Trends kommen und gehen. Das trifft genau so auf die Modewelt wie die Tech-Welt zu. Letztes Jahr hat noch jede:r von NFTs geredet, heute reden alle von künstlicher Intelligenz, kurz KI. Durch Programme wie beispielsweise ChatGPT, Bard, Dall-E und auch Midjourney haben wir alle die Möglichkeit, mit den Bots ein wenig herumzuexperimentieren. Da die Modelle sich täglich „weiterentwickeln“ und besser werden, wollen viele Unternehmen jetzt mehr auf künstliche Intelligenz setzen. So auch in der Mode. Wie das aussieht, haben wir uns hier für dich angeschaut.
Unsere Autorin Johanna befasst sich mit Themen, die unsere Gesellschaft gerade beschäftigen. Ihre Recherchen und Artikel findest du unter dem Tag #wmnRecherchen!
Künstliche Intelligenz in der Mode: Wie kann man sich das vorstellen?
Künstliche Intelligenz an sich ist nichts Neues. Auch in der Modewelt wurde schon häufiger mit Artificial Intelligence herumexperimentiert, wie beispielsweise im Marketing in der Form von Models und Influencer:innen. Darunter fällt auch die virtuelle Influencerin und Musikerin, Lil Miquela, die seit 2016 virtuell existiert und bis dato 2,8 Millionen Instagram Follower:innen hat.
Im April 2018 hat Brud, ein in Los Angeles ansässiges und von McFedries geführtes Start-up, bekannt gegeben, dass es sowohl die Figur als auch den Instagram-Account erfunden hat. Davor war es vielen User:innen nämlich nicht klar, ob Miquela ein echter Mensch ist, oder nicht.
Der Hype um den Online-Avatar war groß. So hat sie Interviews an renommierte Magazine, wie beispielsweise Highsnobiety, der britische Guardian und The Cut, gegeben. Auch die Fashion-Welt war an dem Avatar interessiert. Im Jahr 2018 hat Miquela zum Beispiel den Instagram-Account des italienischen Designhauses Prada während der damaligen Fashion Week übernommen. Ein Jahr später wurde sie auch schon Teil einer Calvin Klein-Kampagne mit dem Supermodel Bella Hadid. Den Clip kannst du dir direkt hier anschauen.
KI im Fashion-Design und der Trendvorhersage
Natürlich wurde bis dato nicht nur in der Marketing-Welt von künstliche Intelligenz Gebrauch gemacht. Auch in der Designwelt lassen sich Künstler:innen von der KI inspirieren. So schreibt Forbes, dass Designer:innen mit KI-Algorithmen, die Trends vorhersagen und Kundenpräferenzen analysieren können. Das heißt, dass Modeunternehmen somit Designs entwerfen können, die bei ihrer Zielgruppe mit größerer Wahrscheinlichkeit beliebt sind. Somit wird das Risiko verringert, Designs zu produzieren, die sich schlecht verkaufen. Der Nachteil dieser Innovation ist natürlich, dass weniger riskiert wird und die Modewelt nicht mehr so eklektisch ist, wie sie mal war.
Dieses Phänomen sieht man vor allem in der Welt der Fast Fashion. Darüber hat sich auch schon Kim Kardashian aufgeregt. Sie hat das Unternehmen Fashion Nova kritisiert, da diese die Kleidung, die sie getragen hat, direkt auf ihrer Seite zum Verkauf angeboten haben – natürlich für einen viel geringeren Preis. Dieses Kopieren der Kleidung ist natürlich nicht nur ethisch nicht wirklich vertretbar, sondern wirft auch weitere Fragen auf. Woher weiß das Unternehmen, dass gerade dieses Kleid gut ankommen wird?
Natürlich kann man bei diesem Unternehmen nur vermuten, dennoch ist es nicht abwegig, dass Fast Fashion-Unternehmen künstliche Intelligenz genau für so etwas einsetzen. So hat Thomas Net eine Recherche veröffentlicht, in der gezeigt wird, dass bekannte Fast Fashion Unternehmen, wie beispielsweise Zara und H&M, Trends mit einer KI vorhersagen.
Künstliche Intelligenz auf den Laufstegegen
Wenn es um Mode geht, darf man natürlich nicht die Fashion Weeks in den Modemetropolen vergessen. Um den Einfluss künstlicher Intelligenz hier einsehen zu können, schauen wir uns mal die Berliner Fashion Week genauer an. So wurde auch dieses Jahr wieder das Metaversum von Yoona.ai, namens „Yoonaverse – The Berlin Metaverse„, vorgestellt. In diesem Metaversum werden realistische Darstellung eines digitalen Kleidungsstücks gezeigt.
So hat die CEO, Anna Franziska Michel, der Firma Yoona.ai gegenüber dem Fashion Network erklärt, dass sie mit ihrem Metaversum zeigen möchten, wie viel schon im Bereich der digitalen Mode möglich ist. Darunter fallen auch virtuelle und digitale Shows, wie zum Beispiel die folgende Gerry Weber-Show.
Bei der diesjährigen Fashion Week in Berlin hat das Start-up neben Web3-Shows und Showrooms auch hybride Veranstaltungen veranstaltet.
Die Fashion Week in Berlin ist allerdings nicht die einzige Fashion Week, die in die digitale Richtung geht. wmn hat mit den Veranstalter:innen der Tokyo Fashion Week geredet, um zu erfahren, wie digital die Fashion Weeks der Zukunft sind.
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Die Zukunft ist digital – auch in der Mode
Wie man sieht, ist unsere Zukunft auch in der Mode digital. Wir befinden uns zwar momentan in einer Phase, in der viel experimentiert wird. So hat auch das US-amerikanische Modeunternehmen Levi’s vor Kurzem verkündet, dass sie bald auf Models verzichten werden und anstelle ihre Kleidung mit künstlicher Intelligenz vorstellen werden. Sicher ist, dass wir uns mit dem Thema noch länger befassen werden.