Ja, man kann es eigentlich nicht mehr hören, schon wieder ein neuer Tiktok Trend. Aber diesmal stecken sich die Mädels keine Eiswürfel in die Vagina oder machen ihr Orgasmus-Gesicht, sondern es geht um ein ernstes Thema: sexuelle Belästigung und Gewalt. Und zwar nicht nur an Frauen. Auch junge Männer trauen sich, auf der Videoplattform ihre Geschichten zu erzählen mit dem #metoo und #survivor.
Gen Z spricht Probleme mit sexueller Belästigung offen an
Gen Y und Gen Z werden gern als die mental kaputten Generationen verspottet. Gefühlt hat jeder von uns einen Therapeuten und mindestens einmal im Leben eine Depression. Auch von Burnout sind die Millennials stärker betroffen und das ohne bereits ein ganzes Arbeitsleben geschuftet zu haben.
Doch es hat auch etwas Gutes: Wir setzen uns nicht nur unheimlich gern mit uns selbst auseinander, sondern wir wollen auch heilen, wir wollen verstehen und wir wollen es ändern. Gen Z geht einen Schritt weiter und schafft auf Tiktok, was im echten Leben oft nicht klappt: Sie sprechen öffentlich über sexuelle Belästigung und Gewalt.
Wir reden hier nicht von Catcalling oder schlechten Anmachsprüchen, wir sprechen von sexuellen Übergriffen, von Einschüchterung, von Nötigung und auch Vergewaltigung.
„I am a survivor, not a victim!“
In einem Tiktok Trend sprechen nun Betroffene die Probleme von sexueller Belästigung und Gewalt an. Sie tauchen ihre Hände in Farbe und markieren die Körperstellen, die von den Tätern berührt wurden. Unter den Jugendlichen sind auch viele Vergewaltigungsopfer.
In einer anderen Videoreihe zeigen Betroffene von Vergewaltigungen, was sie getragen haben, als es geschah. Es spielt auf die typische Frage an „Was hattest du an? Hast du es etwa provoziert?“ Nein! Kleidung oder auch keine Kleidung ist keine Einladung! Das zeigte auch Männerwelten von Joko und Klaas.
Wie haben die Betroffenen die Ereignisse verarbeitet? Unterschiedlich. Einige schauen stolz in die Kamera und verkünden „Ich bin ein Überlebender, kein Opfer!“, andere schaffen es nicht die Videos ohne Tränen zu überstehen. Sicher ist: Es hat das Leben von allen verändert.
Die Kommentare zeigen das Ausmaß
Klar, sind Kommentare auf Tiktok keine validen Studienergebnisse. Aber sie zeigen, wie es leider noch ist: Die Täter werden nicht angezeigt und wenn, dann oft nicht verurteilt. Wir haben Kriminologen Christian Pfeiffer gefragt, warum das bei sexueller Gewalt so oft der Fall ist.
Auch in den Kommentaren anderer Nutzer erzählen viele, was ihnen gesagt wurde, als sie versuchten die Täter anzuzeigen: Du hast es provoziert! Willst du wirklich das Leben von drei jungen Männern zerstören? Du hast es verdient! Du bist eine Schlampe, das weiß jeder! Du wolltest es doch auch!
Du hast es provoziert! Du wolltest es doch auch!
Lasst uns den Trend auch im realen Leben umsetzen!
Lasst uns versuchen, nicht nur online stark zu sein, sondern auch im realen Leben. Lasst uns das Victim-Shaming verabschieden! Lasst uns darüber reden, wie wir Betroffene unterstützen können und eine Anzeige für sie einfacher machen!
Egal, ob Mann oder Frau, ein Outfit ist keine Einladung! Nein heißt nein. Lasst uns #metoo ernst nehmen und dafür sorgen, dass wir ihn nicht mehr brauchen.
Der erste Schritt ist getan, wenn Betroffene über die Gewalttaten sprechen, nun müssen wir dafür sorgen, dass Täter auch dafür belangt werden können.
Wenn du selbst sexuelle Gewalt erfahren hast, findest du beim Hilfeportal Sexueller Missbrauch oder unter der Nummer 0800-22 55 530 Hilfe und Unterstützung.