Die absurden Folgen des Klimawandels lassen sich am besten an einem Beispiel aufzeigen. 2019 kämpften die Menschen in Äthiopien mit extremer Dürre. Ausreichend Nahrung ist in diesen Regionen ohnehin die Ausnahme, die Ernten zu dieser Zeit waren jedoch besonders schlecht. Die Dürre ging zwar vorüber, der anschließende Regen war allerdings so extrem, dass fast 200.000 Menschen durch die riesigen Wassermassen ihr Zuhause verloren. Die logische Folge für alle Bewohner:innen: Klimaflucht.
Klimaflucht: Millionen Menschen verlieren ihre Heimat
Eine Studie der internationalen Hilfsorganisation CARE zeigt nun, welche Ausmaße dieses Problem annimmt und warum vorwiegend Frauen darunter leiden.
70 % der 33,4 Millionen Menschen, die 2019 ihr Zuhause verloren haben, stehen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das Pariser Abkommen sieht vor, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Geschieht das nicht, wird vor allem die arme Bevölkerung leiden. Durch die direkten Folgen der Erderwärmung, wie Fluten und Dürre, werden viele Menschen aus ihrem Zuhause vertrieben.
Sollte sich nichts an den Klimaentwicklungen ändern, steigt laut der Weltbank die Anzahl der Menschen, die durch das Klima vertrieben werden, bis zum Jahr 2050 in Teilen Afrikas, im Süden Asiens und in Lateinamerika um das Vierfache. Andere Studien schätzen, dass bis 2050 circa 250 Millionen Menschen vor dem Klima flüchten müssen. Riesige Flächen werden unbewohnbar, 2070 könnten 3 Milliarden Menschen in Gebieten leben, in denen das Hitzelevel der Sahara erreicht wird. Die meisten davon in Entwicklungsländern, obwohl die gerade einmal für 4 % der Treibhausgase verantwortlich sind.
Darum leiden besonders Frauen
Vor allem aber haben die indirekten Folgen wie Nahrungsmittelknappheit und Folgekonflikte um Ressourcen und Land Auswirkungen auf Frauen und Kinder. Beide sind von den Krisen überproportional betroffen.
Frauen in Entwicklungsländern haben häufig kulturell und sozial geprägte Rollen und Aufgaben. Sie übernehmen die Kindererziehung, die Pflege der Älteren, Feldarbeit und versorgen ihre Familie mit Wasser. In Äthiopien mussten Frauen nach der Klimaflucht nicht nur längere Wege für Wasser und Feuerholz auf sich nehmen, sondern auch in überfüllten Hütten wohnen, während die Männer versuchten, woanders an Geld zu kommen. Dabei wurden die ungeschützten Frauen häufiger Opfer von sexuellen Übergriffen. Auch die Risiken für häusliche Gewalt, Zwangsehen und Prostitution nahmen stark zu.
Was unternimmt CARE?
CARE fordert mehr Aufklärungsarbeit und Präventionsmaßnahmen gegen Klimawandel und Klimaflucht. Sie fordern Regierungen dazu auf, Klimasünder angemessen zur Verantwortung zu ziehen und geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Mindestens 25 % der humanitären Hilfsgelder sollen an lokale Organisationen gehen. Finanzielle und technische Ressourcen gibt es in den Entwicklungsländern kaum. Dürre-resistentes Saatgut und Wassersysteme sind nur zwei der vielen Möglichkeiten die Menschen dort zu unterstützen und Klimaflucht zu verhindern.
Eine Sache bemängelt die Hilfsorganisation besonders. Frauen sind in Entscheidungspositionen kaum vertreten. Maßnahmen gegen den Klimawandel sind Männersache. Deswegen liegt ihr Fokus auf frauengeführten- und Frauenrechtsorganisationen. Laut Sofia Sprechmann Sineiro, Generalsekretärin von CARE, zeigt auch die Erfahrung, dass vor allem in Krisenzeiten mehr Frauen in Führungspositionen einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und auf nachhaltige Lösungen haben.
Erste Projekte waren bereits erfolgreich. In Indien wurden Frauen unter anderem mithilfe von Wetterberichten zum Planen von Feldarbeiten unterstützt. Andere Helfer unterrichteten somalische Frauen im Umgang mit Geld. Werden die Projekte weiterhin umgesetzt, dürfen Klimaflüchtende wieder hoffen.
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