Ich will nicht lügen: Meine mentale Gesundheit ist in den dunklen Monaten an ihrem Tiefpunkt. Ich bin ein absolutes Sommerkind und ziehe die meiste Energie aus hellen, warmen und freundlichen Tagen. Wird es dunkel und kalt, geht es auch mit meiner Psyche bergab – Herbstblues lässt grüßen!
Ich habe Mitte September Geburtstag und wo viele diesen Monat schon als Herbst pur ansehen, bestehe ich darauf, dass ich im Spätsommer Geburtstag habe. Doch als ob meine Freundinnen wissen würden, dass für mich eine harte Zeit naht, schenkte mir eine sehr liebe und wertvolle ein tolles Buch zum Geburtstag, welches mich seitdem täglich beschäftigt: Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte von Jorge Bucay.
Mentale Gesundheit und Literatur: So können Bücher helfen
Ich war schon immer jemand, der mit mentaler Gesundheit Probleme hatte. Aufgrund dieser Probleme habe ich auch häufig mit ‚Eskapismus‚ in Form von Flucht in Büchern zu tun. (Ich wollte zuerst ‚zu kämpfen‘ schreiben, aber seien wir ganz ehrlich: Literatur und Romane insbesondere haben mir schon immer geholfen, ein wenig meinen Problemen zu entfliehen.)
Das bedeutet nicht, dass ich sie durch das Lesen vergesse oder mich ihnen nicht stelle. Aber manchmal braucht man einfach eine Auszeit vom Leben und Lesen war schon immer diese Auszeit für mich. Außerdem gibt es mittlerweile immer mehr Bücher auf dem Buchmarkt, die sich mit Themen rund um mentale Gesundheit beschäftigen und ihre Charaktere dadurch nahbarer machen. Ich kann mich mehr in eine Protagonistin hineinversetzen, die selbst mit Panikattacken zu tun hat, als mit jemandem, dessen Leben einfach komplett problemfrei ist – denn DAS gibt es wirklich nur in Büchern.
Ich fühle mich durch solche Bücher, die sich um mentale Gesundheit drehen, gesehen. Und ich weiß, dass es vielen anderen auch so geht. Repräsentation von Minoritäten in Büchern werden immer wieder unterschätzt, allerdings geben sie Menschen wie mir so viel und lassen mich auch noch Dinge über mich selbst lernen, die ich vielleicht vorher gar nicht so gesehen habe – und genau das macht Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte auch.
„Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte“: Zwischen Therapiesitzungen & Lebensweisheiten
Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte ist kein gewöhnliches Buch, beziehungsweise kein gewöhnlicher Roman. Es gibt eine Rahmenhandlung, die sich um Demian dreht, welcher mit seinen Problemen und Ängsten nicht mehr weiter weiß und in einer Therapie bei Psychoanalytiker Jorge Hilfe sucht. Und dieser weiß, wie er Demian Antworten liefern kann: mit Geschichten.
Sagen der klassischen Antike, Märchen aus aller Welt, sephardische Legenden, Sufi-Gleichnisse, Zen-Weisheiten aus Japan und China – der Geschichtenfundus von Jorge kennt keine Grenzen. Jede Therapiestunde aka jedes Kapitel beinhaltet eine Geschichte, die nicht nur eine in diesem Sinne ist, sondern auch eine Lebensweisheit, die einen erst einmal über das metaphorisch Gesagte nachdenken lässt.
Oft bekommen die Leser:innen durch die Gedanken von Demian dann mit, in welchem Lebenskontext diese Geschichten, Fabeln und Sagen stehen und wie man sie auf das eigene Leben anwenden kann. Und ganz ehrlich: Jede einzelne Geschichte hat mich tief in meinem anderen getroffen. Wie eine andere Freundin, die das Buch ebenfalls gelesen hat, zu mir meinte: „Willkommen bei einem Einblick in meine Seele.“
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Wie „Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte“ helfen kann, Antworten auf die Fragen des Lebens zu finden
Ich bin ein Mensch, der manchmal Dinge unnötig verkompliziert, der alles zerdenkt, überdenkt und nicht einfach ‚mit dem flow‘ gehen kann. Doch Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte hat mich gelehrt, dass das okay ist. Dass mich das nicht zu einer Außenseiterin oder zu einem ’schlechteren Menschen‘ macht. Fragen zu haben, ist okay. Antworten zu wollen, ist okay. Nicht immer zufrieden mit den Antworten zu sein, ist okay.
Bei jedem einzelnen Kapitel von Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte habe ich mich wiedergefunden – mal mehr, mal weniger. Ich hab beim Lesen dieser Geschichten, Märchen und Sagen geschmunzelt, ein Tränchen verdrückt oder manchmal auch nur minutenlang an die Wand gestarrt und über das Gelesene (und das Leben) nachgedacht. Denn das macht dieses Buch mit dir: Du denkst über das Leben nach und fragst dich, warum du die Dinge nicht schon immer von dieser von Jorge aufgezeigten Perspektive gesehen hast.
Wie schon zu Beginn dieser Kolumne erwähnt, liebe ich Bücher, durch welche ich mich gesehen fühle. Und Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte hat dies so sehr geschafft, wie noch kein Büchlein vor ihm. Außerdem wird mit der Rahmenhandlung das Tabu rund um die Therapie ein wenig gebrochen. Denn: Es ist okay und wichtig und richtig und auch mutig, sich Hilfe zu suchen, wenn man allein nicht weiter weiß.
„Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte“ von Jorge Bucay: Ein Must-Read für alle Träumenden, Zweifelnden und Suchenden
Ich liebe Märchen und gute Geschichten mit einer Moral dahinter – und Komm, ich erzähl‘ dir eine Geschichte ist voll mit diesen. Mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit werden teilweise bekannte Geschichten in einen Kontext des eigenen Lebens gestellt. Ja, meine mentale Gesundheit ist vielleicht nicht immer die Beste. Aber das ist okay. Denn ich bin nicht allein – es geht auch noch Millionen von anderen Menschen so.
Das Buch hat mir geholfen, eine andere Perspektive auf bestimmte Dinge zu bekommen. Manchmal fahren wir uns in unseren eigenen Gedanken fest und vergessen dabei das Große und Ganze und das Wichtigste überhaupt: das eigene Selbst. Dieses Buch ist deshalb für all diejenigen, die sich noch selbst suchen, die Antworten wollen und die denken, dass sie weniger wert sind, als andere – bist du nicht. Und das solltest du dir immer wieder sagen.
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