Es ist ein kleiner aber feiner Unterschied, ob man seine:n Partner:in bei sich haben möchte oder ob man den oder die andere bei sich braucht. Also sich richtig braucht, weil es ohne den oder die andere nicht mehr geht. Weil man sich verzehrt nach dem anderen Part. Weil man nicht allein einschlafen kann. Weil man sich ständig sorgt. Wer dieses Level erreicht hat, ist höchstwahrscheinlich in einer emotionalen Abhängigkeit zum:r Partner:in gefangen. Ab wann diese Abhängigkeit bedenklich wird und wie man sich seine Selbstständigkeit wieder erkämpft, liest du hier.
Was dich zum Thema „Emotionale Abhängigkeit“ erwartet
Was meint emotionale Abhängigkeit in Beziehungen?
Liebe kann nicht in das Korsett einer Definition gedrängt werden, weil sie für jede:n etwas anderes bedeutet. Doch für viele bedeutet sie, nicht ohne den anderen leben zu können. Was jetzt so kitschig und romantisch klingt, als könnte es jeder Hollywood-Liebeskomödie die Kirsche aufsetzen, kann allerdings auch zum Problem werden – und zwar dann, wenn einer der beiden Parts tatsächlich nicht ohne den oder die andere:n leben kann.
Bis zu einem gewissen Grad ist diese emotionale Abhängigkeit zum:r Partner:in zwar wichtig und schützt die Liebe wie auch das Vertrauen in einer Beziehung. Doch sobald ein Ungleichgewicht entsteht, weil einer dermaßen abhängig ist, dass er sich gar selbst aufgibt, kann das zum Problem werden und die Beziehung stark belasten.
Emotionale Abhängigkeiten können per se in jeder zwischenmenschlichen Beziehung auftreten, sind jedoch in der Paarbeziehung, aber auch noch nach der Trennung besonders häufig. Meist liegen eine Persönlichkeitsstörung oder Erfahrungen aus früheren Beziehungen wie auch der Kindheit der extremen Abhängigkeit zugrunde. Wir haben vier Punkte für dich gesammelt, wie sich eine emotionale Abhängigkeit zum:r Partner:in äußern kann:
1. Du suchst ständig nach Bestätigung
Wer von seinem:r Partner:in abhängig ist, kann kaum Spaß ohne ihn:sie empfinden und wünscht sich daher, permanent bei ihm:ihr zu sein. Gleichzeitig entsteht allerdings das Gefühl, den Ansprüchen des anderen nie gerecht zu werden.
Der Wunsch nach ständiger Bestätigung soll dieses Gefühl wiederum nehmen. Der:die Partner:in dient in einer abhängigen Beziehung als Korrektiv: Er:Sie soll eigene Unsicherheiten und das geringe Selbstwertgefühl kompensieren.
2. Du hast Angst, verlassen zu werden
Die Angst, verlassen zu werden, schwingt dabei stets unterbewusst mit und artet nicht selten in ein unterwürfiges Verhalten aus, sodass dem:der Partner:in zuletzt nicht mal mehr widersprochen wird.
Die emotionale Abhängigkeit hat sodann auch typische Merkmale einer Sucht, beispielsweise durch den gefühlten Kontrollverlust und die Entzugssymptome, die mit Hilflosigkeit einhergehen.
3. Du möchtest alles kontrollieren
Betroffene klammern häufig, werden von ihrer Eifersucht überrannt und versuchen, die Kontrolle zu behalten, indem sie jeden Schritt des anderen überwachen. Vom ständigen Hinterfragen, wo der:die Partner:in sich aufhält, bis hin zum digitalen Stalking in den sozialen Netzwerken, werden keine Kontrollmöglichkeiten gescheut.
Weiterlesen: Wie du Eifersucht bekämpfen kannst, erfährst du hier.
4. Du gibst dich selbst komplett auf
Der starke Bezug zum:zur Partner:in hat in besonders ausgeprägten Fällen die komplette Selbstaufgabe zur Folge: Freund:innen und eigene Interessen werden hinter sich gelassen, was im Umkehrschluss die Angst vor Zurückweisung noch erhöht, weil das soziale Sicherheitsnetz schwindet. Wer sich bereits an diesem Punkt sieht, sollte in jedem Fall eine Therapie in Anspruch nehmen.
Mache den Selbsttest: Bin ich emotional abhängig?
Um die Frage nach deiner emotionalen Abhängigkeit zu beantworten, musst du dir nur fünf einfache Fragen stellen. Beantwortest du vier davon mit Ja, kann es helfen, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um wieder ganz zu dir zu finden.
- Hast du ständig Angst davor, bald verlassen zu werden?
- Ordnest du deine eigenen Wünsche denen deines Partners oder deiner Partnerin unter?
- Du hast außerhalb der Beziehung keine eigenen Freunde?
- Trifft dein:e Partner:in die Entscheidungen für dich?
- Du hast neben deiner Partnerschaft keine eigenen Ziele im Leben?
Wege aus der emotionalen Abhängigkeit
Eine gesunde Beziehung lebt davon, dass zwei selbstständige Menschen ein Team bilden. Nicht, dass der eine das Anhängsel des anderen wird. Du möchtest eine funktionierende Beziehung? Dann wirst du nicht umhinkommen, zunächst an dir selbst zu arbeiten. Diese Arbeit kann dir niemand abnehmen, erst recht nicht dein:e Partner:in.
Apropos Partner:in: Suche die Kommunikation mit ihm:ihr und erkläre, wie du dich fühlst. So klären sich einige Verhaltensweisen, die dem anderen mit Sicherheit nicht entgangen sein werden und ihr könnt gemeinsam nach vorne schauen. Er:Sie kann für dich da sein und dich unterstützen, doch nur bis zu einem gewissen Punkt.
Denn vor allem brauchst du Zeit mit dir, aber auch Zeit für Hobbys und Freund:innen. Baue dir ein eigenes Leben neben deiner Beziehung auf und setze klare Grenzen zwischen den Bereichen. Verbiete dir auch, Kontrolle auf den persönlichen Bereich deines Partners auszuüben. Zuletzt geht es darum, deinen eigenen Wert zu kennen und an deinem Selbstvertrauen zu arbeiten.
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