Die Menschheit hat über die Jahrtausende Großartiges geleistet: Die Pyramiden in Ägypten, der Taj Mahal in Indien, die unfassbaren Errungenschaften in Technik und Medizin … Das sind nur Bruchstücke unseres Vermächtnisses. Und trotzdem errichten wir Instagram Museen wie das Supercandy-Museum in Köln, die die Verdummung der jungen Generationen willentlich vorantreiben.
Made-for-Instagram Ausstellungen in Deutschland
Ja, ihr habt richtig gehört! Diese Ausstellungen sollen den Besuchern keinen weiteren Nutzen bringen, als sich darin zu fotografieren und selbst darzustellen. Hier gibt es nichts zu lernen, keine Gemälde, Fotografien oder gar historische Relikte. Made For Instagram-Ausstellungen bestehen aus übergroßen (Plastik-)Süßigkeiten, Bällebädern und buntem Schnickschnack. Alles, womit Frau sich am liebsten in knappem Höschen und mit blasierter Miene ablichten lässt.
Supercandy Museum Köln: Europas erfolgreichster Insta-Hit
An Perversion kaum zu übertreffen ist das Instagram Museum in Köln, das auf 2.000 m² bunten Müll ausstellt. Da gibt es funktionsunfähige Waschmaschinen in Retro-Optik, Plastikbällebäder und einen Tresorraum á la Dagobert Duck, in dem Mann sich in Spielgeldscheinen suhlen kann.
Instagram Museen: Die Zahlen sprechen Bände
Dank des Berliner Reiseunternehmens Travelcircus wissen wir, wie erfolgreich Pop-Up-Ausstellungen wie das Supercandy Museum in Köln sind. Mehr als 60.000 Besucher zahlten die schlappen 30 € Eintritt für diesen Tempel des überbordenden Konsums bereits.
Auch in Düsseldorf findet diese Art des Entertainments Anklang, denn hier befindet sich eine Instagram Museum mit dem sweeten Namen “Californication”, das ganz das Lebensgefühl in dem amerikanischen Luxusstaat angelehnt ist.
Welche Message sollen die Instagram-Museen vermitteln?
Was auf den ersten Blick nach einem harmlosen Spaß für gelangweilte It-Girls und -Boys klingt, hat eine viel tiefere düstere Message. Im Supercandy Museum in Köln lernen die Besucher nichts dazu, sondern frönen ausschließlich dem überbordenden Konsum.
In einer Zeit, in der der Planet unter einer Welle aus Plastik erstickt, stopfen die Instagram Museen die Zimmer mit Pinken Kunststoffbällen und Plastikblumen voll. Unsere weekly heroine Mandy Barker, die Kunst aus Meeresplastik macht, würde sich schämen.
In einer Welt, in der die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinandergeht, schmeißen sich junge Influencer-Aspiranten und VSCO-Girls vor einem Meer falscher Geldscheine in Pose. Wie verkorkst soll denn die Welt noch werden? Wie weit soll der berühmte Instagram-Effekt noch gehen?
Mal kurz inne halten & nachdenken
Von all den Dingen, mit denen sich die junge und höchst und energiegeladene Generation Z beschäftigen sollte, gehört wohl nicht dazu, sich noch besser in Szene setzen zu können und vor der Kamera zu präsentieren.
Wenn du dir nicht sicher bist, wie die Generation Z definiert wird, helfen wir dir gerne. Wie sie bereits einen guten Teil dazu beiträgt, auf ihre eigene Weise die Modeindustrie zu revolutionieren, erklären wir dir hier.
Es gibt unfassbar viele Themen, die unserer Aufmerksamkeit bedürfen. Würden wir uns mehr mit Alltagssexismus oder den Ausmaßen von Antifeminismus beschäftigen, würde uns nicht in den Sinn kommen, Instagram-Ausstellungen zu besuchen. Vielleicht sollten Influencer wieder mehr Margarete Stokowski lesen oder sich mit den größten Klimasünden im Alltag beschäftigen, anstatt Posieren zu üben.
Oder hast du vielleicht schon einmal darüber nachgedacht ins Musical zu gehen? Unsere weekly heroine Waris Dirie bringt ihr Meisterwerk Wüstenblume gerade auf die Musicalbühnen und trifft das Publikum mit dem wichtigen Thema weiblicher Beschneidung direkt ins Herz.