„Was wären die Menschen ohne die Frauen? Rar, sehr rar.“ Schon Mark Twain wusste damals, dass die Welt Frauen braucht – in vielerlei Hinsicht. Was wäre zum Beispiel der Interior- und Architektur-Bereich ohne die klugen Köpfe von Frauen, die mit ihren Ideen und Designs die Welt revolutionierten und auf einen neuen Stand brachten?
Zum Weltfrauentag wollen wir im Folgenden deshalb fünf Frauen ehren, die eine riesige Leistung im Interior- und Architektur-Bereich geleistet haben.
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Unsere Autorin Anika ist Expertin, wenn es darum geht, die neusten Interior- und Living-Trends von TikTok, Instagram und Co. in ihren eigenen vier Wänden umzusetzen. Diese Tricks und Tipps gibt sie auf wmn und auch im echten Leben mit viel Liebe zum Detail weiter.
1. Dorothy Draper (1889-1969)
Beginnen wollen wir unsere Liste zum Weltfrauentag mit einer Pionierin des Innendesigns: Dorothy Draper. In einer Zeit, in der wir uns vom Minimalismus abwenden und den Maximalismus willkommen heißen, sind die Ideen von Dorothy Draper aktueller denn je. Mit ihrem anti-minimalistischen Stil, üppigen Farben und großen Drucken, die ganze Wände einnehmen, zeigte sie der Interior-Welt damals, wie toll der Maximalismus in unsere vier Wände passt.

Zum Interior-Design kam sie durch die Käufe und Verkäufe diverser Häuser zusammen mit ihrem Ehemann George Draper. Durch die neuen vier Wände hatte sie oft die Möglichkeit, alles umzudekorieren. Und das gefiel ihren High Society-Freund:innen so sehr, dass sie Dorothy schon bald nacheiferten.
Sie war eine Ikone des Regency-Stils, prägte den „Modern Baroque“-Stil und wusste Opulenz und Glamour zu schätzen. Besonders berühmt ist ihr Tapeten-Design „Brazilliance“. Das Bananenblatt-Sujet gilt als „Urmutter exotischer Wandgestaltung“, wie Falstaff schreibt.
2. Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000)
Margarete Schütte-Lihotzky war eine österreichische Architektin und Designerin und gleichzeitig die Mutter der 1927 entstandenen „Frankfurter Küche“. Diese stellt sie mit folgenden Worten vor:
Jede denkende Frau muss die Rückständigkeit bisheriger Haushaltführung empfinden und darin schwerste Hemmung eigener Entwicklung und somit auch der Entwicklung ihrer Familie erkennen.
Peter Noever (Hrsg.): Die Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky. Berlin (Ernst & Sohn Verlag) 1993
Die Frankfurter Küche gilt als die erste, moderne Einbauküche, wodurch diese eine revolutionäre Entwicklung im Bereich der Inneneinrichtung ist. Margarete Schütte-Lihotzky wollte mit diesem Küchen-Design die Arbeit für Frauen erleichtern – und das sollte heute, zum Weltfrauentag, geehrt werden.
Und das mit Erfolg. Die Frankfurter Küche wurde in über 10.000 Wohnungen eingebaut. Danke ihrer effizienten und funktionalen Denkweise ging Margarete Schütte-Lihotzky in die Geschichte des Interior-Bereiches ein. Zudem engagierte sich die Architektin für sozialen Wohnbau; sie war vor allem Expertin für Kinderbauten. Ihr Werk zeichnete sich durch klare Linien, schlichte Formen und industrielle Materialien aus, wodurch die Designs zeitlos sind.
3. Elsie de Wolfe (1865-1950)
Elsie de Wolfe gilt als die erste Innenarchitektin überhaupt. Laut Barnebys war „[d]er Geschmack und die Vision von Elsie de Wolfe […] das Ende der klassischen viktorianischen Interieurs und die Geburt eines neuen Stils“. Die „Grande Dame des modernen Einrichtens“ wandelte sich von einer Theater-Schauspielerin zu einer echten Koryphäe im Interior-Bereich.
Mit ihren revolutionären Ideen befreite sie ihre Kund:innen von der Dunkelheit, die von den dicken Vorhängen in den Palästen der damaligen Zeit ausging. Laut ihrer Autobiografie brachte sie „Optimismus und helle Farben“ in die Einrichtung ihrer reichen Klient:innen.
„Bequeme Stühle mit Lichtern daneben, offenes Feuer im Ofen und Blumen, Spiegel und Sonnenschein in allen Räumen“ – das waren die wichtigsten Dinge für Elsie de Wolfe. Zudem war sie laut Architectural Digest ein Fan von „verspiegelten Wänden, Chinoiserie, Teppichen mit Tiermotiven, Regency- und Chippendale-Mustern und der Farbe Beige“.
4. Kelly Wearstler (geb. 1967)
Ein Interior-Star der Neuzeit ist die amerikanische Innenarchitektin und Designerin Kelly Wearstler. Ihr skulpturaler und luxuriöser Designstil wird von vielen geschätzt und geliebt. Dieser macht sie unter anderem, zu einer der einflussreichsten Innenarchitektinnen der Gegenwart macht.
Durch die Erforschung von Materialität, Farbe, Formen und einer intuitiven Gegenüberstellung von Zeitgenössischem und Vintage, Architektonischem und Organischem, Grafischem und Instinktivem bereichert sie jeden Raum mit einer Fülle von Erfahrungen.
kellywreastler.com
Neben ihrem Hauptberuf als Innenarchitektin schrieb sie mittlerweile schon fünf Bücher, in denen sie Ratschläge zum Thema Interior und Inneneinrichtung gibt. Hier zeichnet sich auch ihr, wie sie ihn selbst beschreibt, „romantischer“ Stil ab, welcher sich unter anderem auch durch eine opulente und avantgardistische Raumgestaltung manifestiert. Außerdem bedient sich Kelly Wreastler einer eher stark naturbeeinflussten Farbpalette, was dazu führt, dass ihre Designs immer irgendwie zeitlos bleiben werden.
5. Zaha Hadid (1950-2016)
Die irakisch-britische Innenarchitektin und Designerin Zaha Hadid ist eine weitere Visionärin im Architketur- und Interior-Bereich. Das aw-Magazin bezeichnet sie als „Vordenkerin des Dekonstruktivismus“. Mit diesem Stil ist der Anspruch einer Ablösung der Postmoderne und einer Dekonstruktion mit einer erneuten Konstruktion gemeint – und genau das war Zaha Hadids Philosophie.
Ihr Familienhaus in Bagdad war eines der Ersten, welches im Bauhaus-Stil errichtet wurde. Weltweit bekannt wurde sie für ihre avantgardistischen Designs und ihren Stil, der sich rund um organische Formen, fließende Linien und dynamische Strukturen dreht. Ihre Werke, zu denen unter anderem das Guangzhou Opera House und das Heydar Aliyev Center gehören, brechen mit „konventionellen architektonischen Konventionen“, wie auch Falstaff zum Weltfrauentag berichtet.
Quellen: Wikipedia, Falstaff, Werkbund Archiv Museum der Dinge, Barnebys, AD, aw-Magazin