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Palmöl: So schädlich ist es für unseren Planeten

Produkte, die Palmöl beinhalten, schädigen nicht nur die Tierwelt, sondern auch unsere Umwelt. Hier erfährst du mehr.

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Das kannst du täglich für das Klima tun

HeyGen / Dieses Video wurde mit der Hilfe von KI erstellt und von der Redaktion sorgfältig geprüft.

Orang-Utan klammert sich an letztem verbliebenen Baum. Foto: Surip

Palmöl ist weit verbreitet in vielen Produkten, aber welche ökologischen und tierischen Folgen hat es? Wir haben uns eingehend mit der Pflanze und ihren Auswirkungen auf Umwelt und Tierwelt beschäftigt, auch im Gespräch mit dem BOS e.V., einer NGO, die sich für das Wohl der Orang-Utans und der Regenwälder engagiert.

Foto: Johanna Urbancik

Unsere Autorin Johanna befasst sich mit Themen, die unsere Gesellschaft gerade beschäftigen. Ihre Recherchen und Artikel findest du unter dem Tag #wmnRecherchen!

Was genau ist Palmöl?

Die nur in den Tropen angebaute Ölpalme produziert hochwertiges Öl. Dieses verwendet man vor allem zum Kochen und in Lebensmitteln, Waschmitteln, Kosmetika und in geringem Umfang in Biokraftstoffen.

Palmöl ist somit eine sehr ertragreiche Nutzpflanze, die einen weitaus höheren Ertrag bei geringeren Produktionskosten als andere Pflanzenöle bietet. Daher nimmt die weltweite Produktion und Nachfrage nach Palmöl rasant zu und Plantagen breiten sich über Asien, Afrika und Lateinamerika aus.

Auf dieser Luftaufnahme in Johore, Malaysia, wachsen Palmölbäume auf dem Genting Tanah Merah Estate, das von Genting Plantations Bhd. betrieben wird, Foto: Bloomberg via Getty Images

Warum sind Palmöl-Plantagen schlecht für den Planeten?

Palmöl war und ist weiterhin ein Hauptgrund für die Abholzung und Verbrennung einiger der weltweit artenreichsten Wälder und zerstört den Lebensraum bereits gefährdeter Arten wie des Orang-Utans, des Zwerg-Elefanten und des Sumatra-Nashorns.

Die Orang-Utans sind besonders durch die Plantagen im negativen beeinflusst worden. Laut Orangutan.org werden jedes Jahr schätzungsweise zwischen 1.000 und 5.000 Orang-Utans in Palmölkonzessionen getötet. Die Tiere verlieren ihre Heimat, verbrennen, verhungern oder werden auf dem Schwarzmarkt verkauft. Das ist ein erheblicher Teil der wildlebenden Orang-Utan-Population, die jedes Jahr verloren geht.

Dieser Waldverlust, kombiniert mit der Umwandlung kohlenstoffreicher Torfböden, setzt Millionen Tonnen von Treibhausgasen in die Atmosphäre frei und trägt zum Klimawandel bei. Es gibt auch weiterhin Ausbeutung von Arbeitern und Kinderarbeit.

wmn hat sich über dieses Thema mit der Borneo Orangutan Survival-Organisation unterhalten, um ein bisschen besser zu verstehen, welche Auswirkungen die Palme auf das Leben der Affen uns unseren Planeten hat.

wmn: Welche Auswirkung hat Palmöl auf Orang-Utans und ihren Lebensort?

BOS: Orang-Utans leben ausschließlich auf den Inseln Borneo und Sumatra. Neben Wilderei und Wildtierhandel ist der Verlust von Lebensraum die größte Bedrohung für die Orang-Utans. Borneo war einst komplett von Regenwäldern bedeckt. Doch mit Beginn der Industrialisierung und dem wachsenden Hunger der Menschen nach Raum, Nahrung und Energie, schrumpften die Waldflächen von Jahr zu Jahr. Inzwischen ist nicht einmal mehr die Hälfte Borneos bewaldet.

Inzwischen stammen 85 % der weltweiten Palmölproduktion aus Indonesien und Malaysia. Mindestens 14 Millionen Hektar des Landes – vor allem auf Borneo und Sumatra – sind mittlerweile mit Ölpalmenplantagen bedeckt. Das entspricht in etwa der Fläche von Österreich, der Schweiz und den Niederlanden zusammen. Allein von 2004 bis 2017 wurden auf Borneo 5,8 Millionen Hektar Regenwald zerstört. 

Mindestens 14 Millionen Hektar des Landes – vor allem auf Borneo und Sumatra – sind mittlerweile mit Ölpalmenplantagen bedeckt.

Utan-Baby Mema wurde auf einem verbrannten Torfmoor gefunden. Angeblich ohne ihre Mutter. Foto: BOS

Etwa 20 Prozent der Orang-Utans leben heute in zukünftig für den Palmölanbau vorgesehenen Gebieten. Das heißt: Gebiete, auf denen heute noch Regenwald steht, für die aber bereits Lizenzen zur Umwandlung in Palmölplantagen an Unternehmen vergeben wurden oder zumindest geplant sind. Im Jahr 2016 wurde geschätzt, dass bis 2025 bis zu weitere 37 Prozent des jetzigen Lebensraums der Orang-Utans verloren sein könnten. 

Für Orang-Utans steht so immer weniger Lebensraum zur Verfügung. Und der noch bestehende wird immer mehr zersiedelt. Das heißt, Orang-Utans, die in den Regenwäldern auf der Suche nach Nahrung teilweise große Gebiete durchstreifen, stoßen auf Plantagen, Siedlungen, Straßen, … Dort kommt es dann vermehrt zu Mensch-Wildtierkonflikten, die für Orang-Utans oft tödlich enden.

wmn: Wie akut ist der Orang-Utan durch Palmölplantagen vom Aussterben bedroht?

BOS: Heute wird die Population der Orang-Utans auf Borneo auf etwa 57.000 Tiere geschätzt. Verglichen mit dem geschätzten Bestand von 288.500 aus dem Jahr 1973 bedeutet dies einen Rückgang von 80 % in weniger als 50 Jahren. Mehr als 50 % aller Orang-Utans auf Borneo leben außerhalb von Schutzgebieten. Das heißt, ihre Lebensräume sind potenziell von Zerstörung bedroht. 

Der Orang-Utan ist aufgrund der massiven Vernichtung seiner Lebensräume vom Aussterben bedroht. Dazu haben Ölpalmenplantagen einen erheblichen / hauptsächlichen Beitrag geleistet. Aber auch der Einschlag von Tropenhölzern, Papier- und Zellstoffplantagen, Abbau von Bodenschätzen und der Wildtierhandel. 

Ein großes „Problem“ des Orang-Utans ist seine extrem geringe Reproduktionsrate: Ein wild lebendes Orang-Utan-Weibchen kann in seinem Leben selten mehr als drei bis fünf Babys zur Welt bringen. Denn: Sie kümmert sich bis zu acht Jahre um ihr Kind und ist erst danach bereit, wieder trächtig zu werden. Stirbt eine Orang-Utan-Mutter (gewaltsam oder durch Verhungern, Krankheit oder Unfall), reißt ihr Tod langfristig spürbare Lücken in die Gesamtpopulation. Ihr Baby ist bis zum Alter von etwa vier bis fünf Jahren nicht allein überlebensfähig. Wird es nicht gerettet und in Rehabilitationszentren wie von BOS aufgezogen, hat es keine Chance. 

BOS Waldschule in Central Kalimantan, Indonesia. Foto: Bjorn Vaughn

In welchen Produkten ist Palmöl enthalten?

Wer den Orang-Utans nun helfen will und komplett auf Palmöl verzichten möchte, wird merken, dass das gar nicht so einfach ist. In welchen Produkten in der Regel immer Palmöl enthalten ist, haben wir dir in der folgenden Liste zusammengefasst.

1. Lebensmittel

Palmöl wird häufig in verarbeiteten Lebensmitteln verwendet, darunter:

  • Margarine und Streichfette
  • Backwaren wie beispielsweise Kekse, Kuchen und Gebäck
  • Schokolade und Süßigkeiten. Laut Utopia enthält die klassische Schokolade von Milka kein Palmöl. Auf auf der Unternehmensseite wird erläutert, dass Palmöl ausschließlich in „Schokoladen-Füllungen sowie bei einigen Kuchen- und Keksprodukten“ verwendet wird.
  • Instantnudeln
  • Müsliriegel und Cerealien
  • Fertiggerichte

2. Kosmetik und Körperpflegeprodukte

Aufgrund seiner glättenden Eigenschaften und der Fähigkeit, Produkte vor Oxidation zu schützen, ist Palmöl in vielen Kosmetikprodukten enthalten, wie zum Beispiel:

  • Seifen und Duschgele
  • Shampoos und Conditioner
  • Lippenstifte
  • Cremes und Lotionen
  • Sonnencremes

3. Haushaltsprodukte

Auch in Haushaltsprodukten ist Palmöl enthalten.

  • Waschmittel und Reinigungsmittel
  • Kerzen

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Kann man dem Orang-Utan mit dem Verzicht auf Palmöl helfen?

Um diese Frage zu beantworten, haben wir auch den BOS gefragt, die gesagt haben, dass es ein Anfang ist.

BOS: Vermeide Palmöl, das nicht nachhaltig-zertifiziert ist. Achte beim Einkauf von Lebensmitteln auf die Zutatenliste. Palmöl bzw. Palmfett steckt in vielen Supermarktprodukten: in Fertiggerichten (selbst kochen mit frischen Zutaten hilft zum Beispiel sehr viel), Süßigkeiten, Margarine, Aufstrichen, Kerzen, Kosmetik, Putz- und Waschmitteln. Spreche auch Händler und Hersteller an, dass du nur Produkte aus zertifiziertem Palmölanbau kaufen willst. Die Nachfrage bestimmt immer noch das Angebot. 

Das meiste in die EU importierte Palmöl landet aktuell allerdings in Biodiesel. Der Verzicht aufs Auto, der Umstieg aufs Fahrrad und auf öffentliche Verkehrsmittel hilft den Orang-Utans also auch. 

Verwende zudem nur Recyclingpapier. Kaufe Mal‑, Schulhefte, Toilettenpapier und andere Papierprodukte nur aus 100 % Recyclingpapier (erkennbar an den Siegeln „Blauer Engel“ oder „ÖkopaPlus“). Denn dafür muss kein Regenwald gerodet werden. 

Kaufen zudem kein Tropenholz. Frage beim Erwerb von Möbeln, Bilderrahmen und anderen Produkten aus Holz nach, woher das Holz stammt. Fehlen die Jahresringe, kann es Tropenholz sein. 

Außerdem: Besuche keine Zoos oder Freizeitparks, in denen Orang-Utans (oder andere Wildtiere) als Showobjekte missbraucht werden. Like oder teile keine Beiträge auf Social Media, in denen Orang-Utans oder andere Wildtiere als Haustiere gehalten und zur Schau gestellt werden. Orang-Utans sind keine Kuscheltiere.

Sechs Monate lang wurde Kejora als Baby gefangen gehalten. Als unser Team sie im März 2016 befreite, war sie in einer Palmölfabrik angekettet. Foto: BOS

Sie fahren keine Golfcarts, geben keine Küsschen, tragen keine Kleidung oder posieren mit Touristen für Fotos. All das ist widernatürliches Verhalten und dahinter steckt immer eine tragische Geschichte (getötete Mutter, Wildtierschmuggel, harte Dressur,…). Und jedes Like weckt Begehrlichkeiten und fördert letztlich den Wildtierhandel und seine Folgen für die Population. 

Und natürlich hilft jede Spende an Organisationen wie BOS Deutschland. Wir retten Orang-Utans, rehabilitieren sie in unserer Waldschulen und wildern sie in sichere Schutzgebiete aus. Außerdem forsten wir zerstörten Torfmoorregenwald auf und wandeln Palmölplantagen in Regenwald und Wildtierkorridore um.