Der Countdown läuft, der Urlaub naht – und mit ihm zahlreiche Geschichten und Mythen, die sich um das Thema Fliegen ranken. Von kuriosen Gesetzen bis hin zu bizarren Traditionen: Das schreit nach einem Faktencheck.
Cordula Pflaum ist Ausbildungspilotin bei Lufthansa und hat uns die lustigsten und interessantesten Fakten rund ums Fliegen verraten. Hier sind sieben Dinge, die euch garantiert überraschen werden!
1. Kapitän und Co-Pilot bekommen nicht das gleiche Essen
Immer wieder taucht die Frage auf, ob Pilot und Co-Pilot während eines Fluges tatsächlich unterschiedliche Gerichte serviert bekommen. Cordula Pflaum klärt auf: „Ja, das stimmt. wir bekommen im Cockpit nie das Gleiche zu essen. Dies dient dazu, das Risiko zu minimieren, dass beide Piloten gleichzeitig aufgrund von eventuellen Lebensmittelvergiftungen arbeitsunfähig werden.“
Eine feste Regelung ist dies jedoch nicht, es handelt sich vielmehr um eine Sicherheitsempfehlung. Deshalb wählen manche Fluggesellschaften stattdessen alternierende Essenszeiten für die Piloten. Auf diese Weise agiert einer der Piloten als eine Art Vorkoster, der im Zweifelsfall seinen Kollegen alarmieren kann.
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2. Ein Flugzeug stürzt nicht ab, wenn ein Triebwerk ausfällt
Ja, du kannst aufatmen: Dieser Fakt stimmt! „Ich bekomme jedes Flugzeug gelandet. Solange keine größeren Teile, wie z. B. ein Flügel fehlen, stellt das noch kein größeres Problem dar.“ Moderne Verkehrsflugzeuge sind in der Regel mit zwei oder mehr Triebwerken ausgestattet.
Das funktionierende Triebwerk zusammen mit unterstützenden Systemen gewährleistet, dass das Flugzeug weiterhin stabil ohne Neigung fliegen kann. Cordula ergänzt: „Allerdings ist es ratsam, dass der betroffene Flug eine zeitnahe Landung anstrebt, weil der zusätzliche Luftwiderstand einen erhöhten Treibstoffverbrauch bedeutet und somit die Flugreichweite verringert wird.“
3. Die Wassertanks werden selten gereinigt
Immer noch schwirren wilde Gerüchte umher, ob man auf Kaffee und Tee in der Luft nicht lieber verzichten sollte. „Davon hab ich in meinen 30 Jahren Karriere noch nie gehört.“ lacht Cordula. „Ich trinke sehr viel und sehr gerne Kaffee und hatte noch nie ein Problem.“ Auch wenn dieser Fakt nicht ganz stimmt: Wer einen empfindlichen Magen oder ein schwaches Immunsystem hat, sollte trotzdem lieber auf einen abgepackten Saft zurückgreifen.
4. Fliegen auf jedem Flug Leichen und Organe mit?
Der Code „Jim Wilson“ wird von American Airlines-Piloten verwendet, um Verstorbene zu bezeichnen, die im Frachtraum mitfliegen – eine Praxis, die auf Linienflügen üblicher ist, als Passagiere vermuten. Dieser Name stammt vom Hersteller der genutzten Särge.
International betrachtet, nutzt die Flugbranche den weniger persönlichen Begriff „hum“ für „human remains“. Ein weiterer Code ist „Hugo“ für „human gone“. Außerdem werden auf Linienflügen gelegentlich Spenderorgane transportiert. Cordula Pflaum selbst hat noch nicht viele Flüge dieser Art gehabt: „Bei den Millionen Flugzeugen, die täglich abheben, ist so ein Vorkommnis eher selten.“
5. Was passiert WIRKLICH, wenn der Flugmodus nicht an ist
Entwarnung: Abstürzen wird dein Flugzeug sicher nicht, nur weil einige Personen den Flugmodus nicht eingeschaltet haben. „Ach, das werden die wenigsten wirklich einstellen.“, sagt Cordula Pflaum. Es handelt sich dabei eher um eine empfohlene Sicherheitsmaßnahme und weniger um eine Pflicht. „Es können in seltenen Fällen Störungen bei den Maschinen auftreten, die durch die Handy-Frequenzen entstehen.“ Selbst erlebt, habe sie dieses Phänomen aber auch noch nicht.
6. Klatschen nach dem Flug: Ja oder Nein?
Die einen machen es noch, die anderen können nur darüber lachen: Klatschen nach einer Flugzeuglandung. Cordula selbst sieht das so: „Ich denke, es ist einfach menschlich. Viele haben nun mal Angst vor dem Fliegen und freuen sich umso mehr, wieder auf dem Boden zu sein. Zusätzlich zeigt es, dass der Service gut war. Ich glaube, die Crew freut sich schon darüber. Wir im Cockpit hören es allerdings nicht, also für die Pilot:innen ist das Klatschen eher überflüssig.“
7. Trinkt die Crew auch so gerne Tomatensaft?
Statistiken zufolge nimmt unsere Geschmackswahrnehmung für Salz an Bord eines Flugzeugs um 20 bis 30 Prozent ab, auch die für Süßes sinkt um 15 bis 20 Prozent. Dennoch bleibt unser Sinn für fruchtige Aromen auch in der Luft weitgehend intakt. Aus diesem Grund entpuppt sich Tomatensaft in der Kabine als besonderes Geschmackshighlight, wobei derselbe Saft am Boden oft als zu stark gewürzt oder zu intensiv empfunden wird. Cordula lacht: „Ja, auch ich liebe Tomatensaft. Aber nur in der Luft. Das ist einfach ein echter Klassiker. Neben Kaffee trinkt ihn auch die Crew sehr gerne.“