Ein gesundes Selbstbewusstsein ist psychologisch gesehen wichtig. Laut Definition bedeutet Selbstbewusstsein “das Überzeugtsein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person, das sich besonders in selbstsicherem Auftreten ausdrückt”. Doch wann wird ein gesundes Selbstbewusstsein eigentlich zur Selbstüberschätzung? Studien belegen, dass vor allem Männer dazu tendieren, sich selbstbewusst maßlos selbst zu Überschätzen.
Studie belegt: Männer halten sich für Tennis-Profis der Spitzenklasse
Einer von acht Männern glaubt laut der Studie, dass er tatsächlich eine Chance gegen eine der größten Tennisspielerinnen der Geschichte hat. Richtig gehört, denn eine neue Studie hat herausgefunden, dass ein großer Teil der Männer glaubt, sie könnten die 23-fache Grand-Slam-Championesse Serena Williams in einem Tennismatch schlagen.
In einer von YouGov durchgeführten Umfrage wurde eine einfache Frage gestellt: „Glauben Sie, dass Sie, wenn Sie Ihr bestes Tennis spielen würden, einen Punkt gegen Serena Williams gewinnen könnten?“
Von den 1.732 in Großbritannien befragten Erwachsenen sind die Ergebnisse etwas beunruhigend.12 Prozent der Männer (einer von acht) und drei Prozent der Frauen antworteten mit: „Ich denke, ich könnte es“.14 Prozent der Männer und 10 Prozent der Frauen gaben dagegen an, sie wüssten nicht, ob sie es könnten oder nicht.
Nur zur Erinnerung: Serena Williams ist die Frau, die einst 319 Wochen lang die Nummer 1 der Weltrangliste war und den Titel bei den Australian Open ohne Satzverlust gewann und das während sie schwanger war. Sie ist also nicht ohne Grund eine der größten Sportlerinnen aller Zeiten.
Selbstbewusst: Warum überschätzen sich Männer selbst?
Woher kommt aber nun diese Selbstüberschätzung? Tatsächlich ist dies nicht die erste Studie, die solche Ergebnisse zum Vorschein bringt. In einer kürzlich durchgeführten Studie untersuchten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der australischen Griffith Universität, wie konsequent Männer und Frauen ihre eigene Intelligenz oder ihren IQ einschätzen. Außerdem haben sie das allgemeine Selbstwertgefühl sowie männliche und weibliche Persönlichkeitsmerkmale bewertet.
In der Studie wurden die Teilnehmer gebeten, ihren IQ zu schätzen, nachdem ihnen erklärt wurde, wie Intelligenz gemessen wird. Der Durchschnittswert liegt dabei bei 100 Punkten. Den Teilnehmern wurde gezeigt, dass zwei Drittel, also rund 66 Prozent der Menschen einen Wert zwischen 85 und 115 Punkten erreichen. Den Teilnehmern wurde gesagt, dass sie einen IQ-Test absolvieren würden, nachdem sie ihren eigenen IQ geschätzt hatten. Das sollte dabei helfen, eine möglichst genaue Selbsteinschätzung zu erwirken.
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„Die Teilnehmer füllten auch eine Messung des allgemeinen Selbstwertgefühls und das Bem Sex-Role Inventory aus, das männliche und weibliche Persönlichkeitsmerkmale misst. Wir gingen von der Hypothese aus, dass das psychologische Geschlecht eine bessere Vorhersagekraft für die Selbsteinschätzung hat als das biologische Geschlecht“, so die Forscher:innen.
Die Stichprobe wies einen mittleren IQ-Wert von 107,55 Punkten auf. Damit lag er erwartungsgemäß leicht über dem Durchschnitt. Die Studie ergab, dass die männlichen Werte häufiger überschätzt wurden und die weiblichen Werte häufiger unterschätzt wurden. Die Forschenden fanden heraus, dass der stärkste Faktoren für die Überschätzung des IQ das Geschlecht ist. Ein ähnliches Ergebnis zeigt eine Studie der Arizona State University.
Warum halten sich Männer für so viel intelligenter?
Es gibt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede beim tatsächlichen IQ. Psycholog:innen sind sich einig: Männer und Frauen unterscheiden sich nicht im tatsächlichen IQ, es gibt also kein „schlaueres Geschlecht“. In einer klassischen sozialpsychologischen Studie baten Forscher Eltern um eine Einschätzung der Intelligenz ihrer Kinder. Die Söhne wurden dabei als deutlich intelligenter eingestuft als die Töchter. Dieses Ergebnis hat sich weltweit wiederholt. Die elterlichen Erwartungen sind möglicherweise besonders wichtig, um das intellektuelle Selbstbild ihrer Kinder zu beeinflussen. Mädchen und Frauen schätzen ihr allgemeines Selbstwertgefühl deutlich niedriger ein als Jungen und Männer. Dieser Unterschied zeigt sich demnach also schon im Jugendalter.
Selbstbewusst: Warum sind solche Studien von Bedeutung?
Diese Selbst- und auch Fremdwahrnehmungen können große Auswirkungen auf einige Faktoren haben. Wenn Mädchen ihre Intelligenz in der Schule unterbewerten, neigen sie dazu, weniger anspruchsvolle Studieninhalte zu wählen. Diese Entscheidungen haben ebenfalls große Auswirkungen auf die Bildungs- und Berufswahl nach der Schule. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede können zum Teil die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Löhnen und der Verhandlungsmacht gegenüber Arbeitgebern erklären. So sind manche Annahmen, die selbstbewusst getätigt werden, gar nicht so realitätsnah.