Wir kennen den Satz aus etlichen Filmen, die im 19. oder 20. Jahrhundert spielen: Geht es um eine Gefahrensituation wie beispielsweise ein Schiffsunglück, dann heißt es „Frauen und Kinder zuerst!“ Diesen Befehl gab es wirklich. Wir schauen uns an, wo dieser Spruch herkommt und was er für Folgen hat.
Frauen und Kinder zuerst: Ein Verhaltenskodex
Der Spruch Frauen und Kinder zuerst ist eigentlich ein Verhaltenskodex, der aus der frühen Schifffahrt stammt. Die ersten großen Passagierschiffe des 19. und 20. Jahrhunderts hatten nämlich regelmäßig nicht genügend Rettungsboote an Bord, um alle Menschen, die auf dem Schiff waren, zu retten. Nicht nur bei der Titanic, dem größten bemannten Passagierschiff seinerzeit, gab es also zu wenige Rettungsboote.
Wie entstand die Handlungsmaxime „Frauen und Kinder zuerst“?
Das erste Mal soll es auf dem Transportschiff Poland von 1840 dazu gekommen sein. Damals war ein Feuer auf dem Schiff ausgebrochen und die 63-köpfige Besatzung musste sich in Sicherheit bringen. Es waren nur sieben Frauen und vier Kinder an Bord. Der Kapitän machte den Vorschlag, dass die Frauen und die Kinder als Erstes in die Rettungsboote geleitet werden sollten und die Besatzung stimmte dazu. Schließlich konnten tatsächlich alle Menschen auf dem Schiff gerettet werden.
Der Gegensatz zu „Jede:r für sich“
Die Handlungsmaxime Frauen und Kinder zuerst wurde noch einige weitere Male bei Schiffsunglücken eingesetzt und ersetzte somit nach und nach die bisher geltende unausgesprochene Maxime „Jede:r für sich“.
Kritiker:innen der damaligen Zeit sagten, dass Frauen und Kinder somit bevorzugt behandelt würden. Sie argumentierten, dass wenn jede:r für sich selbst kämpfen würde, an jeden gedacht sei. In Deutschland kam eine harte Kritik über diese neue amerikanische Maxime auf, die in der damaligen Monatsrundschau herausgebracht wurde. Hier hieß es, man nehme übergroße Rücksicht auf das „schöne Geschlecht“.
Warum war der Verhaltenskodex Frauen und Kinder zuerst überhaupt nötig?
Allerdings konnte in einer Studie an der Universität in Uppsala festgestellt werden, dass diese Regel nur in Ausnahmen angewandt wurde. Hier wurde untersucht, wie groß die Überlebenschancen von Frauen und Kindern in insgesamt 18 Schiffsunglücken waren. An diesen Unglücken waren 15.000 Menschen und insgesamt 30 Nationen beteiligt.
Es gab nicht viele Schiffe (Die Titanic und ein weiteres Schiff), bei denen die Regel Frauen und Kinder zuerst angewandt wurde. Bei diesen beiden Schiffen konnten tatsächlich anteilig mehr Frauen gerettet werden. Wenn es bei den Schiffsunglücken aber keinen ausdrücklichen Befehl vom Kapitän gegeben hatte, dass Frauen und Kinder zuerst gerettet werden sollten, dann sanken die Überlebenschancen für Frauen und Kinder drastisch.
So wird die Regel heute interpretiert
Heute gibt es im Seerecht keine Regel mehr, nach der die Frauen und Kinder zuerst in Sicherheit gebracht werden sollen. Stattdessen gibt es aber ganz bestimmte Evakuierungs -Regeln. Diese besagen, dass man hilfsbedürftigen Menschen zuerst helfen sollte. Das sind heute keine Frauen mehr, sondern Verletzte, Alte und Kinder.
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