An Nachhaltigkeit kommt im Jahr 2020 keiner mehr vorbei. Dabei solltest du dich dieses Jahr unbedingt eingehender mit deinen Kleidungsstücken beschäftigen. Denn diese werden dank Fast Fashion nicht nur gnadenlos überproduziert, sondern sind auch oft aus Plastik und verpesten die Umwelt. Wir zeigen dir, auf welche nachhaltigen Materialien du beim Kleiderkauf achten solltest.
Nachhaltige Materialien bei Kleidung
Wer sich im neuen Jahr etwas mehr Nachhaltigkeit vorgenommen hat, kann direkt im Kleiderschrank anjjfangen. Denn leider werden pro Jahr geschätzte eine Million Tonnen an Kleidung in Deutschland weggeschmissen. Reine Baumwolle wird kaum noch verwendet, sondern Stoffe aus Erdöl, die viel zu langsam verrotten und Plastik in die Umwelt abgeben.
Deshalb solltest du dir unbedingt beim nächsten Schaufensterbummel die kleinen Infozettel im Shirt anschauen, die dir verraten, aus welchen Materialien dieses gemacht ist. Ein nachhaltiger Gegentrend zum Konsumrausch ist übrigens Slow Fashion.
Diese Stoffe sind nachhaltig und nachwachsend
Wer seinen Kleiderschrank nachhaltiger gestalten will, der versucht, nachwachsende Materialien pflanzlichen Ursprungs zu nehmen, denn diese sind komplett abbaubar. Auch hier gibt es allerdings ein paar graue Schafe, die man vermeiden sollte.
- Baumwolle kommt von kleinen Pflanzen, die leider sehr viel Wasser braucht, um zu wachsen. Generell ist Baumwolle eine gute Wahl, besser ist Bio-Baumwolle, weil dort zumindest keine Pestizide genommen werden.
- Hanf ist der absolute Held unter den nachhaltigen Materialien, denn die Pflanze ist nicht anfällig für Insekten, braucht damit weniger Pestizide und gedeiht mit sehr wenig Wasser. Hanf ist etwas schwerer als Baumwolle und eher leinenartig. Das Beste: Er schützt vor UV-Strahlen und ist antimikrobakteriell.
- Leinen ist ein Produkt der Flachspflanze und schnell nachwachsend. Für leichte Sommerkleidung ist sie ideal, im Winter wärmt sie leider nicht genug. Wenn du auf Bio-Leinen setzt, müssen die Leinenbauern auf jegliche Pestizide verzichten.
- Jute wird aus den Fasern der Jutepflanze hergestellt und ist komplett biologisch abbaubar. Aufgrund seiner eher rauen Struktur eignet sie sich eher für Taschen, Beutel oder Arbeitskleidung.
- Soja in der Kleidung? Inzwischen gibt es verfahren, um aus Sojaprotein Stoffe für Kleidung herzustellen. Da der Anbau von Soja ebenfalls ein Faktor zur Rodung des Regenwaldes ist, solltest du auf nachhaltige Siegel achten.
- Viskose ist eine Mischung aus Naturfasern und Chemie und wird aus Baumresten gewonnen. Trotzdem sollte sie nicht die erste Wahl sein, denn es Bedarf vieler Chemikalien zur Herstellung. Besser ist zum Beispiel Lenpur-Viskose, denn diese wird nur von Baumresten genommen, die durch Zurückschneiden entstehen.
- Lyocell/Tencil/Modal ist die gute Alternative zu Viskose und wird genauso hergestellt. Allerdings wird auf alle chemischen Zusätze verzichtet. Damit ist der Stoff besonders umweltfreundlich.
- Seacell ist ein Produkt aus Algen. Angeblich soll das Tragen dieser Kleidung sogar einen verjüngenden Effekt haben, denn die Algen haben viele Mineralien und Spurenelemente in sich eingeschlossen.
- Bambus ist der am schnellsten nachwachsende Rohstoff der Erde und deswegen besonders nachhaltig. Versuche, reine Bambuskleidung zu kaufen und auf Gemische mit Viskose zu verzichten.
Diese Stoffe kommen von Tieren
Diese Stoffe sind zwar nicht per se schlecht für die Umwelt, du solltest aber unbedingt auf gute Qualität achten. Denn wenn Tiere und Billiganbieter involviert sind, kannst du dir vorstellen, wie diese gehalten werden. Niemand wird sich aufregen, wenn du in den Anden vom Dorfbauern selbstgestrickte Socken aus Alpacka-Wolle kaufst, aber Kaschmir von H&M solltest du unbedingt meiden.
- Fell: Yikes! Das solltest du ganz von deiner Liste streichen, denn es ist absolut unnötig in der häutigen Zeit und leider oft KEIN Nebenprodukt. Alte Erbstücke kannst du natürlich tragen, wenn du dich damit wohlfühlst, aber die Anschaffung von neuen Fellkleidungsstücken sollte ein Tabu sein.
- Leder: Obwohl Leder ebenfalls Tierhaut ist, ist es weit weniger verpönt. Das liegt daran, dass Leder tatsächlich größtenteils ein Abfallprodukt ist, außer du gönnst dir eine neue Kroki-Tasche.
- Wolle: Wolle ist ein Abfallprodukt der Schafe, wenn sie ihr Winterfell abwerfen. Leider ist das nicht mehr immer der Fall und Tiere werden übermäßig geschoren und das oft auf brutale Weise. Wenn dir Tierrechte am Herzen liegen, solltest du unbedingt Bio-Wolle kaufen.
- Kaschmir: Kaschmir ist ein Luxusstoff, der durch seine weiche Oberfläche besonders gern für Schals und kuschelige Pullover genutzt wird. Kaschmir kommt von den Unterbrusthaaren der Kaschmirziege. Diese lebt eigentlich nur in der Mongolei, doch dort sind viele Gebiete längst verdorrt und in vielen anderen Ländern wird Kaschmir in hohen Mengen „angebaut“. Leider gibt es keinen Bio-Kaschmir um die Tierhaltung zu kontrollieren.
- Seide: Schon vor der Römerzeit begannen die Menschen die Seidenraupen zur Herstellung von Seidenstoffen zu nutzen. Das führte dazu, dass es inzwischen keine frei lebenden Maulbeerspinner mehr gibt und sie ohne die Menschen nicht mehr Leben können. Die Raupen leben inzwischen nur noch knapp 4 Tage, legen bis zu 400 Eier und sterben dann. Dazu sind sie blind, können nicht mehr fliegen und auch keine richtige Nahrung mehr aufnehmen. Ein schönes Leben sieht anders aus. Wenn du Bioseide oder Bio-Wildseide kaufst, gehst du zumindest sicher, dass die Raupen natürliche Blätter mampfen, die frei von Schadstoffen und Hormonen sind.
- Wildseide und Peace Silk: Auch bekannt unter dem Titel vegetarische Seide, wird dieser Stoff aus den Kokons von Wildspinnern (einem Falter) gewonnen. Dieser lässt den Kokon nach der Verwandlung zum Schmetterling zurück und bleibt völlig unbeschadet.
- Polyactid: Oder auch Milchprotein genannt, wird aus den Proteinen von Kuhmilch gewonnen. Grundsätzlich ist der Stoff gut abbaubar, aber es gibt bessere Lösungen.
Diese Stoffe sind purer Plastikmüll
Diese Stoffe werden aus Erdöl hergestellt und dauern mehrere Jahrhunderte, um vollständig abgebaut zu werden. Leider besteht der Großteil der Kleidung aus diesen Stoffen. Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch für dich, denn kleine Mikroplastikteilchen nimmst du über die Haut und Atemwege in deinen Organismus auf. Mehr Infos zu Plastikbelastung und dem Klimawandel gibt es hier.
- Nylon: Als Nylon (Polyamid) im Jahr 1935 auf den Markt kam, gewann es schnell an Beliebtheit aufgrund seiner feinen Struktur, besonders in Form von Damenstrumfhosen. Leider wird Nylon komplett chemisch hergestellt und braucht knapp 60 Jahre, um sich abzubauen. Im Vergleich zu anderen Chemiefasern ist das noch recht wenig. Das neue Nylon 4 ist ein Gemisch ohne BPA und soll deshalb noch schneller abgebaut werden. Hydrophil zum Beispiel nutzt Nylon 4 für seine Bambuszahnbürsten.
- Polyester: Polyester wird aus Erdöl gewonnen und ist seit 1830 bekannt. Polyester kann auch aus Abfallprodukten, wie Plastikflaschen recycelt werden, nur dann kann man zu dem Kauf raten. Obwohl Polyester auch in der Natur vorkommt, ist es grundsätzlich nicht umweltfreundlich und braucht bis zu 500 Jahre, um zu verrotten. Es wird auch unter diesen Namen genutzt: Polarguard, Thermolite, Dacron, Diolen, Sorona, Terylene, Vestan und Grisuten. Übrigens wird Fleece auch aus Polyester hergestellt.
- Elasthan/Lycra/Spandex: Elasthan ist eine der dehnbarsten Fasern überhaupt und wird besonders gern für Bodysuits genutzt. Auch eng sitzende Jeans haben meist einen Elasthan-Anteil, um die Form zu behalten. Auch dieser Stoff braucht mehrere Jahrhunderte zum Verrotten.
- Acrylic: Acryl ist ebenfalls ein erdölbasiertes Produkt. Besonders gefährlich ist, dass es bei jedem Waschgang und Tragen Mikroplastik verliert und damit in die Umwelt gibt. Acrylic kann nicht recycelt werden und sollte unbedingt gemieden werden. Es ist übrigens auch an aufgeladenen Haaren schuld.
Fazit: Erst recyceln, dann plastikfrei nachkaufen
Wenn du jetzt völlig entsetzt vor dem Kleiderschrank stehst, weil fast alle deine Lieblingsteile Plastikanteile haben, dann schmeiße diese bitte NICHT weg! Denn dann wäre der Kauf noch umweltschädlicher. Trage alle deine Kleidungsstücke so lang du kannst oder verkaufe gut erhaltene Stücke auf kleiderkreisrl oder Kleidertauschparties weiter.
Erst wenn du wirklich ein neues Stück brauchst, solltest du shoppen gehen. Achte dabei auf möglichst pflanzliche Fasern oder zumindest recycelte Materialien. Noch mehr Tipps zu nachhaltigen Verpackungen oder einem nachhaltigen Büro gibt es hier.