tappt in (Achtung, Wortwitz!) diverse Fallen. Davon solltest du dich aber nicht abschrecken lassen. Selbst die größten Gender-Verfechter:innen werden es verstehen, wenn du anfangs Fehler machst.
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Das Thema positiver Rassismus ist uns auch sehr wichtig. Außerdem erklären wir dir, was Klassismus ist und wie wir ihn bekämpfen können.
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