Heutzutage ist die Pille nach wie vor das beliebteste Verhütungsmittel – und das, obwohl ihr in der Zwischenzeit einige Nebenwirkungen nachgewiesen werden konnten. Damals war die erste Antibabypille eine regelrechte Revolution. Sie ermöglichte es Frauen selbst über ihren Körper und die Verhütung zu bestimmen. Zugegeben: Mit dem heutigen Wissensstand darüber, was hormonelle Verhütung mit dem weiblichen Körper alles so anstellen kann, sinkt ihre Beliebtheit stetig. Dennoch ist die kleine, runde Tablette, die 1960 als erste Pille auf den Markt kam, noch heute ein oft genutztes Verhütungsmittel.
Alles rund um die erste Pille
Die erste Pille: Innovation für die Frau
Vor der ersten Pille lebten Frauen in einer Zeit, in der Verhütung als Tabu und Gotteslästerung galt. Das hatte zur Folge, dass unzählige Frauen durch ungewollte Schwangerschaften mit ihren Großfamilien in Armut lebten, bei der Geburt starben oder medizinisch untragbare Abtreibungen über sich ergehen ließen, die oft tödlich endeten.
Die beiden Amerikanerinnen Margaret Sanger und Katherine McCormick wollten diesen Zustand nicht mehr hinnehmen und setzten sich entschlossen für die Geburtenkontrolle und damit auch für die Frauenbewegung ein. Sie stießen mit ihren Versuchen der Aufklärung und Verhütungstipps auf großen Widerstand in der streng katholischen und männer-dominierten Gesellschaft.
Die Pille: von Frau zu Frau
Erst in den Fünfzigerjahren lockerten sich die Gesetze zur Geburtenkontrolle. Mit einer Idee für das „perfekte Verhütungsmittel“ wandten sich die beiden Frauen an den Wissenschaftler Gregory Pincus: eine kleine Pille, einzunehmen wie ein Medikament. Aber nicht nur die Idee stammte von Frauen. Auch die Finanzierung von Forschung und Entwicklung lieferte eine wohlhabende Dame der Gesellschaft.
Schließlich erreichten Sanger und McCormick am 18. August 1960 endlich ihr Ziel: Das erste orale Verhütungsmittel Enovid 10 kam in Amerika auf den Markt. Ein Jahr später war die Antibabypille mit dem Namen Anovlar® auch in Europa erhältlich.
Bald nahmen über die Hälfte der Frauen die Pille ein und Sex war nicht länger eine reine Reproduktions-Angelegenheit, sondern hatte endlich vor allem mit Liebe und Spaß zu tun. Eine echte Revolution für die Frau – erfunden und gefördert von Frauen.
Der Fall der Gigantin
So sehr die erste Pille vor 60 Jahren gefeiert wurde, so sehr wird sie heute kritisiert. Zwar ist sie noch immer das meist genutzte Verhütungsmittel, wird aber immer schneller von hormonfreien Methoden eingeholt.
Zu groß sind die Nebenwirkungen, die Frauen seit Jahren wegen des Hormon-Chaos‘ in ihren Körpern ertragen mussten. Moderne Präparate enthalten zwar nur noch einen Bruchteil der Hormondosierung der ersten Pille, führen aber trotzdem noch zu vielen unerwünschten Nebenwirkungen.
Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen bis hin zu ernsthaften depressiven Verstimmungen und erhöhtes Thrombose-Risiko sind nur die bekanntesten unter den zahlreichen Beschwerden, die durch die Pille ausgelöst werden können – die Pille ist somit auch schädlich.
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Die erste Pille: Verhütung als Aufgabe der Frau
Ob die Pille wirklich ein „Meilenstein in der Geschichte der Emanzipation“ ist, wie Alice Schwarzer es einmal formulierte, bleibt zu diskutieren. Natürlich war die erste Pille Auslöserin einer sexuellen Revolution und neuer Selbstbestimmtheit, keine Frage.
Die Pille als Verhütungsmittel verpflichtet aber auch die Frau dazu, sich und ihren Körper mit sogenannten Hormonbomben zu belasten, damit Mann sich entspannt zurücklehnen kann. Fair ist das nicht. Die nächsten 60 Jahre könnten das doch gern die Herren der Schöpfung übernehmen: mit der Pille für den Mann.
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