Ich liebe meine Freunde. Einige von ihnen begleiten mich schon mein Leben lang und andere erst seit Kurzem. Wenn wir einen Menschen kennenlernen, der auf der gleichen Welle schwimmt, mit dem wir lachen, weinen, tanzen und Pläne schmieden können, ist das ein beflügelndes Gefühl.
Es ist der Start einer Beziehung, die manchmal ein Leben lang hält und manchmal eben nicht. Wenn eine Freundschaft auseinanderbricht, kann das verdammt wehtun, ähnlich wie beim Ende einer Liebe. Wie erkenne ich den Unterschied zwischen Freundschaftskummer und Liebeskummer?
Freundschaft oder Liebe: Was bereitet mehr Kummer?
Freundschaft ist wie Liebe
Liebeskummer tut weh, das weiß jede:r, der oder die schon einmal verliebt war. Doch ein Gefühl, was auch schon die meisten Menschen erlebt haben, was aber viel weniger Aufmerksamkeit und gefühlt deswegen auch weniger Daseinsberechtigung hat, ist Freundschaftskummer.
Freundschaft ist wie Liebe. Das sagt zumindest Psychoanalytiker Saverio Tomasella in einem Interview im Psychoscope 2019. Freundschaften können genauso stark, leidenschaftlich, intensiv, dauerhaft und intim sein wie Liebesbeziehungen. Ein entscheidender Unterschied ist, dass es in Freundschaften keine Sexualität gibt, abgesehen von der altbekannten Freundschaft plus Verbindung. Aber bei der Liebe in einer Freundschaft geht es um etwas anderes als um Sex.
Freundschaft auf den ersten Blick
Genau wie beim Verlieben kann sich eine Freundschaft auch „auf den ersten Blick“ bilden. Und dasselbe gilt für das Ende der Freundschaft, die häufig mit großem Schmerz einhergeht. Freundschaften können aber auch sehr viel langsamer entstehen: Wenn wir regelmäßig mit jemandem Zeit verbringen und uns nach und nach bewusst wird, dass wir diesen Menschen wirklich mögen.
Kumpel:innen sind nicht gleich Freund:innen
Kumpel:innen oder Kolleg:innen sind Menschen, mit denen wir uns gut fühlen und die wir in einer Gruppe als angenehm empfinden. Aber diese Beziehungen bleiben oberflächlich und hängen von den äußeren Umständen ab. Mit Freunden hingegen können wir uns so geben, wie wir sind, und über unsere Zweifel und Bedenken sprechen. Bei Freundschaften ist die Beziehung intimer und deswegen spricht man auch nicht bei jeder verloren gegangenen Bekanntschaft von Freundschaftskummer.
Warum enden manche Freundschaften?
Freundschaften sind grundsätzlich etwas sehr Positives. Doch Freundschaften in ihrer konkreten Ausprägung können genauso wie Liebesbeziehungen toxisch oder destruktiv sein. Dies kann sehr schmerzhaft und schwierig werden. Beispielsweise können zwei morbide Charaktere ihre psychischen Krankheiten über die Freundschaft ausleben. Was aber am meisten Probleme bereitet, ist die Manipulation.
Manche Menschen sind manipulativ, weil sie den anderen ununterbrochen brauchen oder weil sie Frustration nicht aushalten können. Besonders ehrliche, nette und hilfsbereite Menschen sind für sie leichte Beute. Es kann lange dauern, bis derjenige, der den Freund vorspielt, entlarvt wird.
Das Ende muss nicht immer schmerzhaft sein
Manche Freundschaften enden aber auch behutsam: Sie laufen aus. Man spricht weniger miteinander, man sieht sich seltener. Das heißt nicht, dass man die Freundin oder den Freund nicht mehr mag, sondern dass das Leben einfach weitergegangen ist. Die Freundschaft bleibt in guter Erinnerung.
Manche Freundschaften enden jäh, entweder, weil sich der Freund verraten fühlt, oder weil die Freundin eine Seite von sich zeigt, die nicht zu den Werten des anderen passt. Beispielsweise, wenn plötzlich homophobe oder rassistische Sprüche fallen.
Egal, ob Freundschaft oder Liebe: Trennungsschmerz muss man zulassen
Mit Freund:innen hat man also selten den „Ich mache Schluss“ Moment. Trotzdem, oder gerade deswegen ist es wichtig, Trennungsschmerz zuzulassen. Das, was man fühlt, zu benennen als Freundschaftskummer. Es gibt eben nicht die Filme, die sich nur darum drehen, dass sich zwei Freund:innen trennen und was dann mit den Protagonist:innen passiert.
Welche Mechanismen ihnen geholfen haben, um über die Trennung hinwegzukommen und ab welchem Zeitpunkt es einem wieder besser geht, lernen wir nicht in schnulzigen Serien. Also müssen wir es selbst herausfinden, was verdammt anstrengend sein kann. Gut, dass manche Freundschaften dann doch ewig halten.