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Tradwives: Was steckt hinter dem gefährlichen Social-Media-Trend?

Hast du schon mal von dem Begriff „Tradwives“ gehört? Wieso dies ein gefährlicher Trend auf Social Media ist.

Tradwives: Frau in der Küche
Tradwives wollen sich zu Hause um den Haushalt kümmern. Foto: Westend61 via Getty

Hast du schon mal von dem Begriff Tradwife gehört? Darunter kann man sich eine Frau vorstellen, die es vorzieht, eine traditionelle Rolle in der Ehe einzunehmen. In den sozialen Medien ist der Trend Tradwives immer wieder in aller Munde, weil es zu einer Anti-feministischen Bewegung geworden ist. Was viele Frauen und Expert:innen so gefährlich an diesem gefeierten Lebensstil finden, erfährst du hier.

Tradwives: Was ist das?

Der Begriff baut sich aus den zwei englischen Wörtern „Traditional“ und „Wive“ zusammen. Man versteht darunter eine Subkultur in der heutigen westlichen Kultur, in der üblicherweise eine Frau an traditionellen Geschlechterrollen und Ehen festhält.

Sie präsentieren sich in Vintage-inspirierten Outfits, die oft an die 1950er Jahre erinnern, und zeigen häusliche Tätigkeiten wie Kochen, Putzen und Kinderbetreuung. Auf Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube teilen sogenannte „Tradwives“ ihren Alltag als moderne Hausfrauen. Prominente Influencerinnen wie die deutsche Nara Smith und die Amerikanerinnen Estee Williams und Hanna Neeleman erreichen mit ihren Inhalten Millionen von Follower:innen.

Viele Tradwives sind der Überzeugung, dass sie durch die Wahl einer häuslichen Rolle in ihrer Ehe die Rechte der Frauen nicht opfern. Auf diese Weise kann sie die Bedürfnisse ihrer Familie besser erfüllen. Menschen, vor allem Frauen, die sich als Tradwives sehen, sind oft negativ gegenüber dem Feminismus eingestellt.

Die Subkultur der „traditionellen“ Ehefrau besteht meistens aus heterosexuellen Frauen. Diese vertreten die traditionellen Werte der Vergangenheit. Sie schätzen es, Hausfrauen zu sein, während ihre Ehemänner arbeiten. Im Allgemeinen ist an dieser Einstellung nichts auszusetzen, solange die Frau diese Entscheidung selber getroffen hat und damit zufrieden ist.

Für viele Frauen hat auch das Aussteigen aus dem Berufsleben, Ehefrau und Mutter zu werden, nichts mit politischen Agenden zu tun. Es geht für viele um persönliche Vorlieben und ein ausreichendes Maß an finanziellen Privilegien.

Dennoch wurde das Phänomen Tradwife unter anderem von dem politisch rechten Spektrum und der Alt-Right übernommen.

Was ist die Alt-Right?
Die Alt-Right ist eine aus den USA rechtsgerichtete ideologische Bewegung. Sie zeigt sich durch die Ablehnung der Mainstream-Politik und die Nutzung von Online-Medien zur Verbreitung provokativer Inhalte aus. Diese richten sich häufig gegen die Gleichberechtigung der Ethnien, Religionen oder Geschlechter.

Tradwives und der Extremismus

Auf den Sozialen Netzwerken tummeln sich junge Mädchen herum, die verkünden, dass Frauen nicht arbeiten müssen. Stattdessen sollten sie Tage damit verbringen, auf der Wiese zu liegen, Bücher zu lesen und Obst zu essen, während die Männer harte Arbeit verrichten. Laut dieser Frauen hat der Feminismus die „natürliche Ordnung“ der Dinge ruiniert. Die gute Zeit war diese, als Männer noch Männer und Frauen noch Frauen waren. Zu dieser Zeit hatten auch nur weiße, heterosexuelle Männer Rechte.

Neben dem Träumen von einem Leben ohne Arbeit ist in die Tradwife Bewegung in den USA auch eine Gruppe weißer nationalistischer Frauen. Diese propagieren die „Tugenden des Zuhause seins, der Unterordnung unter die männliche Führung und des Gebärens vieler Kinder“.

Laut Frontiersin behaupten diese Alt-Right-Frauen, der Feminismus habe weiße Frauen im Stich gelassen und der Möglichkeit beraubt, einen männlichen Versorger, eine glückliche Familie und ein schönes Zuhause zu haben. „Diesem Narrativ zufolge bestätigt die #MeToo-Bewegung nur die gefährliche Welt, die der Feminismus für Frauen geschaffen hat. Eine Welt, in der Männer uns nicht mehr für unsere Weiblichkeit und Fruchtbarkeit respektieren“, schreibt Laura Smith in The Cut.

AfD-Post der „modernen ‚befreiten‘ Feministin“ und der traditionellen Frau

Die AfD will immer wieder mit einem Bild auf Social Media den Unterschied zwischen dem Feindbild, der Feministin, und der Tradwife verdeutlichen. Das Bild hat sich die Partei bei der Gruppe konservativer Frauen namens – wer hätte es gedacht – Tradwives, geklaut.

Auf dem originalen Bild ist die blauäugige, blondhaarige Frau, die traditionelle Ehefrau. Auf der anderen Seite wird eine Karikatur einer „befreiten Feministin“ dargestellt. Die Feministin wird verspottet, die Tradwife gefeiert.

Der Tradwife werden Eigenschaften zugeschrieben, die in dieser Szene als besser angesehen sind als die der feministischen Karikatur. Darunter fällt, dass sie über ihre europäischen Wurzeln Bescheid weiß und ihre Familie, ihre Ethnie und ihr Land liebt.

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Kritische Stimmen sehen in diesem Trend problematische Aspekte

Die Tradwife-Bewegung wirft kritische Fragen auf und stößt auf Bedenken von Expertinnen.
Sie warnen vor einem möglichen Rückschritt bei der Gleichberechtigung und der Gefahr, überholte Geschlechterrollen zu romantisieren. Ein besonders gravierendes Risiko stellt die finanzielle Abhängigkeit dar, die langfristig zu Altersarmut führen kann

Frauen, die sich ausschließlich auf die Rolle als Hausfrau und Mutter konzentrieren, verzichten oft auf eine eigenständige Altersvorsorge und sind im späteren Leben finanziell verwundbar.

Besorgniserregend sind auch die von Cécile Simmons, Forscherin am deutschen Institut für strategischen Dialog, festgestellten Verbindungen einiger Tradwife-Accounts zu rechtsextremen Gruppen. Dies deutet auf eine mögliche Instrumentalisierung der Bewegung für politische Zwecke hin.

Zudem entspricht die Darstellung des Tradwife-Lebens in sozialen Medien häufig nicht der Realität. Die oft idyllisch inszenierten Bilder und Videos vermitteln ein unrealistisches Bild des Alltags und können insbesondere junge Frauen in die Irre führen. Es ist wichtig, diese Inhalte kritisch zu hinterfragen und sich der möglichen Konsequenzen einer solchen Lebensweise bewusst zu sein.

Die Finanzexpertin Anne Connelly warnt im ntv.de-Interview: „Frauen haben jahrelang für ihre Rechte und Gleichberechtigung gekämpft – für Equal Pay und faire Verteilung der Care-Arbeit. Und jetzt erleben wir einen Trend, der uns wieder zurück in die 50er-Jahre schickt.“

Geschäftsmodell Tradwife

Und hinter den perfekt inszenierten Videos steckt auch häufig ein Geschäftsmodell. Viele Tradwife-Influencerinnen verdienen durch Sponsoring und Kooperationen ihr Geld. Statt Hausfrauen-Arbeit besteht der Alltag dort eher aus Videodreh und -schnitt. Aspekte, die in den Beiträgen meist nicht gezeigt oder erklärt werden.

Quellen: tagesschau.de, ntv.de, ZDF, Euronews, New York Times, The Cut, Frontiersin