Ursprünglich richtete sich Streetwear, inspiriert von der Skate- und HipHop Kultur, ausschließlich an männliche Konsumenten. Im Laufe der 2000er Jahre begannen jedoch immer mehr Frauen, die bequemen Männerschnitte zu tragen. Der Markt reagierte und es entwarfen immer mehr Streetwear Brands eigene Damenkollektionen.
Der Großteil der Branche konzentriert sich weiterhin hauptsächlich auf Männermode. Das liegt nicht zuletzt daran, dass hauptsächlich Männer im Vorstand der einzelnen Streetwear-Brands sitzen, erklärt Designerin Daniëlle Cathari im Interview mit Refinery29.
Sind Streetwear Brands Männersache?
Tatsächlich sitzen bei den großen Streetwear Brands meistens Männer an der Spitze. Bei der Trendmarke Supreme, deren Markenwert auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt wird, ist es James Jebbia. Auch Off-White, das Modelabel von Virgil Abloh, wird männlich geführt und erlebte in den letzten Jahren einen unglaublichen Hype.
Daniëlle Cathari, die 2017 durch ihre Designs für adidas bekannt geworden ist, und Olivia Anthony, die mit ihrer Marke Livestreetwear erfolgreich ist, sind nur zwei der weiblichen Designerinnen, die das männliche Monopol in der Streetwear Branche aufmischen wollen.
Zeit für einen neuen Streetwear Markt
Die Designerinnen wollen einen Streetwear Markt schaffen, auf dem Frauen nicht einfach Männer-Shirts in kleinen Größen kaufen müssen oder Schuhgröße 43 haben müssen, um die neuesten Trend-Sneaker tragen zu können.
Die neuen, weiblich geführten Streetwear Brands sollen für alle zugänglich sein, unabhängig vom Geschlecht. Bei den Kreationen soll es um Persönlichkeit gehen und nicht um Gender. Damit würde der Streetwear Markt endlich den gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst.
Die Kunden sind mehr als nur männlich oder weiblich.
Mode muss keine Regeln befolgen
Die Zeiten der rosa Mädchen- und der blauen Jungsabteilungen müssen endlich vorbei sein. Geschlechtsneutrale Mode ist der nächste Schritt und von einigen wurde er auch schon getan. Finnland zum Beispiel: In dem großen Kaufhaus Stockmann gibt es eine eigene Unisex-Abteilung. Sie trägt den passenden Namen “One Way”.
„Unser Ziel ist es, unsere Kunden dazu zu inspirieren, die Regeln zu vergessen und unvoreingenommen einzukaufen“, sagte Anna Salmi, Chief Operating Officer von Stockmann, dem australischen Magazin SheSociety.
„Wir sind der Meinung, dass Männer- und Frauenabteilungen dazu da sind, dass man Kleidung findet, die in Form und Stil zu einem passen. Sie legen keine Regeln fest, die jeder befolgen muss.“
Genderneutrale Mode: Wer sich’s leisten kann
Namhafte Brands wie Acne Studios, Burberry und Kenzo haben Flächen in der “One Way”-Abteilung angemietet. Diese Marken sind zwar sehr beliebt, aber definitiv nicht für jeden Menschen erschwinglich. Für einen Hoodie von Acne Studios werden immerhin 350 € fällig.
Günstigere Streetwear Brands in solche Konzepte zu etablieren, wäre eine folgerichtige Konsequenz aus der wachsenden Nachfrage nach genderneutraler Mode. Vor allem, weil der Streetwear Sektor derjenige war, der sich einer androgynen Frauenmode geöffnet hat.
Männer- & Frauenmode ist out
Der Trend geht eindeutig in Richtung geschlechtsneutrale Mode. Schon 2015 veröffentlichte das amerikanische Marktforschungsinstitut NPD (National Purchase Diary) Group das Ergebnis einer Untersuchung, die zeigt, dass einer der größten Trends in der Mode die Abkehr von geschlechtsspezifischer Kleidung sein wird:
„Die Hälfte der [Millennials] glaubt, dass Geschlecht auf einem Spektrum verortet ist und nicht auf Männer und Frauen beschränkt sein sollte. Einzelhändler und Hersteller, die diese wichtige Konsumentengruppe im Blick haben, täten also gut daran, sich die Kunden komplexer und vielfältiger vorzustellen. Sie sind mehr als nur männlich oder weiblich.“, so die NPD Group.
Es ist eindeutig, dass Daniëlle Catharis und Olivia Anthonys Vision von einer Streetwear Mode für alle nicht nur eine gute, sondern eine längst überfällige Idee ist. Wir freuen uns schon auf ihre zukünftigen Designs!
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