Die Kokospalme – auch Dhivehi „Ruh“ genannt – ist tief verwurzelt im kulturellen Gedächtnis der Malediven. Generationen von Inselbewohner*innen leben mit dem Rhythmus dieses Baums, der nicht nur Nahrung und Schutz, sondern auch Identität und Tradition schenkt. Alle spannenden Fakten.
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In der Küche: Die Kokosnuss ist vielseitig einsetzbar
Schon die junge, grüne Kurumba-Kokosnuss wird auf den Inseln gefeiert: Ihr klarer, kühler Saft ist nicht nur ein perfekter Durstlöscher, sondern auch reich an Elektrolyten – eine natürliche Erfrischung in den tropischen Breitengraden. Das weiche Fruchtfleisch wird als gesunder Snack geschätzt, frisch aus der Nuss gelöffelt – oft direkt am Strand. Mit jeder Wachstumsphase verändert sich die Frucht, erhält neue Namen und Bedeutungen.

In der reifen Variante – dem Kaashi – wird das weiße Fruchtfleisch zu feinen Raspeln verarbeitet. Kaashi kiru, die cremige Kokosmilch, verleiht der maledivischen Küche ihren unverwechselbaren Geschmack – etwa im Frühstücksklassiker Mashuni, einer Mischung aus frisch geraspelter Kokosnuss, Thunfisch und Chili, die mit warmem Roshi-Fladenbrot serviert wird. Auch in den traditionellen Insel-Snacks, den sogenannten Hedhikaa, von würzig gefüllten Teigtaschen bis hin zu frittierten Kokosbällchen, spielt sie eine zentrale Rolle.
Eines der begehrtesten Naturprodukte der Malediven ist Mudi Kaashi – die gekeimte Kokosnuss mit weicher, schwammiger Textur und einem süßen Geschmack. Als echte Rarität gilt sie vor allem bei Kindern als Schatz: Wer bei der Familien-Kokosnussjagd – Valuthere genannt – auf eine Mudi Kaashi trifft, hat das große Los gezogen.

Kein Teil bleibt ungenutzt – vom Kochtopf bis zur Kunst
Aus der faserreichen Hülle der Nuss entsteht Roanu, ein starkes Kokosgarn, das traditionell zu Seilen, Fischernetzen, Matratzenfüllungen oder Besen verarbeitet wird. Die harte Schale – Naashi – dient nicht nur als Brennstoff für offene Feuerstellen, sondern wird auch zu Löffeln, Schalen oder Schöpfkellen geschnitzt, die bis heute in vielen Haushalten im Einsatz sind.
Auch die Palmwedel finden vielfältige Verwendung: getrocknet werden sie zu wetterfesten Dächern geflochten, zu Matten, Körben und Hüten verarbeitet oder kunstvoll in festlichen Zeremonien eingesetzt. Bei traditionellen Festen wie Eid, also dem islamischen Opferfest, oder bei den farbenfrohen Maali-Umzügen sind sie Teil der Dekoration und symbolisieren Beständigkeit und Zusammenhalt.

Selbst in der zeitgenössischen Kunst wird das Material wiederentdeckt – als nachhaltige Hommage an ein Kulturgut, das auf den Malediven fest im Alltag verwurzelt ist.
Apropros Wurzeln: Das tiefe Wurzelwerk der Palmen schützt die Küsten vor Erosion und spendet Schatten in Zeiten zunehmender Hitze.
Flüssiges Gold: Die Kunst des Palmensaft-Tappens
Ein weiteres Kapitel im Leben der Palme beginnt mit ihrer Blüte. Geschickte Raaveriyaa – die traditionellen „Toddy Tapper“, also erfahrene Palmensaft-Sammler – zapfen die Blütenknospen der Palme an, um den süßen Saft „Raa“ zu gewinnen: einen süßen, leicht fermentierenden Palmensaft, der frisch getrunken als Erfrischung dient oder eingekocht zu Dhiyaa Hakuru wird – einem karamellfarbenen Kokosblütenzucker mit intensivem Aroma. Gesammelt wird der wertvolle Saft in Raa Bandhi, kleinen Gefäßen – natürlich – aus Kokosnussschalen.
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Ein Baum für Generationen
Eine Kokospalme lebt bis zu 100 Jahre – und versorgt in dieser Zeit oft drei Generationen einer Familie. Wenn sie schließlich gefällt wird, dient ihr Stamm als Baumaterial für traditionelle Dhoni-Boote, mit denen die Malediver seit Jahrhunderten die Inselwelt erkunden, oder wird zu langlebigen Möbeln und Häusern verarbeitet.
Auch die Wurzeln finden ihre Verwendung – in der jahrhundertealten Heilkunst, die Dhivehi Beys genannt wird, werden sie zu Tinkturen und Extrakten verarbeitet, die bei verschiedenen Beschwerden Linderung bringen. So bleibt die Kokospalme auch über ihren Tod hinaus ein Symbol von Nutzen, Nachhaltigkeit und Verbundenheit mit der Natur.
Quelle: Visit Maldives
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